Der Audi RS 7 Sportback ist mehr als nur ein schnelles Auto – er ist ein Statement zwischen Vernunft und Wahnsinn, zwischen Business-Class und Boxenstopp. Mit seinem 4,0-Liter-V8, 600 PS und 800 Newtonmetern Drehmoment verkörpert er jene Art von Power, die man heute kaum noch findet: roh, kultiviert und kompromisslos.
Seit 2018 läuft die zweite Generation des A7 vom Band, der RS 7 folgte wenig später – als sportliches Manifest gegen die zunehmende SUV-Dominanz. Wo andere hoch bauen, bleibt er tief, breit und entschlossen. Er konkurriert mit Schwergewichten wie dem BMW M8 Gran Coupé, dem Mercedes-AMG GT 63 S und dem Porsche Panamera Turbo, wirkt dabei aber weniger protzig, fast schon britisch in seiner Zurückhaltung.
In dieser Liga geht es längst nicht mehr nur um Tempo, sondern um das Gefühl, mit jedem Tritt aufs Gas eine Idee von Perfektion zu berühren. Genau das wollten wir wissen – und haben den RS 7 Sportback in Daytonagrau für einen intensiven Test auf Asphalt geschickt.
Der Look
Der Audi RS 7 Sportback ist einer jener seltenen Momente, in denen pure Kraft in Eleganz verpackt wird, ohne dass etwas an Glaubwürdigkeit verloren geht. Schon im Stand wirkt der Fünftürer wie ein gespannter Muskel. Das flache Dach zieht sich in einer perfekten Linie bis zum kraftvollen Heck, während die ausgestellten Radhäuser und der breite Singleframe-Grill klar machen, dass hier kein gewöhnlicher Gran Turismo steht.
In Daytonagrau wirkt der RS 7 fast schon unverschämt souverän – ein Statement auf vier Rädern, das zwischen Understatement und Provokation balanciert. Die Front trägt ihre Aggression wie ein Maßanzug: große Lufteinlässe, schmale LED-Matrix-Scheinwerfer, eine Lichtsignatur, die auch im Rückspiegel keine Fragen offenlässt. Wer ihn einmal in Natura sieht, versteht, warum er mehr Respekt als Aufsehen erregt.
Von der Seite betrachtet, bleibt die Silhouette typisch A7 – lang, tief, gestreckt –, doch die Details verraten den Unterschied: 22-Zoll-Räder, wuchtige Bremsanlagen und eine Heckpartie, die wie ein muskulöser Rücken aussieht. Der aktive Spoiler fügt sich nahtlos ein, während die durchgehende Lichtleiste das Heck im Dunkeln zu einer Lichtskulptur macht. Zwei ovale Endrohre links und rechts fungieren weniger als Zierde, sondern als Drohung – leise, bis der Startknopf gedrückt wird.
Und innen?
m Cockpit des Audi RS 7 Sportback herrscht jene kühle Noblesse, die man aus Ingolstadt kennt – nur eben in ihrer konzentriertesten Form. Der Innenraum ist eine Mischung aus Sportstudio und Designerloft: fließende Linien, dunkles Aluminium, viel Leder, alles wirkt fest, satt, präzise. Kein Gramm zu viel, kein Knopf ohne Funktion.
Vorn thront man tief im Fahrzeug, umgeben von einer digitalen Kommandozentrale. Das Virtual Cockpit präsentiert alle wichtigen Daten gestochen scharf, während die beiden Touchscreens in der Mittelkonsole – einer fürs Infotainment, einer für Klima und Komfort – Audi-typisch logisch aufgebaut sind. Nach wenigen Minuten hat man das System verinnerlicht, die haptischen Feedbacks der Displays wirken erstaunlich analog.
Die Sportsitze sind ein Kapitel für sich: fest, konturiert und dennoch langstreckentauglich. Sie umschließen den Fahrer wie eine zweite Haut, ohne zu erdrücken, und bieten gleichzeitig Massage- und Belüftungsfunktion. Auch im Fond bleibt der RS 7 großzügig – zwei Erwachsene reisen hier ohne Kompromisse, trotz der abfallenden Dachlinie. Nur beim Einsteigen verlangt der Gran Turismo etwas Eleganz in der Bewegung.
