Als State-of-the-Art Business-GT präsentiert sich uns der neue Porsche Panamera Turbo S. Die Speerspitze der aktuellen Generation leistet 630 PS, kredenzt aus einem V8-Biturbo, verpackt in einem Business-Dress, den selbst Tom Ford nicht besser hätte maßschneidern können.
Dabei gibt es die edle Business-Limousine bereits seit 2009. Mittlerweile hat sie bereits einen Generationswechsel und zwei Facelifts hinter sich.
Im Zuge des jüngsten Facelifts hat man nun auch endlich wieder das Turbo-S-Modell eingeführt; im Vorfacelift gab es nur den Turbo sowie den Turbo S e-Hybrid. Die bisweilen recht anspruchsvolle Kundschaft bestand jedoch auf den konventionell angetriebenen Panamera in höchster Ausbaustufe und fand die Überlegung, auf einen Turbo S e-Hybrid zu wechseln nicht sonderlich witzig. So gibt es nun wieder den klassischen Turbo S, den wir hier in stilsicherem Aventuringrünmetallic einem Test unterziehen. Fahrbericht.
Der Look
Wirft man einen Blick auf den aktuellen Panamera, so erscheint dieser wie aus einem Stück gegossen. Nichts stört optisch, keine Design-Experimente, wie dies noch beim Vorgänger der Fall war. Eine flüssige, klare Designlinie verleiht dem Panamera ebendiesen Business-Look, den er sich über die Jahre hart erarbeitet hat.
Seine Stellung ist ohnehin exponiert, die viertürigen Coupés sind mehr oder weniger in den Hintergrund gerutscht, man besinnt sich wohl derzeit lieber auf SUV-Coupés und andere hochbeinige Gefährten. So reiht sich der Panamera ein zwischen 8er Gran Coupé und dem viertürigen AMG-GT. Weitere Konkurrenz? Nicht wirklich.
Hinzu kommt, dass dieser Porsche eine gewisse Unnahbarkeit bei gleichzeitiger Vertrautheit ausstrahlt. Klingt ein wenig paradox, ist aber der Eindruck vieler Betrachter, die sich – in jeweils ihrem Wording – eben genauso ausdrücken. Distinktion ist hier ein weiterer Begriff, zu dem wir später noch kommen.
Das Exterieur
Zurück zum Design. Die Front wartet mit dem typischen Markengesicht auf, das mit flach eingelassenen Scheinwerfern und dem von anderen Modellen bekannten Vierpunkt-Tagfahrlicht daherkommt. Der guten Ordnung halber beließ man es bei der Konturierung der Motorhaube – zusätzliche Luftauslässe sparte man sich aus Gründen (Stichwort: Distinktion). Dass es sich hier um die Top-Motorisierung handelt, verraten dem versierten Betrachter nur kleine Details, wie das zweigeteilte Standlicht im neu designten Stoßfänger.
Ein Blick auf die Seite unterstreicht die flüssige Designlinie, die sich bis zum Heck durchsetzt. Man hat es sich in Süddeutschland nicht nehmen lassen und ein wenig der ersten Generation gehuldigt. Dessen „Buckel“ – wie manch böse Zunge beim Vorgänger moserte – ist nun einer fastbackartigen Linienführung gewichen, welche auch besser zum seriösen Auftritt passt. Die 21 Zoll großen Sport-Design-Räder sind in schlichtem Silber gehalten und die dahinter liegende PCCB – Porsche Ceramic Composite Brake, also die Keramikbremse – erhielt nicht etwa leuchtend gelbe sondern unauffällig schwarz lackierte Bremssättel. Bloß nicht auffallen – das war hier wohl die Devise. Distinktion und so.
Am Heck wurde nicht umgedacht, sondern modifiziert. Leicht überarbeitete Rückleuchten werden noch immer von einem zarten LED-Band miteinander verbunden, während markant ausgestellte Hüften von einer entsprechenden Potenz zeugen – allerdings relativ dezent. Die Vierrohr-Anlage ist wohl das letzte Erkennungszeichen, ansonsten bleibt der Panamera Turbo S sehr zivil.
Noch mal zurück zur Distinktion: Der Lack in Aventuringrünmetallic sowie die 21 Zoll großen Sport-Design-Räder samt schwarzen Bremssätteln zeugen ganz und gar von Understatement. Das hat man bei dieser Konfiguration holistisch berücksichtigt und so rollt unser Testwagen – so gut wie eben möglich – nahezu unauffällig im Verkehr mit, ohne sein Potential über die Maße oder gar protzig jedermann zur Schau zu stellen.
