BMW M340d xDrive
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BMW M340d xDrive Test – Der Diesel-M3

Der BMW M340d xDrive ist so etwas wie das letzte Aufgebot für all jene, die ihre Sportlichkeit nicht an der Ladesäule verlieren wollen. Während sich ganze Modellreihen elektrifizieren, Ottomotoren verkleinern und Diesel-Power immer öfter in die Schmuddelecke verbannt wird, hält dieser 3er dagegen – mit einem Reihensechszylinder, der antritt wie ein M-Light, zieht wie ein Güterzug und dabei weniger verbraucht als so mancher Kompaktwagen.

Was also taugt dieser letzte Diesel-Mohikaner im Premium-Mittelklasse-Segment? Ist er ein cleverer Kompromiss oder einfach nur ein sehr teurer Gruß aus einer automobilen Vergangenheit? Und wie nah kommt der M340d dem echten M3 eigentlich wirklich?

Wir haben die sportliche Limousine mit Allradantrieb, 340 PS und doppelter Turboaufladung auf Herz, Nieren und Hinterachsdifferenzial getestet. Im Fokus: Leistung, Langstreckentauglichkeit, Alltagsnutzen – und natürlich die Frage, wie viel „Freude am Fahren“ ein Diesel heute noch bieten kann. So viel vorweg: Der M340d xDrive will nicht der Lauteste sein. Aber womöglich der Vernünftigste unter den Unvernünftigen. Fahrbericht.

Der Look

Wer beim Stichwort „Facelift“ nur an Botox denkt, hat den BMW M340d xDrive (G20 LCI) nicht auf dem Schirm. Seit dem Modelljahr 2022 trägt der sportliche Diesel-3er ein frisches Gesicht – inklusive neu gezeichneter LED-Scheinwerfer und knackiger Rückleuchten. Kein radikaler Umbruch, eher ein gezielter Feinschliff im Sinne der bayerischen Designlinie. Wiedererkennbar? Auf jeden Fall. Aufdringlich? Keine Spur.

Und das ist auch gut so. Während man in München beim M3 oder M4 bekanntlich die Nieren wachsen lässt, bleibt der M340d wohltuend bei der klassischen Doppelniere. Kein XXL-Statement, sondern eine Hommage an Zeiten, in denen Kühlergrills noch keine Architekturwettbewerbe gewannen. Für Traditionalisten mit Benzin (oder Diesel) im Blut eine willkommene Verschnaufpause.

Hinten geht’s ähnlich dezent weiter – jedenfalls auf den ersten Blick. Zwei echte Endrohre (ja, Audi, ihr dürft ruhig mal mitschreiben) rahmen einen edlen Heckdiffusor in Klavierlackschwarz ein. Dazu gibt’s LED-Rückleuchten, die sich nicht verstecken müssen, und eine Spoilerlippe, die nur dann auffällt, wenn man darauf achtet. BMW nennt das Understatement mit Nachdruck.

Die sportliche Note kommt natürlich nicht zu kurz: Frontschürze mit XXL-Lufteinlässen, M-Außenspiegel und – gegen Aufpreis – ein Dach aus Sichtcarbon. Klar, 2.800 Euro sind kein Pappenstiel, aber für diesen Auftritt darf’s auch mal ein bisschen Theater sein.

Und innen?

Im Innenraum des BMW M340d xDrive trifft Dieselpower auf Digitalkultur. Spätestens seit dem Facelift wird klar: Analog war gestern. Das neue Curved Display, jetzt serienmäßig im Bogenformat, verschmilzt Cockpit und Infotainment zu einem digitalen Gesamtkunstwerk – betrieben vom BMW Operating System 8, versteht sich. Hier ist alles konfigurierbar, anpassbar und – natürlich – touch- und sprachbedienbar. Puristen der alten Schule? Müssen sich umgewöhnen oder am besten gleich weiterfahren.

Die M Sportsitze (990 Euro extra, aber jeden Cent wert) sind mehr Schalensitz als Sessel. Mit ausgeprägten Seitenwangen und verstellbarer Beinauflage wird selbst der dynamischste Autobahnauffahrts-Ritt zur souveränen Angelegenheit. Blaue Kontrastnähte und ein dezentes M in der Kopfstütze geben den letzten Schliff – ohne dabei gleich in M3-Pose zu verfallen. Illuminiert? Nein. Geschmackvoll? Definitiv.

Das Sportlenkrad trägt BMW-typisch dicker auf als ein Latte in Prenzlauer Berg – liegt aber satt in der Hand und macht auch nach Stunden auf der linken Spur keine schlappen Finger. Das Platzangebot im Fond geht für die Fahrzeugklasse völlig in Ordnung: Zwei Erwachsene sitzen bequem, der dritte Platz bleibt Notnagel – oder Schwiegermutter, je nach Reiseabsicht.