Der Kofferraum fasst 535 Liter und lässt sich auf bis zu 1.390 Liter erweitern – fast Kombi-Niveau, ohne die Linien zu zerstören. So kombiniert der RS 7 Luxus, Raum und Technik zu einem Innenraum, der sich eher nach Maßanzug anfühlt als nach Serienproduktion.
Der Antrieb des Audi RS 7 Sportback
Unter der langen Haube des Audi RS 7 Sportback arbeitet ein Aggregat, das fast schon anachronistisch wirkt – und gerade deshalb so faszinierend ist. Der 4,0-Liter-V8 mit Biturbo-Aufladung ist ein Statement gegen die Gleichmacherei der Elektromobilität. 600 PS und 800 Newtonmeter Drehmoment stehen hier nicht als Zahlenspiel, sondern als physische Erfahrung.
Der Achtzylinder brummt beim Start kurz auf, als wolle er sicherstellen, dass man wach ist. Danach: seidige Ruhe. Erst wenn der rechte Fuß mehr verlangt, bricht das Inferno los – begleitet von einem Bass, der jeden Tunnel zum Resonanzkörper macht. Der RS 7 schiebt ohne Zögern an, katapultiert sich in 3,5 Sekunden auf 100 km/h und läuft – je nach gewähltem RS-Paket – bis zu 305 km/h. Das alles geschieht mit einer Selbstverständlichkeit, die an einen ICE mit V8-Sound erinnert.
Die Achtstufen-Automatik wechselt die Gänge in einem Atemzug, während der Quattro-Antrieb die Kraft millisekundengenau verteilt. Es gibt kaum Situationen, in denen der RS 7 überfordert wirkt. Selbst bei nasser Fahrbahn oder in schnellen Kurven bleibt er stoisch, kontrolliert, souverän. Die optionale Hinterachslenkung sorgt dafür, dass sich das über fünf Meter lange Coupé in der Stadt plötzlich handlich wie ein Kompakter anfühlt.
Das adaptive Luftfahrwerk bleibt dabei ein Meisterwerk – im Komfortmodus eine Sänfte, im Dynamikmodus messerscharf. Der RS 7 ist kein reiner Sportwagen und will es auch nicht sein. Er ist ein Gran Turismo, der Langstrecken frisst und Landstraßen liebt, ohne je aus der Ruhe zu geraten.
Verbrauch & Alltag
Bei aller Dramatik unter der Haube bleibt der Audi RS 7 Sportback überraschend alltagstauglich. Der Mildhybrid-Antrieb mit 48-Volt-System sorgt für sanfte Start-Stopp-Vorgänge und spart in der Stadt tatsächlich ein paar Zehntel. Doch Wunder sollte man nicht erwarten: Wer die volle Leistung abruft, sieht die Tanknadel in Echtzeit wandern.
Im Test lagen wir bei durchschnittlich 12,3 Litern Super Plus auf 100 Kilometer – ein Wert, der für ein 600-PS-Fahrzeug mit fast 2,2 Tonnen Gewicht mehr als respektabel ist. Wer den RS-Modus liebt und die Gänge ausdreht, landet schnell bei 15 bis 16 Litern. Auf langen Autobahnetappen bei konstantem Tempo pendelt sich der Verbrauch dagegen bei rund 9 Litern ein.
Im Alltag zeigt der RS 7, dass Kraft und Komfort keine Gegensätze sind. Das adaptive Luftfahrwerk filtert Unebenheiten mühelos heraus, die Geräuschdämmung ist exzellent und die optionale Hinterachslenkung macht ihn im Stadtverkehr erstaunlich agil. Selbst Parkhäuser verlieren ihren Schrecken, wenn das 360-Grad-Kamerasystem aktiviert wird.
Der RS 7 kann also Familienkutsche, Pendlerauto und Kurvenräuber in einem sein – wenn man das nötige Budget für Sprit, Reifen und Versicherung einkalkuliert. Denn diese Werte bewegen sich – wenig überraschend – auf Sportwagenniveau.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Wer im Audi RS 7 Sportback Platz nimmt, bewegt sich in einem Fahrzeug, das ebenso digital wie physisch beeindruckt. Schon serienmäßig bringt der große RS eine Armada an Assistenzsystemen mit – vom adaptiven Tempomaten über den Spurhalteassistenten bis hin zum Nachtsichtassistenten. Alles funktioniert dabei angenehm unaufgeregt, fast selbstverständlich, wie man es von einem Fahrzeug dieser Liga erwarten darf.