Das Interieur
Im Innenraum geht es derweil sehr fein zu. Eine Lounge aus hochwertigem Leder und bestens verarbeitetem Paldao-Holz wartet hier auf Fahrer und Passagiere. Die erdigen Farben, bestehend aus Braun und Grau, bieten ein entspannendes Ambiente, das unmittelbar auf die Insassen abfärbt. Dazu kommen weiter Annehmlichkeiten in Form von sehr bequemen und auf Wunsch vollklimatisierten Sitzen mit superbem Seitenhalt und Massage.
Die Tachoeinheit besteht aus zwei digitalen Displays, die sich recht frei konfigurieren lassen und – das wird bei Porsche wohl dankbarerweise bis zum letzten Verbrenner so sein – einem analogen Drehzahlmesser in der Mitte. In Sachen Infotainment gibt es das sogenannten PCM – Porsche Communication Management – welches mit großem Touchscreen in der Mitte aufwartet und in Sachen Bedienung schnell begriffen ist. Mittlerweile lassen sich auch kabellos Smartphones via Apple CarPlay integrieren und die Sprachsteuerung versteht sogar läppisch gesprochene Kommandos.
Im Fond befinden sich zwei Einzelsitze, die ebenfalls mit Heizung, Belüftung und Massage ausgerüstet werden können. Ein Tablet in der Mitte übernimmt die Steuerung aller Annehmlichkeiten an Bord und das Rear Seat Entertainment mit zwei Bildschirmen sorgt für entsprechende visuelle Berieselung. Im Übrigen lässt sich der Panamera auch als Fünfsitzer konfigurieren; das wird zwar nicht allzu oft getan, da die Platzverhältnisse dann doch knapp werden, aber theoretisch bringt der Turbo S auch fünf Personen von A nach B.
In Sachen Kofferraum bringt es der Stuttgarter auf 467 Liter Stauraum, der sich auf maximal 1.306 Liter erweitern lässt.
Der Antrieb des Porsche Panamera Turbo S
Den Antrieb im Porsche Panamera Turbo S übernimmt ein vier Liter großer V8 mit Biturbo-Aufladung, welcher eine Leistung von üppigen 630 PS bereitstellt. Das maximale Drehmoment beträgt beachtliche 820 Newtonmeter und steht schon ab 2.300 Umdrehungen pro Minute bereit. Der Spurt aus dem Stand auf 100 km/h ist in 3,1 Sekunden Geschichte, der Vortrieb endet erst bei abgeriegelten 315 Stundenkilometern.
Alternativ zum Turbo S stehen weitere Motorisierungen mit Sechs- und Achtzylindermotoren zur Wahl. Auch Plug-in-Hybrid-Modelle werden – auch als Turbo S e-Hybrid – weiterhin angeboten. Darüber hinaus ist der Panamera als Kombiversion „Sport Turismo“ sowie als verlängerte „Executive“ Variante erhältlich. Letztere eignet sich besonders, wenn der Fond im Fokus steht und / oder das Fahrzeug des Öfteren als Power-Chauffeur-Limousine genutzt werden soll.
Nun aber zurück zu unserem Protagonisten: Mit dem Porsche Panamera Turbo S besitzt man folglich eine der stärksten und schnellsten Business-Limousinen. Und das ist bereits ab dem ersten Meter spürbar. Im Zuge des Facelifts wurde das Fahrwerk weiter optimiert. Insbesondere die adaptiven Dämpfer standen im Fokus und weisen nun eine noch größere Spreizung auf, was dem Kunden die Wahl zwischen kompromisslosem (Super-) Sportwagen und langstreckenaffiner Reiselimousine lassen soll. Weiterhin wurde auch die Wankstabilisierung perfektioniert, sodass nun quasi gar keine Nick- und Wankbewegungen mehr zugelassen werden sollen.
Impressionen
Und in der Praxis? Vergessen Sie einfach mal alles, was Sie bisher über Luxus-GTs gehört haben. Porsche hebt alles auf ein neues Level. Die ersten Meter rollt der Turbo S nahezu lautlos vom Hof, während die Gasannahme so neutral ausfällt, wie in jedem herkömmlichen Golf. Will heißen, jeder Fahranfänger könnte (!) mit diesem Fahrzeug entspannt von A nach B fahren. Insbesondere die Hinterachslenkung hilft beim Rangieren enorm, der Panamera fühlt sich eher nach Kompaktklasse an. Die vorbenannten Optimierungen sorgen dafür, dass sämtliche Unebenheiten der Fahrbahn, einschließlich Kopfsteinpflaster, souverän absorbiert werden. Dank einer optimalen Dämmung wird es selbst mit zunehmendem Tempo im Innenraum nicht merklich lauter.
