Toyota Mirai 2
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Toyota Mirai 2 – Die Wasserstoff-Limousine

Mit dem Toyota Mirai 2 haben die Japaner ihre Wasserstoff-Limousine bereits in die zweite Generation überführt.

Die Diskussionen waren heftig, als Toyota das erste H2-Fahrzeug vorstellte. Noch kontroverser wurde die Kritik am Außenkleid. Zu gewagt, zu spacig, zu unkonventionell. Scheinbar hat sich Toyota die Kritik zu Herzen genommen und schickt den Mirai 2 ins Rennen.

Der soll alles besser machen. Nun ja, das Design ist auf jeden Fall um Welten gefälliger geworden, die Reichweite hat sich erhöht und die Ausstattung ist auf gehobenem Lexus-Niveau.

Für unseren Test fuhren wir den neuen Mirai in der Advanced-Ausstattung – die Höchste für das Fahrzeug erhältliche. Fahrbericht.

Der Look

Schaut man sich den neuen Toyota Mirai 2 zum ersten Mal an, fällt eines direkt auf: Das Fahrzeug ist eine prächtige, massive Limousine, die es ganz locker mit den Platzhirschen A6, 5er und E-Klasse aufnehmen kann. Auch die Länge von 4,98 Meter (!) tut da ihr Übriges. Ein Blick auf die Front zeigt eine angenehm gewölbte Motorhaube, die in schmalen, zweigeteilten Scheinwerfern mündet. Einen angedeuteten Kühlergrill gibt es ebenfalls. Mit ein wenig Fantasie lässt sich hier sogar die X-Signatur des einstigen Aygo heraus erkennen. Der neue Aygo X ist da schon etwas anders designed.

Seitlich betrachtet, wird es dann richtig spannend. Man hat dem Mirai eine Coupé-Silhouette verpasst, die ein wenig an die Gran Coupés von BMW erinnert. Das Dach fällt ab der B-Säule flüssig ab und gipfelt in einem fastbackartigen Heck, was ungemein dynamisch wirkt. Leider hat man hierfür die hinteren Türen etwas gekürzt, was sich beim Ein- und Ausstieg von großen Personen durchaus bemerkbar macht. Am Heck gibt es schmale, fast durchgehende LED-Leuchten sowie eine kleine Spoilerlippe. Endrohre braucht der Mirai derweil nicht für den imposanten Auftritt, das bekommt er auch ohne ganz gut hin.

Und innen?

Im Innenraum des Toyota Mirai 2 geht es nobler zu als man vermuten mag. Einige Kollegen schrieben im Bordbuch sogar, dass sie das Gefühl hätten, in einem Lexus zu sitzen. Das können wir so unterschreiben. Die Materialauswahl ist sehr hochwertig, die Verarbeitung auf Premium-Niveau. Doch noch einmal zu dem besagten Lexus-Vergleich: Man hat im Mirai durchaus das Gefühl, ein wenig eingeengt zu sein. Das wird sowohl vorne als auch im Fond deutlich. Jeder Passagier ist quasi „zugebaut“ von der Architektur.

Vorn lässt es sich dennoch bequem reisen, das feine Semi-Anillinleder ist auf Wunsch beheizt und belüftet und das Lenkrad wird gleich mit beheizt. Der Blick fällt auf eine Display-Landschaft, die fahrerzentriert ist. Sehr schön finden wir den Umstand, dass Toyota hier noch jede Menge echten Tasten ihr Dasein lässt. Lediglich einen Drehregler für die Lautstärke sucht man vergeblich. Stattdessen gibt es hierfür zwei (physische) Tasten.

Mittlerweile können im Mirai im Fond drei Passagiere mitreisen. Das ist prinzipiell schön, nur ist der breite Mitteltunnel nicht unbedingt angenehm für den mittig Sitzenden. Daher sollten lange Reisen auch weiterhin nur zu viert unternommen werden. Das ist ohnehin keine schlechte Idee, denn der Kofferraum gewinnt auch keinen Pokal in Sachen Platzangebot. Mit 321 Litern rangiert er noch unterhalb vom VW Golf. BMW 5er und Konsorten bieten da deutlich mehr Platz. Zudem lässt sich bauartbedingt die Rücksitzlehne nicht umklappen, sodass der Gepäckraum auch nicht erweitert werden kann.