Der Kofferraum bietet mit 480 Litern genug Raum für Wocheneinkauf, Wochenende oder Wochenendbeziehung. Wer mehr braucht, klappt einfach die dreigeteilte Rückbank um. Praktisch, aber nicht spießig – wie der ganze Wagen eben.

Der Antrieb des BMW M340d xDrive

Der Diesel ist in der heutigen Zeit wirklich polarisierend. Die einen verteufeln ihn, aber die meisten sehen in ihm den unangefochtenen Effizienz-Antrieb, wenn es um mehr als nur die urbane Mobilität geht. Und da macht dieser BMW hier keine Ausnahme. Unter der Haube schnurrt ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit zwei Turboladern, 340 PS und 700 Nm – alles andere als das, was man früher mit „Verbrauchswunder“ meinte. Der Motor? Seidig, souverän, und beim Durchladen so drehfreudig, dass man ihn glatt für einen Benziner halten könnte – wenn da nicht dieser sonor-grollende Unterton wäre, der sich wie ein Gütesiegel anhört.

Die 8-Gang-Sportautomatik schaltet, als würde sie Gedanken lesen, und die Launch auf Tempo 100 in 4,6 Sekunden fühlt sich schneller an, als es auf dem Papier aussieht. Kein Wunder – xDrive-Allradantrieb und das aktive M-Sperrdifferenzial an der Hinterachse leisten ganze Arbeit. Der M340d hängt so gierig am Gas, dass vergleichbare Fahrzeuge in diesem Segment im direkten Vergleich fast gemütlich wirken.

Das Fahrwerk? Straff, aber nicht unzumutbar. Es liegt deutlich näher an sportlicher Ambition als an kompromisslosem Komfort – aber ohne den martialischen Einschlag echter M-Modelle. Wer Kurven liebt, wird die präzise Lenkung und das direkte Einlenkverhalten feiern. Wer einfach nur schnell von A nach B will, sowieso.

Ein BMW mit Diesel, der Gänsehaut macht? Ja, das gibt’s. Noch.

Verbrauch & Alltagstauglichkeit – M, dosiert

Kraft haben ist das eine. Sie mit Maß einzusetzen, das andere. Und genau hier wird der BMW M340d xDrive richtig interessant: Trotz seiner Leistungsdaten zeigt er sich im Alltag erstaunlich genügsam. 6,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer im Drittelmix – das ist kein Wunschdenken, das ist Realität. Wer’s drauf anlegt, kann den Schnitt auf 7,3 Liter treiben. Oder eben senken.

Denn im Eco-Modus und mit samtenem Gasfuß mutierte der M340d in unserem Test zur rollenden Effizienzstudie: 3,8 Liter pro 100 km auf der Sparrunde. Kein Scherz, kein Hypermiling, einfach gutes Engineering. Und das bei einem Fahrzeug, das in 4,6 Sekunden die 100er-Marke durchbricht.

Selbst bei dauerhaft über 200 km/h auf der Autobahn pendelte sich der Verbrauch bei rund 11,8 Litern ein – angesichts der gebotenen Leistung fast schon bescheiden. Klar, wer sich das „M“ im Namen gönnt, wird es auch ab und zu nutzen wollen. Aber eben nicht müssen.

Und sonst im Alltag? 480 Liter Kofferraum, bequeme Rücksitze (solange man die dritte Person außen vor lässt) und eine Ergonomie, die Langstreckenfahrer grinsen lässt. Der M340d xDrive ist kein Verzicht, sondern ein cleverer Kompromiss aus Vernunft, Dynamik und einem Schuss Trotz gegen Elektropflichtgefühle.

Assistenz, Technik & Ausstattung

Wer beim Blick auf das „M“ im Modellnamen meint, automatisch im Vollausstattungs-Himmel zu landen, sollte besser die Aufpreisliste nicht im Dunkeln lesen. Denn wie es sich für einen echten deutschen Premiumhersteller gehört, ist auch beim BMW M340d xDrive fast alles eine Frage der Investitionsbereitschaft – und die ist schnell fünfstellig.

Immerhin: Das M Paket bringt serienmäßig schon ein sportliches Grundgerüst mit – samt Aerodynamik-Kit, M Sportbremse, Sportfahrwerk, Sperrdifferenzial und 19-Zöllern. Auch innen gibt’s serienmäßig keine Tristesse: 3-Zonen-Klima, elektrisch verstellbare Sitze mit Memory, M-Lenkrad, Ambientebeleuchtung, adaptiver Tempomat und ein angenehm übersichtliches Infotainment via Curved Display und iDrive. Sprachbedienung? Funktioniert – sogar mit ganzen Sätzen.