Dafür erhärtet die Lenkung, was dem Fahrer viel Arbeit abnimmt. Wir wechseln in den Sport-Plus-Modus und das einst so sanfte Fahrwerk erhärtet verdächtig stark, während die Gänge nun regelrecht reingehämmert werden. Auch der Sound des Achtzylinders ist nun allgegenwärtig, während die Gasannahme eher der eines 911er GT3 gleicht. Ach ja: Die Lenkung ist nun so spitz wie ein Bleistift.
Auf offener Landstraße lässt sich der Turbo S fast so dynamisch bewegen, wie ein Neunelfer. Willig lenkt der Luxus-GT ein, verschlingt die Kurve im Ganzen und giert schon weit vor dem Scheitelpunkt nach der Nächsten. Dank permanentem Allradantrieb erreicht er binnen Wimpernschlägen schon wieder Geschwindigkeitsbereiche, die wohl in keinem Land der Welt zum guten Ton gehören. Doch dafür gibt es ja die serienmäßige Keramikbremse mit zehn (!) Kolben vorne. Sie bringt den Gran Turismo schnell wieder in humane Sphären.
Auf der Autobahn stürmt der Porsche Panamera Turbo S nach vorne, wie von der Tarantel gestochen. Es ist schier unfassbar, dass dem Fahrzeug irgendwie nie die Puste ausgehen will. Wir erreichen maximal 324 Sachen, dann setzt der Begrenzer dem Vortrieb ein Ende. Diese „abartige Lässigkeit“, die schon dem ersten Panamera Turbo S innewohnte, ist auch hier deutlich zu spüren.
Und der Verbrauch?
Unser Durchschnittsverbrauch lag bei 12,9 Litern pro 100 gefahrener Kilometer, was lediglich ein Zehntelliter mehr ist, als Porsche selbst angibt. Geht man es gelassen an, verbraucht der Turbo S rund neun Liter. Wer es gern und oft krachen lässt, sollte sich natürlich nicht über Werte zwischen 18 und 20 Liter wundern.
Preis und Ausstattung
Der Porsche Panamera Turbo S startet aktuell bei 192.508 Euro. Ein recht hoher Preis, der sich durch viele Optionen und Individualisierungen noch um einige Zehntausende steigern lässt. Unser nahezu vollausgestatteter Testwagen bringt es so immerhin auf rund 228.000 Euro.
Doch bereits die Serienausstattung ist wirklich umfangreich: Hierzu gehören die folgenden Optionen:
Sinnvolle Konfiguration des Porsche Panamera Turbo S
Nachfolgend geben wir eine Übersicht über die von uns empfohlenen Optionen:
Fazit zum Porsche Panamera Turbo S
Der Porsche Panamera Turbo S erwies sich im Test als ultra potenter High-End Gran Turismo, der den Spagat zwischen Supersportler und Business-Limousine so gut wie kein anderes Fahrzeug schafft. Sein Preis ist stattlich, doch das hier Gebotene ist für die meisten Menschen jenseits von Gut und Böse.
Diese schiere Dynamik, die extreme Potenz und das Fahrwerk, dem wir ganz ohne dafür bezahlt zu werden, das Prädikat „Weltklasse“ einräumen, sprechen einfach für sich.
Hinzu kommt, dass der Porsche Panamera Turbo S keine echte Konkurrenz zu befürchten hat. Neben M8 Gran Coupé und dem viertürigen AMG GT gibt es in dieser Klasse keine derart potenten Vertreter mehr.
Konkurrenzmodelle: Mercedes-AMG S 63 / GT 4-Türer, BMW M8 Competiton Gran Coupé
Technische Daten
Modell | Porsche Panamera Turbo S |
Länge x Breite x Höhe (m) | 5,05 x 2,17 x 1,43 |
Radstand (mm) | 2.950 |
Motor | Achtzylinder-V-Motor |
Hubraum (ccm) | 3.996 |
Leistung (kW / PS) | 463 / 630 |
Drehmoment (Nm) | 820 |
Getriebe | 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Super Plus |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 12,8 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 12,9 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 291 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 3,1 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 315 |
Leergewicht (kg) | 2.080 |
Kofferraumvolumen (l) | 467 – 1.306 |
Farbe | Aventuringrünmetallic |
Grundpreis (Euro) | 192.508 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 228.269 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D