BMW iX5 Hydrogen
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IAA 2025: BMW iX5 Hydrogen – Emissionsfrei dampfend in die Zukunft

München, IAA 2025. Zwischen elektrisch surrenden Limousinen, SUVs in Tarnfolien und Coffee-to-go-Bechern aus Bambus steht er da – der BMW iX5 Hydrogen. Farblich irgendwo zwischen Pop-Art und Schulfestplakat, technisch ein alter Bekannter im neuen Gewand – und irgendwie das sprichwörtliche Kamel in der Elektrooase. Wir haben uns das Konzeptfahrzeug angeschaut. Von außen. Näher ran ging nicht. Wer es wagte, wurde angeknurrt. Innenraum also noch streng geheim – oder einfach noch nicht fertig.

Der erste Eindruck – Kunst trifft Technik trifft Absperrband

Der iX5 Hydrogen war kaum zu übersehen – was weniger an seiner Größe als an der auffälligen Folierung lag, die der Künstler Alvaro Barrington entworfen hat. Irgendwo zwischen Matisse, Mathehausaufgabe und Miami Vice. BMW nennt das „kulturell integrierte Mobilität“, wir nennen es mutig. So mutig wie die Tatsache, dass man das Fahrzeug zwar aus der Nähe bestaunen durfte, aber bitte nur mit Sicherheitsabstand.

BMW iX5 Hydrogen Seite

Denn wer dem Fahrzeug zu nahe kam, wurde von den Messebetreuern so resolut zurückgewiesen, als würde man versuchen, ein frisch lackiertes Museumsstück anzufassen. Ein beherzter Schritt Richtung Türgriff? Schon ertönte ein scharfes „Bitte Abstand halten!“. Wir wurden – man kann es nicht anders sagen – freundlich, aber bestimmt angefaucht.

Der Grund liegt auf der Hand (oder eben nicht am Türgriff): Der Innenraum ist wohl noch im Vorserienstatus und soll deshalb lieber nicht in allzu vielen Instagram-Stories landen. Vielleicht ist das Cockpit auch einfach noch ein wildes Kabelchaos. Jedenfalls blieb uns nur der Blick durch leicht getönte Scheiben – und das Gefühl, dass die eigentliche Bühne unter der Haube liegt.

Die Technik des BMW iX5 Hydrogen – Wasserstoff reloaded

Technisch ist der iX5 Hydrogen keine völlige Neuentwicklung – eher die Wiedergeburt einer Idee, die BMW schon seit rund zwei Jahrzehnten verfolgt: Wasserstoff als Energieträger für emissionsfreien Fahrspaß. Zwei Tanks, 700 bar Druck, 6 Kilogramm Wasserstoff. Daraus zaubert die Brennstoffzelle bis zu 125 kW Strom. Ergänzt wird das Ganze durch einen Hochleistungsspeicher, der beim Boosten zur Seite springt.

BMW iX5 Hydrogen Heck

Die Brennstoffzellen selbst kommen – wie bei der aktuellen Pilotflotte – von Toyota, der Rest stammt aus München. Man kennt sich, man schätzt sich, man entwickelt gemeinsam. Und ab 2028 soll dann endlich ein Serienfahrzeug mit dieser Technik auf den Markt kommen. Dritte Generation, hochintegriert, kompakter, effizienter, mehr Bums – sagt BMW. Klingt vielversprechend. Oder zumindest nicht nach Rückschritt.

Leistung & Reichweite – Ein SUV zum Dampfen bringen

401 PS. 0 auf 100 km/h in unter sechs Sekunden. Emissionsfrei, versteht sich – außer ein bisschen Wasserdampf, den man allerdings nur bei kaltem Wetter sieht. Ansonsten bleibt der Auftritt geräuscharm und völlig unaufgeregt. Und das ist in der Welt der lauten SUV ein fast schon revolutionärer Akt.

Die Reichweite liegt laut BMW bei etwa 500 Kilometern nach WLTP. In der Praxis dürften es, wie bei den meisten Wasserstofffahrzeugen, eher zwischen 300 und 420 Kilometer sein. Also genug für den Wochenendausflug, aber nichts für die Transsibirische Eisenbahn-Alternative.