Das MMI-System in seiner aktuellsten Generation läuft schnell, logisch und ohne die Ablenkungsgefahr vieler Konkurrenten. Zwei hochauflösende Displays bilden das Zentrum des Infotainments, während das Virtual Cockpit Plus dem Fahrer unzählige Konfigurationsmöglichkeiten bietet – von klassischem Tacho-Look bis Rennstrecken-Telemetrie. Apple CarPlay, Android Auto, Navigation mit Satellitenbildern und Over-the-Air-Updates gehören ebenso dazu wie die exzellente Sprachsteuerung, die Befehle meist beim ersten Versuch versteht.
Besonders eindrucksvoll: das optionale Bang & Olufsen Advanced Sound System. Mit 23 Lautsprechern und 1.920 Watt Leistung verwandelt es den Innenraum in eine Klangkuppel, die auch bei 250 km/h noch präzise und detailreich klingt. Wer sich also eher für orchestrale Feinheiten statt V8-Grollen interessiert, findet hier seine Bühne. Wir nahmen mit dem kleineren B&O-Soundsystem Vorlieb, das allerdings auch alles andere als ein Trostpreis ist.
Auch in Sachen Komfort geizt der RS 7 nicht: beheizte und belüftete Sitze, Vier-Zonen-Klimaautomatik, Ambientebeleuchtung in dutzenden Farben und eine Vielzahl individualisierbarer Fahrmodi machen den Sportback zu einem echten Hightech-Gleiter. Der RS 7 will nicht provozieren – er will beeindrucken. Und das gelingt ihm auf so leise, souveräne Art, dass man fast vergisst, in einem 600-PS-Monster zu sitzen.
Varianten & Preise des Audi RS 7 Sportback
Der Audi RS 7 Sportback war nie ein Auto für die breite Masse – und vielleicht ist genau das der Grund, warum sein Ende so weh tut. Mit einem Basispreis von rund 127.000 Euro und reichlich Luft nach oben gehörte er stets zu den exklusiveren Erscheinungen im Audi-Kosmos. Je nach Ausstattung und Paket lag der Preis schnell jenseits der 150.000 Euro, ein vollausgestatteter RS 7 näherte sich sogar der 200.000-Euro-Marke.
Doch Geld allein war nie das Argument für diesen Wagen. Es ging um Haltung, um diesen unnachahmlichen Mix aus Macht und Understatement, den kaum ein anderes Auto so perfekt verkörperte. Umso bitterer, dass Audi im Zuge der Elektrifizierungsstrategie sowohl den RS 7 als auch den RS 6 aus dem Programm genommen hat. Die Ära des Achtzylinders neigt sich dem Ende zu – zumindest vorerst. Bisweilen steht der RS e-tron GT stellvertretend als vollelektrisches Derivat bereit.
Denn wie so oft in der Automobilgeschichte bedeutet ein Ende nicht zwangsläufig den Schlussstrich. Hinter den Kulissen wird bereits über einen Nachfolger spekuliert – vielleicht mit V8-Hybrid, vielleicht vollelektrisch, aber hoffentlich wieder mit jener Aura, die den RS 7 so besonders machte. Bis dahin bleibt das aktuelle Modell ein Stück rollende Erinnerung: das letzte Kapitel eines großen Gran Turismo, der Luxus, Leistung und Design auf fast perfekte Weise vereinte.
Kundenfeedback
Wer den Audi RS 7 Sportback fährt, schwärmt oft mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut. Viele Besitzer bezeichnen ihn als das perfekte Auto für Menschen, die alles wollen – Alltag, Langstrecke, Adrenalin und Eleganz in einem Paket. Besonders gelobt werden der bärenstarke V8, das souveräne Fahrverhalten und die enorme Traktion des Quattro-Antriebs. Auch die Balance zwischen Sportlichkeit und Komfort beeindruckt: ein Fahrzeug, das morgens in die Tiefgarage der Kanzlei rollt und abends mit Leichtigkeit die Alpenpässe hinaufstürmt.
