Mit dem Maserati Levante GTS offerieren die Italiener einen Sportwagen im SUV-Gewand – frei von Experimenten, aber mit jeder Menge Dramatik.
Das können die Italiener und die meisten denken beim Namen Maserati an feine Sportwagen mit dem gewissen Charme, superbem Klang und filigranem Stil. Schon seit Generationen hat sich dieser Stil in den Köpfen eingebrannt.
Natürlich wurde auch der Levante mit schicker Feder gezeichnet, ist halt nur kein Sportwagen, sondern ein waschechtes SUV. Schaut man sich jedoch die Leistungsdaten an, kann man schon mal ins Grübeln kommen. Zeit für einen Test. Fahrbericht.
Der Look
Schon beim ersten Blick auf den Maserati Levante GTS geht einem das Herz auf. Die böse dreinblickende Front schüchtert ein, der große Dreizack thront inmitten des großen „Haifischmauls“ – also dem Kühlergrill – der tief in die Schnauze gedrückt wurde. Das sieht verdammt gut aus, vor allem, da die filigranen Scheinwerfer ebendiesen Grill gekonnt bespielen. Dass auch die Performance nicht zu kurz kommt, sieht man an den vielen Lufteinlässen. Die markant konturierte Haube rundet derweil den Ersteindruck ab.
Seitlich betrachtet, könnte der Levante fast schon als SUV-Coupé durchgehen. Bis zu 22 Zoll große Räder stehen dem Italiener bestens, während die Gürtellinie nach hinten ansteigt, das Dach dabei fast im Fastback-Stil abfällt. Natürlich vergaß man weder die Kiemen seitlich vorn und schon gar nicht den Marken-Dreizack an der C-Säule.
Das Heck gibt sich stillvoll und nicht protzig. Zwar grenzen die LED-Leuchten den Levante nicht unbedingt von allen SUVs seiner Größe ab, doch die zurückhaltend angebrachten vier Endrohre sowie die schicke Heckklappe samt kleinem Dachkantenspoiler zeugen auch nicht unbedingt von Leistungsmangel. Summa summarum also ein Gentleman, der sich zu verkaufen weiß, ohne dabei auf dicke Hose zu machen. Bravo.
Das Interieur
Innen geht es derweil sehr distinguiert zu. Während andere Fahrzeuge in dieser Klasse mit riesigen Displays und viel Toucherei um die Gunst der Kunden buhlen, zeigt sich der Maserati eher konservativ und fast schon oldschool. Das ist jedoch bitte nicht negativ zu verstehen. Es gibt einen Zentralbildschirm, über den sich alle relevanten Einstellungen vornehmen lassen, auch Apple CarPlay sowie Android Auto ist mit an Bord. Doch die „totale Digitalisierung“ ließ man hier weg. Gut so. Ansonsten gibt es noch diverse physische Knöpfe und Tasten – unter anderem für die Klimasteuerung – was die Bedienung entsprechend erleichtert.
Unser Testwagen verfügt über eine glutrote Lederausstattung, die im schönen Kontrast zur grauen Außenfarbe steht. Hinzu kommen diverse Zierleisten und Akzente aus Carbon mit schicker Köper-Struktur, was den Luxusanspruch entsprechend untermauert. Platztechnisch geht es vorne sehr üppig zu, auch der Seitenhalt ist ausgeprägt. Im Fond wird es etwas knapper, doch für vier Personen reicht der Platz allemal. Sind die Mitreisenden nicht signifikant größer als 1,75 Meter, dürfen sich sogar drei Personen die Rückbank teilen.
Der Kofferraum bietet 580 Liter und spielt somit in Sachen Ladevolumen im Mittelfeld. Dieses lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf bis zu 1.625 Liter erweitern.
Der Antrieb des Maserati Levante GTS
Den Antrieb im Maserati Levante GTS übernimmt ein 3,8 Liter großer V8 mit Biturbo-Aufladung, der stattliche 530 PS an alle vier Räder schickt. Aus dem Stand auf 100 km/h geht es in 4,2 Sekunden, Schluss mit Vortrieb ist erst bei 292 Stundenkilometern.
Wem dies nicht ausreicht, der erhält den Levante auch als Trofeo genannte Topversion. Der Motor ist baugleich, doch die Leistung klettert per Softwareoptimierung auf 580 PS, was den Standard-Sprint um 0,1 Sekunden verbessert und der Topspeed auf 299 km/h anhebt.
Für den zivileren Kunden bietet Maserati die Versionen „Modena“ und „GT“ an. Der Modena bietet einen drei Liter großen V6 mit 430 PS. Der GT stellt die Basisversion dar und kommt mit Vierzylinder im Bug. Außerdem sorgen die hier gebotenen 330 PS für maximal 245 km/h. Soweit die rohen Zahlen.