Doch wer mehr will, muss tiefer graben. Das M Sportpaket Pro (2.050  Euro) bringt schwarze Design-Details, rote Bremssättel und schwarze Leuchten – also das visuelle Schärfemittel. Das Innovationspaket (2.950  Euro) liefert Matrix-LEDs, Head-up-Display, Driving Assistant und Parkroboter. Auch das Comfort Paket (1.530 Euro) macht seinem Namen mit Komfortzugang, elektrischer Heckklappe samt Kick-Sensor, Lordosenstütze für Fahrer und Beifahrer und induktiver Ladeschale alle Ehre.

Dazu noch das sehr gute Harman/Kardon Soundsystem (550 Euro) plus Akustikverglasung (200 Euro), Lenkradheizung (320 Euro), Glas-Schiebedach (1.200 Euro), der Abstandstempomat (650 Euro) und die Standheizung (1.450 Euro), garniert mit der schicken Mattlackierung (2.880 Euro) und ein paar anderen Details – und schon steht unter dem Strich eine Summe von 96.280 Euro. Immerhin: Das Typenschild ist serienmäßig. Noch.

Varianten & Preise des BMW M340d xDrive

Dass der BMW M340d xDrive kein Sonderangebot ist, dürfte niemanden ernsthaft überraschen. Doch im Vergleich zum M3 wirkt er fast schon vernünftig – zumindest, wenn man sich in der Welt von Premiumlimousinen bewegt. Der Einstieg gelingt ab 76.600 Euro – in der Konfiguration „M Automobile“ samt Allradantrieb und Reihensechser. Wer das „M Sportpaket Pro“ wählt, zahlt 78.650 Euro. Optisch macht das mehr her, finanziell ein bisschen weniger.

Doch damit ist es nicht getan: Wer einmal beherzt durch die Optionsliste scrollt, landet schnell bei knapp 99.400 Euro – und das ohne Zubehör, Garantieverlängerung oder Wellnesspaket für die Geldbörse. Macht satte 22.790 Euro Aufpreis nur für Extras. Willkommen im deutschen Premiumsegment, wo Konfigurieren auch als Persönlichkeitstest durchgeht.

Für Benzinfreunde gibt’s zum gleichen Grundpreis den M340i xDrive mit 374 PS. Und wem das nicht reicht, der wird beim M3 fündig: ab 95.100 Euro mit manuellem Getriebe, ab 106.200 Euro als xDrive-Variante mit 530 PS. Noch Fragen?

Natürlich gibt’s das Ganze auch als Touring – für Familien, die schnell irgendwo ankommen wollen:

  • M340d xDrive Touring – ab 77.900 €
  • M340i xDrive Touring – ab 77.900 €
  • M3 Competition Touring – ab 107.200 €
  • M3 CS Touring – ab 152.900 € (limitiert, wild, 551 PS, 3,5 s auf 100)

Der M340d ist das, was man in Bayern wohl als „gscheit g’wählt“ bezeichnet – wenn man auf Tempo steht, aber trotzdem gelegentlich tanken möchte.

Kundenfeedback

Eigentümer des BMW M340d xDrive loben vor allem eines: die seltene Kombination aus kraftvollem Antritt und Alltagstauglichkeit. In Foren heißt es häufiger, dass das Drehmoment schon tief unten anliegt und der Vortrieb „eine Wucht“ sei – stärker empfunden als bei vergleichbaren Benzinern im Alltag. Viele berichten, dass sich der Diesel „nicht wie ein Selbstzünder“ anfühlt – begleitet von ziemlich wenig Rauchen oder Vibrationen. Das macht Fahrspaß auch für diejenigen, die den Diesel manchmal noch mit Respekt behandeln.

Was auch immer wieder hervorgehoben wird: die Effizienz bei moderater Fahrweise. Ein Nutzer schreibt, auf Ganztagestouren und Autobahn-Mix liege der Verbrauch oft knapp über 6,0 l/100 km – wenn man nicht ständig mit Volllast unterwegs ist. Auf Langstrecken und bei vernünftigem Tempo sei der M340d ein echter „Kraftspender ohne Reue“. Indoor‑Klima: gedämmt, kaum Geräusche auch bei höheren Geschwindigkeiten.