Kritik gibt es eher auf hohem Niveau. Einige Fahrer bemängeln, dass der RS 7 trotz des adaptiven Fahrwerks in der Stadt etwas straff bleibt, andere wünschen sich eine direktere Lenkung und ein weniger kompliziertes Menüsystem. Auch der Verbrauch ist naturgemäß kein Thema für Sparfüchse – zwischen 10 und 16 Litern ist alles drin, je nach Laune des rechten Fußes.
In puncto Zuverlässigkeit zeigen sich die meisten Fahrer zufrieden, loben die hochwertige Verarbeitung und das solide Qualitätsgefühl. Besonders das Interieur wird häufig als Benchmark unter den Performance-Limousinen bezeichnet: digital, edel und ergonomisch nahezu perfekt.
Trotz des stolzen Preises sind sich viele einig: Der RS 7 ist jeden Euro wert, weil er Emotionen weckt, ohne Effekthascherei. Und genau das scheint es zu sein, was seine Fans nun vermissen – ein letztes Stück echter Automobilkultur, das nach Benzin riecht, nach purer Mechanik klingt und doch so modern wirkt, dass man ihn nie altern sieht.
Fazit zum Audi RS 7 Sportback
Der Audi RS 7 Sportback wollte nie ein leises Auto sein – weder akustisch noch in seiner Wirkung. Er war die Synthese aus deutscher Ingenieurskunst und emotionaler Exzellenz, ein Gran Turismo, der den Spagat zwischen Luxus und Wahnsinn beherrschte wie kaum ein anderer. Mit seinen 600 PS, 800 Newtonmetern Drehmoment und dieser fast animalischen Eleganz war er ein fahrendes Statement – nicht für Status, sondern für Stil.
Sein Ende markiert den Abschied von einer Ära, in der große Verbrenner noch Charakter hatten und jede Drehzahl ein Versprechen war. Der RS 7 verabschiedet sich ohne Nachfolger – vorerst. Doch sein Vermächtnis bleibt: das Gefühl, dass Kraft auch schön sein kann, dass Präzision nicht kühl wirken muss und dass Performance etwas anderes ist als nur Zahlen auf einem Datenblatt.
Der RS 7 Sportback war das letzte seiner Art – ein viertüriges Coupé, das Emotion über Effizienz stellte und dabei eine faszinierende Balance fand. Wenn es eines Tages tatsächlich einen elektrischen Nachfolger geben sollte, wird dieser sich an einem Geist messen müssen, den man nicht einfach nachbauen kann. Denn was den RS 7 ausmachte, war mehr als ein Motor – es war Haltung.
Konkurrenzmodelle
Der Audi RS 7 Sportback bewegte sich stets in einer illustren Gesellschaft – und doch hatte er immer diese gewisse Eigenständigkeit, die ihn schwer vergleichbar machte. Seine klassischen Rivalen hießen BMW M8 Gran Coupé, Mercedes-AMG GT 63 S 4-Door und Porsche Panamera Turbo, allesamt Schwergewichte, die Leistung und Prestige auf ihre ganz eigene Weise inszenieren.
Der BMW setzt auf kühle Präzision und einen Hauch von Zurückhaltung, die nur auf den ersten Blick bayerisch-bescheiden wirkt. Er ist der analytischste im Bunde – schnell, brutal effizient, aber weniger emotional. Der AMG GT 63 S hingegen kommt mit der ganzen Theatralik, die man von Affalterbach erwartet: aggressiver Sound, explosive Reaktionen, pure Wucht. Ihm fehlt die Understatement-Note, die den RS 7 so besonders machte. Und dann ist da noch der Porsche Panamera – technisch nahezu perfekt, fahrdynamisch ein Maßstab, aber eben auch etwas nüchtern, fast zu rational für einen echten Gran Turismo mit Gänsehautfaktor.
In einer Zeit, in der der RS 7 aus den Preislisten verschwindet, zeigt sich umso deutlicher, was er verkörperte: eine Brücke zwischen Vernunft und Leidenschaft. Seine Konkurrenz lebt weiter – teilweise schon elektrifiziert, teilweise hybridisiert –, doch kaum ein anderes Auto konnte bisher dieses Gefühl liefern, dass man in etwas sitzt, das ebenso elegant wie gefährlich wirkt. Der RS 7 war nicht das lauteste, aber vielleicht das kompletteste Auto seiner Klasse.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D