Der Antrieb des Toyota Mirai 2

Der wirklich spannende Punkt ist jedoch der Antrieb des Toyota Mirai 2. Hier verrichtet eine Brennstoffzelle ihre Arbeit, die aus Wasserstoff elektrische Energie generiert und damit wahlweise die Batterie lädt und/oder das Fahrzeug direkt antreibt. Der Elektromotor ist immer an ein einstufiges Automatikgetriebe gekoppelt. Die Leistung beträgt 182 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 300 Newtonmetern. Diese Daten sorgen für einen Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in rund neun Sekunden, während die Höchstgeschwindigkeit bei 175 Stundenkilometern liegt. Der Tacho wollte uns allerdings glauben machen, dass wir in Wahrheit mit Tempo 180 in der Spitze unterwegs sind. So ein Schlingel.

Das Fahrverhalten ist schon nach den ersten Kilometern als sehr angenehm und ausgeglichen zu beschreiben. Der Mirai macht keine Anstalten aus der Reihe zu tanzen, viel eher reiht er sich in die Riege ebender Premium-Fahrzeuge ein, denen er auch größentechnisch nahekommt. Das Fahrwerk ist sehr neutral abgestimmt, bietet aber für herkömmliche Dämpfer erstaunlich viel Komfort. Auf der langen Strecke fühlt sich der Japaner daher bisweilen am wohlsten, wenngleich auch Kurstrecken kein Thema sind. Lediglich die Parkplatzsuche in deutschen Innenstädten könnte aufgrund der Ausmaße doch etwas schwieriger werden. Hierfür hat unser Testwagen – wie fahren die höchste Ausstattung „Advanced“ – jedoch eine 360-Grad-Kamera und Piepser ringsum an Bord.

Die Lenkung erwies sich im Test als relativ präzise und bisweilen unauffällig. Feedback erhält der Fahrer genügend und auch wenn beispielsweise im Parkhaus viel Rangierarbeit vonnöten ist, fällt die Leichtgängigkeit positiv auf. Die Bremsen hatten den Mirai jederzeit bestens im Griff und der Wechsel zwischen Rekuperieren und eigentlichem Bremsvorgang war so gut wie nie spürbar.

Die Wasserstoff-Limousine ist ultra leise

Ebenfalls positiv aufgefallen ist die Ruhe, die im Mirai herrscht. Mit Ausnahme eines sporadischen Zischens und Gurgelns – beides hört man schon bei leiser Musik im Hintergrund nicht mehr – ist im Japaner nichts zu hören. Lediglich das Abrollgeräusch der Reifen konnte von Zeit zu Zeit vernommen werden. Im Übrigen gibt es im Mirai drei Fahrprogramme – Normal, Eco und Sport. Hier werden vorrangig Gasannahme und Lenkung beeinflusst. In der Praxis sind die Unterschiede allerdings so gering, dass man theoretisch dauerhaft im Normal-Modus unterwegs sein kann.

Was wir bisher noch nicht erwähnt haben, ist der Umstand, dass der Toyota Mirai 2 immer mit Heckantrieb ausgeliefert wird. Das verhilft dem großen Japaner zu viel Agilität, wenn man es denn mal drauf anlegt. Zwar ist die Kurvenhatz so gar nicht das präferierte Metier des Wasserstoff-Autos, doch auch im Alltag ist ebendiese Lebendigkeit im Fahrverhalten spürbar. Damit es im Winter nicht zu unerwünschten Traktionsdefiziten kommt, hat Toyota dem Mirai eine Snow-Taste spendiert. Ist dieser Modus aktiv, wird die Leistung an der Hinterachse entsprechend reguliert, um auch unter widrigen Bedingungen stets beste Traktion zu gewährleisten.

Fun Fact am Rande: Der Mirai hat links vom Lenkrad eine H2O-Taste, mit der auf Wunsch effektvoll Wasser und Wasserdampf abgelassen werden können. Das garantiert sowohl bei Freunden als auch auf dem Supermarktparkplatz eine coole Show.