Mit unserem Levante geht es zuerst durch urbane Gefilde. Hier fällt auf, dass die GTS-Version eine gesunde Grundstraffheit an den Tag legt. Will heißen, auf Sport getrimmt wurde das Fahrwerk schon mal. Doch wirklich unkomfortabel geht es dennoch nicht zu. Vielmehr bestätigt die Abstimmung das dynamische Erscheinungsbild. Im städtischen Bereich schwimmt der GTS derweil problemlos mit, bleibt hier der entspannte Geselle.
Diese Entspannung weicht einer ordentlichen Dynamik beim Wechsel in den Sportmodus (Anmerkung der Redaktion: Der Modus „Corsa“ ist exklusiv dem Levante Trofeo vorbehalten). Das Fahrwerk wird straffer, die Gasannahme richtig giftig und die Lenkung filetiert alsbald jede noch so scharfe Kurve. Fast vergessen wir, dass es sich hier um ein über 2,1 Tonnen schweres SUV handelt. Auf der Autobahn schiebt der 530-PS-Italiener massiv voran, wenngleich auch mit einer gewissen Stilsicherheit, die ihn von anderen Performance-SUVs, wie beispielsweise dem Lamborghini Urus, unterscheidet. Das macht ihn aus Sicht der Redaktion zum stilechten Allrounder.
Der Verbrauch
Ganz besonders erwähnen möchten wir die akustischen Genüsse, die der GTS offeriert. Diese Dramatik im Klangbild kann keiner besser als die italienische Traditions-Schmiede. Von fast gequetschtem Sägen bis hin zu Formel-1-gleichem Schreiben beherrscht der Levante die gesamte Tonleiter, ohne dabei auch nur einmal ins Vulgäre zu fallen. So bleiben auch Passanten meist eher anerkennenswert stehen, anstatt kopfschüttelnd weiterzugehen.
Der Verbrauch wird von Maserati mit 13,1 Litern angegeben, was in der Praxis durchaus realisierbar ist, solange man sich nicht fortwährend willig hohen Drehzahlen und dem damit verbundenen leidenschaftlichen Klang hingibt. Auf unserer Sparrunde verbrauchte der Italiener anerkennenswerte 8,4 Liter pro 100 Kilometer. Wer gern die Leistung auskostet und regelmäßig den Topspeed erreichen will, sollte hingegen 18 bis 21 Liter einplanen.
Preis und Ausstattung des Maserati Levante GTS
Für den Maserati Levante GTS wurden mindestens 135.000 Euro fällig, das Fahrzeug ist jedoch aktuell nicht (mehr) erhältlich. Unser recht gut ausgestatteter Testwagen kam auf rund 150.000 Euro. Das ist viel Geld, doch beim Blick auf die Konkurrenz relativiert sich der Preis schnell wieder.
Auch in Sachen Ausstattung kam der GTS reichhaltig vorgefahren. Ein vollaktives Luftfahrwerk gehörte genauso dazu, wie Voll-LED-Scheinwerfer, Sitzheizung und -belüftung vorne und Lenkradheizung.
Auf Wunsch gab es ein Soundsystem aus dem Hause Bowers & Wilkins, das wir im Testwagen ausgiebig hören konnten und für sehr gut befunden haben. Der Aufpreis lohnt sich definitiv. Sinnvoll sind zudem die Matrix-LED-Schweinwerfer, die mit exakter Ausblendfunktion aufwarten konnten.
Fazit zum Maserati Levante GTS
In unserem Test präsentierte sich der Maserati Levante als alltagstaugliches Luxus-SUV mit einem Faible fürs Dramatische. Der Klang ist zum Niederknien, die Leistung in allen Lebenslagen über die Maße vorhanden.
Sein Abgrenzungspotential zu seiner Konkurrenz ist sein stets stilsicherer Auftritt, den seine Kundschaft sicherlich zu schätzen weiß. Dabei ist und bleibt der Levante ein SUV für Genussmenschen, die das Besondere lebt und liebt
Im direkten Vergleich zum Topmodell „Trofeo“ ist er die distinguiertere Wahl, fällt weniger auf und passt aus unserer Sicht besser zum Heritage der Marke.
Konkurrenzmodelle: Aston Martin DBX, Bentley Bentayga S, Porsche Cayenne Turbo, Mercedes-AMG GLE 63S, BMW X5M
Technische Daten
Modell | Maserati Levante GTS |
Länge x Breite x Höhe (m) | 5,02 x 2,16 x 1,68 |
Radstand (mm) | 3.004 |
Motor | Achtzylinder-V-Motor |
Hubraum (ccm) | 3.799 |
Leistung (kW / PS) | 390 / 530 |
Drehmoment (Nm) | 730 |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe (ZF) |
Antrieb | Allradantrieb (Q4) |
Kraftstoffart | Super Plus |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 13,1 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 13,8 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 297 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 4,2 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 292 |
Leergewicht (kg) | 2.170 |
Kofferraumvolumen (l) | 580 – 1.625 |
Farbe | Grigio Maratea (Grau) |
Grundpreis (Euro) | 135.000 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 149.850 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D