Bei der Ausstattung und Technik warnten einige davor, nur blind Optionen zu wählen. Viele Besitzer setzen stark auf Komfortpakete, Sprachsteuerung, die Qualität der Sitze – gerade auf längeren Strecken – und die Assistenzsysteme, die ihren Job eigentlich gut machen, wenn man sie sinnvoll nutzt. Kritik gibt’s gelegentlich: Die Bedienung per Touch‑Display für Klima wird als etwas unpräzise empfunden, besonders bei schnellen Eingriffen; auch das Gewicht des Touring-Modells wird genannt – mehr Zuladung, mehr Masse, das wirkt sich spürbar aus.

Das Interieur und die Verarbeitungsqualität erhalten fast durchweg gute Noten. Materialien, Sitzkomfort und Raumgefühl – vor allem vorne – überraschen positiv, sagen viele. Platz hinten oder beim Kofferraum wird als angemessen beschrieben, solange man keine XXL‑Sportskollegen transportiert.

Fazit zum BMW M340d xDrive

Der BMW M340d xDrive ist das, was man bekommt, wenn man in München ganz genau weiß, was man tut – aber trotzdem nicht jeden Pfad bis zum Limit ausreizt. Ein Alleskönner mit Haltung, der mühelos zwischen sportlicher Ambition, Langstreckenkomfort und Alltagstauglichkeit pendelt. Kein echtes M-Modell, aber eben auch kein Blender.

Mit 340 PS und 700 Newtonmetern auf allen vier Rädern liefert der Diesel-3er souveränen Vortrieb, ohne dabei auf Krawall zu machen. Wer morgens lieber untertourig pendelt als per Zwischengas den Nachbarn weckt, findet hier eine faszinierende Mischung aus Punch und Benehmen. Und das bei Verbräuchen, bei denen selbst Plug-in-Fahrer kurz nachrechnen.

Im BMW-Kosmos positioniert sich der M340d xDrive dabei ziemlich clever: Der M340i bietet zwar mehr Drehfreude, aber weniger Effizienz. Der M3 wiederum? Ist die Wahl für Leute, die wissen, worauf sie sich einlassen – brutal, direkt, kompromissarm. Und spätestens beim M3 Touring mit Competition-Paket und Allradantrieb wird aus sportlicher Fahrfreude ein kleiner Angriff auf die Sinnfrage, vor allem jenseits der 100.000-Euro-Marke.

Dazwischen steht der M340d xDrive. Der Vernunft-M, wenn man so will. Für Fahrerinnen und Fahrer, die ihre Performance lieber auf der Landstraße als auf der Rennstrecke ausleben – und sich trotzdem jedes Mal über das Einlenken freuen. Die wissen, dass Freude am Fahren nicht am Limit beginnt, sondern schon vorher – irgendwo zwischen Effizienz und Überholspur.

Wer es also sportlich, souverän und sparsam mag, muss sich nicht entscheiden. Der M340d hat längst gewählt. Und das ziemlich gut.

Konkurrenzmodelle

Ein Blick in die direkte Konkurrenz zeigt: Der BMW M340d xDrive fährt fast schon in einer eigenen Liga. Diesel, Sechszylinder, Allrad und sportliche Gene? In der Mittelklasse ist diese Kombination inzwischen eine echte Rarität geworden. Audi hat den S4 TDI still und leise aussortiert, Mercedes bietet mit dem C300d nur einen Vierzylinder ohne Allrad – da fehlt es an Punch und Traktion. Erst ab der E-Klasse zieht Stuttgart mit dem 450d nach, allerdings zu einem deutlich höheren Preis und mit mehr Masse.

Bleibt als einziger echter Rivale der Alpina D3 S – technisch eng verwandt mit dem M340d, aber mit eigenständigem Setup. 15 PS und 30 Newtonmeter mehr klingen auf dem Papier nach einem Vorteil, ändern in der Praxis aber wenig. Der Sprint auf 100 km/h gelingt beiden in exakt 4,6 Sekunden. Erst bei Vmax zieht der Alpina davon – während der M340d bei 250 km/h elektronisch eingebremst wird, rennt der D3 S bis 273 km/h durch. Dafür bringt der Alpina mehr Exklusivität und Detailverliebtheit mit, kostet aber auch deutlich mehr – sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt.

Die eigentliche Konkurrenz für den M340d sitzt also im eigenen Haus: Der M340i xDrive für Benziner-Puristen oder der M3 für alle, die keine Kompromisse kennen. Oder eben der Alpina D3 S für eine Klientel, die es gern höchst exklusiv mag. Doch wer Alltag, Leistung und Effizienz in einem Paket sucht, findet im M340d xDrive aktuell kaum Alternativen. Er ist der letzte seiner Art – und das macht ihn nicht nur besonders, sondern auch begehrlich.

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS 6D

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