Der Toyota Mirai und der Wasserstoff – Der tankt aus der Reihe

Was wir bisher geschrieben haben, klingt erst einmal nach einem klassischen (E-) Auto. Doch der Mirai wäre nicht der Mirai, wenn er nicht im wahrsten Sinne des Wortes aus der Reihe tanken würde. So kommen wir zunächst zum Verbrauch. Angegeben ist das Wasserstoff-Fahrzeug mit einem kombinierten WLTP-Verbrauch von 0,89 Kilogramm H2 pro 100 gefahrener Kilometer. Im Test haben wir das ein wenig überboten und fuhren im Drittelmix mit rund 1,1 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer.

Wer jedoch besonders genügsam unterwegs ist, dem reichen durchaus auch nur 0,7 Kilogramm H2 – oder sogar weniger! Auf der anderen Seite kann man den Verbrauch auch ganz schön in die Höhe treiben. Wer also mit Dauervollgas unterwegs ist, darf sich über Verbräuche jenseits der 2,3 Kilogramm H2 nicht wundern. Der Toyota Mirai 2 hat übrigens ein Tankvolumen von 5,6 Kilogramm Wasserstoff.

Nun zum noch spannenderen Thema: Das Tanken. Wir spoilern ein bisschen: Der Tankvorgang selbst ist kinderleicht. Wer schon einmal einen Autogas- oder Erdgas-PKW betankt hat, muss sich hier nicht umgewöhnen. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Die Wasserstoff-Tankstellen sind ziemlich störanfällig. Wir hatten während unseres Tests zweimal die Situation, dass nach unserem Tankvorgang die Tankstelle eine technische Störung anzeigte. Ups.

Die H2 Mobility Karte ist Dein bester Freund

Im Übrigen kann man auch nicht einfach tanken und dann an der Kasse bezahlen. Die Wasserstoff-Tankstellen sind völlig autark, sodass hier mittels Karte bezahlt werden muss. Zwar kann man an einigen Tankstellen schon mit diversen Flottenkarten tanken, es empfiehlt sich aber dennoch, sich die H2 Mobility Karte zu bestellen. Hiermit hat man nämlich Zugriff auf alle Wasserstoff-Tankstellen – bundesweit.

Allerdings gibt es auch hier noch einen kleinen, aber feinen Kritikpunkt: Es gibt bundesweit aktuell gerade einmal 92 aktive Wasserstoff-Tankstellen. Das ist nicht gerade viel. Hinzu kommt, dass viele dieser Tankstellen in oder im Umkreis größerer Städte gelegen sind. Wer also ländlicher wohnt oder generell in einer H2-armen Gegend – dazu zählen insbesondere die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern – wird weniger Freude am Tanken haben. Dann sind Fahrten von 50 Kilometern und mehr keine Seltenheit – nur um zu tanken.

Was uns direkt zum nächsten Punkt führt: Die Reichweite. Angegeben ist der Toyota Mirai 2 mit einer Reichweite von bis zu 650 Kilometern. Das mag man erreichen, wenn man permanent innerstädtisch unterwegs ist und den Wagen nie fordert. Ansonsten sind rund 500 Kilometer ein realistischer Wert. Damit ist der Mirai jedoch immer noch weitaus reichweitenstärker als die meisten batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV).


Preis & Ausstattung des Toyota Mirai 2

Der Preis des Toyota Mirai 2 liegt bei 65.990 Euro. Die Mirai Limousine gibt es aktuell in vier Ausstattungslinien, die wir nachfolgend einmal vorstellen:

  • Basis – Ab 65.990 Euro gibt es bereits 19-Zoll-Räder, LED-Scheinwerfer, ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, beheizte und elektrische anklappbare Außenspiegel, eine 2-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, eine Rückfahrkamera, einen Spurhalteassistent, eine Verkehrszeichenerkennung, einen Fernlichtassistenten, eine Alarmanlage, einen adaptiven Tempomaten sowie das sehr gute JBL-Soundsystem.
  • Executive – Für mindestens 69.090 Euro wandern zusätzlich eine Privacy-Verglasung, erweitertes Ambientelicht, eine Lenkradheizung, eine 360-Grad-Kamera, adaptive LED-Scheinwerfer sowie ein Totwinkel- und Querverkehrswarner in den Mirai.
  • Luxury – Die luxuriöse Variante des Mirai gibt es ab 75.290 Euro. Sie wartet mit 20-Zoll-Rädern, einer 3-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung hinten, Sitzbelüftung vorne und einem Head-up-Display auf.
  • Advanced – Die Topausstattung kostet mindestens 76.290 Euro. Sie beinhaltet on top ein (leider nicht zu öffnendes) Panorama-Glasdach, eine Zweifarb-Lackierung und einen digitalen Innenspiegel.

Der Toyota Mirai im Leasing

Anstatt sich einen Toyota Mirai zu kaufen, kann man diesen natürlich auch leasen. Allerdings fällt die Wasserstoff-Limousine nicht unter die am meisten beworbenen Leasing-Fahrzeuge. Viel eher fristet der Mirai hier eher ein Nischendasein. Das wiederum führt auch zu recht hohen Leasingraten. Wir haben bei einer jährlichen Laufleistung von 10.000 Kilometern, einer Laufzeit von 48 Monaten und ohne Anzahlung eine Leasingrate von monatlich 763 Euro brutto errechnet. Hierfür erhält der Kunde den Mirai in der Ausstattung „Executive“.

Die Version „Advanced“ kostet im Business-Leasing bei gleichen Parametern circa 881 Euro brutto pro Monat. Wir finden diese Raten recht hoch. Insbesondere im direkten Vergleich mit anderen Fahrzeugen sollte Toyota an dieser Stelle den Mirai – nicht zuletzt um ihn auch vernünftig zu etablieren – hier auf kostengünstigere Angebote setzen.

Fazit zum Toyota Mirai 2

Mit dem Toyota Mirai 2 erhält der Kunde eine wirklich schicke Limousine, die sich optisch wie technisch nicht vor der etablierten Konkurrenz verstecken braucht. Vielmehr ist ihr Nischendasein eher dem Umstand geschuldet, dass die Wasserstoffversorgung noch relativ gering ist. Und auch der Preis – unser Mirai kostet knapp 80.000 Euro – ist im Vergleich zu anderen Wettbewerbern relativ hoch.

Ansonsten können wir dem Mirai jedoch so gut wie keine Kritik ankreiden. Das Fahrzeug fährt sich wie ein Lexus, bietet viel Luxus und ein ungemein hohes Komfort-Niveau. Hinzu kommt eine völlig praxistaugliche Reichweite, moderate Unterhaltskosten und ein schickes, futuristisches Design.

Oder um es kurz zu machen: Der Mirai hat Potential. Jetzt liegt es am Hersteller und der Politik, den Wandel hin zum Wasserstoff zu forcieren. Aus unserer Sicht wäre dies auf jeden Fall ein spannendes Unterfangen. Zudem dürfte sich die Beliebtheit des Mirai – der Name bedeutet auf Deutsch übersetzt übrigens „Zukunft“ – hierdurch noch weiter steigern lassen. Zu wünschen ist ihm dies allemal.

Konkurrenzmodelle: Hyundai Nexo

Technische Daten des Toyota Mirai 2

ModellToyota Mirai Fuel Cell Advanced
Länge x Breite x Höhe (m)4,98 x 2,12 x 1,48
Radstand (mm)2.920
MotorBrennstoffzelle plus Elektromotor
Hubraum (ccm)
Leistung (kW / PS)134 / 182
Drehmoment (Nm)300
Getriebe1-Gang-Automatikgetriebe
AntriebHeckantrieb
KraftstoffartWasserstoff (H2)
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Kg)0,89
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Kg)1,09
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km)0
AbgasnormEuro 6b
0 auf 100 km/h (in Sekunden)9,2
Höchstgeschwindigkeit (km/h)175
Leergewicht (kg)1.950
Kofferraumvolumen (l)321
FarbePalladium-Silber Metallic (Silbergrau)
Grundpreis (Euro)65.990
Testwagenpreis (Euro)ca. 77.280
Technische Daten des Toyota Mirai 2

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS 6D

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