BMW iX5 Hydrogen tanken

Der Tankvorgang? Dauert drei bis fünf Minuten – ein echtes Plus gegenüber dem klassischen E-Auto. Dafür kostet ein Kilo Wasserstoff je nach Quelle und Anbieter zwischen 9,50 und 17,50 Euro. Macht bei voller Füllung schnell mal einen dreistelligen Betrag. Und dann ist da noch das Problem mit den Tankstellen…

Wasserstoff, die endliche Hoffnung?

Aktuell gibt es in Deutschland knapp über 100 Wasserstofftankstellen. Das macht jede Reise zum Abenteuer – oder zur sorgfältig geplanten Tour à la „Mission Impossible: H2 Edition“. Und die Kosten bleiben trotz technischer Fortschritte hoch. Ein flächendeckender Ausbau der Infrastruktur ist nicht in Sicht. Kein Wunder also, dass BMW das Thema mit einer gewissen… Zurückhaltung angeht.

H2 Wasserstoff tanken

Man spricht bei BMW nicht von einem Wasserstoff-Hype, sondern von einem „technologieoffenen Ansatz“. Klingt nüchtern, ist aber im Grunde ein cleveres Rückversicherungskonzept: Wenn Strom irgendwann nicht mehr reicht (oder die Ladezeiten einfach zu sehr nerven), hat man einen Plan B im Köcher. Und der dampft halt.

Zukunftspotential – Schach oder Pokern mit Toyota

2028 soll es dann soweit sein: Ein Serienfahrzeug mit Wasserstoff-Brennstoffzelle, eingebettet in die bestehende BMW-Modellpalette. Die Brennstoffzellensysteme werden in Steyr produziert, Komponenten kommen aus Landshut, München entwickelt, Toyota liefert weiter mit – ein echtes internationales Gemeinschaftsprojekt.

Doch das alles bleibt bis dahin Zukunftsmusik. Aktuell ist der iX5 Hydrogen Teil einer Pilotflotte, die eher Daten sammelt als Käufer. Die Technik wird erprobt, die Fertigung optimiert, das Konzept weitergedacht. Und während sich BMW in künstlerische Folierungen und elegante PR-Sätze hüllt, bleibt die harte Realität: Ohne Tankstellen, günstigen Wasserstoff und politische Rückendeckung bleibt die Technik eher Nische als Norm.

Der BMW iX5 Hydrogen im Konkurrenzvergleich

Stellt man den iX5 Hydrogen neben seine Verwandten, wird’s spannend:

  • BMW X5 Diesel: Deutlich günstiger, deutlich alltagstauglicher, und bei Reichweite (zwischen 1.060 und 1.660 Kilometer im xDrive30d) sowie Tankinfrastruktur schlicht überlegen. Aber halt nicht emissionsfrei – das sollte man in München nicht laut sagen.
  • BMW iX (elektrisch): Komplett emissionsfrei, riesige Reichweite, aber eben mit Ladezeiten, die man auf jeden Fall mit einplanen sollte.
  • Toyota Mirai: Pionier der Wasserstoffklasse, deutlich kleiner, weniger Leistung, dafür erprobt. Aber auch hier: Die Infrastruktur bremst das Potenzial.
  • Hyundai Nexo: Solide Alternative, ebenfalls auf Wasserstoff unterwegs, aber bei weitem nicht so schick wie der BMW – dafür seit Jahren serienmäßig unterwegs.

Im direkten Vergleich bleibt der iX5 Hydrogen vor allem eins: ein Technologieträger. Er zeigt, was möglich ist – aber eben noch nicht, was praktikabel ist.

Erstes Fazit zum BMW iX5 Hydrogen

Der iX5 Hydrogen ist wie ein Designerstück auf dem Laufsteg: aufregend, avantgardistisch, aber (noch) nicht alltagstauglich. BMW beweist Mut und zeigt, dass Wasserstoff mehr kann als Gabelstapler antreiben – zumindest theoretisch. In der Praxis fehlen noch Tankstellen, bezahlbarer Wasserstoff und ein echter Markt.

BMW iX5 Hydrogen schräg hinten

Aber: Wer weiß, vielleicht ist genau das die Brücke in eine emissionsfreie, technologieoffene Zukunft. Bis dahin bleibt der iX5 Hydrogen ein fahrender Hoffnungsträger. Oder, um im PR-Sprech zu bleiben: ein „emotional intelligentes Mobilitätsstatement“.

Und hey – immerhin pustet er keine Abgase raus. Nur Wasserdampf. Und den gibt’s gratis.

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS 6D

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