Der Audi A8 ist schon seit 1994 fester Bestandteil der automobilen Oberklasse und mittlerweile – also ab 2017 – in seiner vierten Generation erhältlich. Nun gab es ein Facelift, welches sich optisch zurückhält, technisch jedoch die ein oder andere kleine Revolution bereithält. Wir fuhren für unseren Test einen Audi A8 L Facelift als Langversion „L“ mit dem kleinsten erhältlichen Motor, einem Sechszylinder-Benziner (55 TFSI) mit 340 PS. Fahrbericht.
Das Design
In dezentem Vesuvgrau Metallic zeigt sich unser Audi A8 L Facelift von seiner kultiviertesten Seite. Die Front trägt einen großen Kühlergrill mit neu gezeichneten Scheinwerfern, die nun digital arbeiten, dafür ohne Lasertechnik auskommen. Die Seitenansicht gibt den Blick frei auf eine klassische Limousinen-Silhouette ohne viel Schnickschnack, aber mit angenehm langen hinteren Türen. Am Heck gibt es nun eine geänderte Lichtgrafik mit OLED-Leuchten. Das durchgehende Lichtband bleibt dem A8 derweil erhalten.
Im Innenraum bleibt Audi seinem Credo treu und so gibt es hier durchweg feine Materialien sowie eine perfekte Verarbeitung, die auch mit Luxusfahrzeugen á la Bentley mithalten kann. Insbesondere die Liebe zum Detail hebt den A8 von beispielsweise der S-Klasse von Mercedes ab. Ein Beispiel: Die wunderschönen Türverkleidungen, welche einen Materialmix aus Leder, Alcantara, Echtholz und Aluminium offerieren. Ansonsten erfreut sich der Fahrer über eine schnell zu verinnerlichende, weil logisch und in sich schlüssige Bedienung über die drei Displays. Dem Fond widmen wir später noch ein eigenes Kapitel. Der Kofferraum bietet übrigens 505 Liter und kann auf Wunsch mit einer Durchlade bestellt werden.
Der Antrieb des Audi A8 L Facelift
Mit dem Sechszylinder-Benziner ist der Audi A8 L völlig hinreichend motorisiert. Der Allradantrieb Quattro ist bei allen neuen A8-Modellen serienmäßig an Bord. Auf den ersten Metern fällt zunächst auf, wie laufruhig dieses Aggregat vor sich hin säuselt. Nur unter Volllast macht sich der Motor überhaupt akustisch bemerkbar.
Ansonsten ist der Audi A8 L höchst komfortabel und offeriert bisweilen einen gelungenen Spagat zwischen entspanntem Gleiten und dynamischem Fahren. Dabei profitiert die Langversion insbesondere vom verlängerten Radstand, welcher noch mehr Souveränität in den Fahrkomfort einbringt. Auf der Langstrecke ist die große Limousine nahezu unschlagbar und muss sich im Vergleich zu ihrer Konkurrenz keine Blöße geben – hier fahren alle drei „Großen“ quasi auf Augenhöhe.
In urbanen Gefilden möchte man meinen, dass der Ingolstädter hier überdimensioniert erscheint. Doch das ist nicht ganz richtig. Dank Allradlenkung und jeder Menge Kamera- und Überwachungstechnik gelingen die meisten Parkvorgänge auf Anhieb, echte Nachteile hat der Fahrer höchstens bei sehr beengtem Parkraum.
In Sachen Verbrauch gibt es wenig zu meckern. Mit rund elf Litern liegt die Limousine nur knapp oberhalb der Werksangabe. Wer das Gleiten vorzieht, erntet durchweg einstellige Werte. Allerdings sollten Vielfahrer auch einen Blick auf den Sechszylinder-Diesel werfen, der in Sachen Sparsamkeit wohl alle anderen Motoren hinter sich lässt. Und für eine leistungshungrige Klientel stehen noch zwei Achtzylinder mit 460 PS (60 TFSI) und 571 PS (S8) bereit. Auch im Portfolio: Ein Plug-in Hybrid mit Sechszylinder-Benziner und E-Motor, der eine Systemleistung von 462 PS bereitstellt.
Die Ausstattung
Bereits ab Werk ist der Audi A8 als Langversion bestens ausgestattet. Doch wie üblich, kann die Optionsliste ganze Bücher füllen, wenn es um persönliche Präferenzen in Form von Individualisierung und auch technischen Features geht. Das heißt: Ein vollausgestatteter A8 L mit großem Motor kratzt schon mal vorsichtig an der 200.000-Euro-Grenze.
Unser sehr gut, aber noch nicht vollausgestattetes Fahrzeug liegt mit 160.000 Euro im oberen Mittelfeld. Neben den vielen serienmäßigen Features und solchen, die man bereits aus anderen Fahrzeugen kennt – wir sprechen von Sitz- und Lenkradheizung, Massagesitzen und jeder Menge Leder an fast allen Stellen – widmen wir uns nachfolgend den wohl auffälligsten Optionen, die wir im Test ausgiebig testen konnten.
So rollt der Audi A8 L auf Wunsch mit digitalem Matrixlicht zum Kunden; eine Neuerung, die erst mit dem Facelift Einzug hielt. Die Scheinwerfer arbeiten mit kleinen Projektoren und können zusätzliche Leitlinien und Balken auf die Fahrbahn projizieren, welche die Breite des Fahrzeugs anzeigen. Besonders cool: ein vor das Fahrzeug projiziertes Reifenprofil, welches exakt anzeigt, wo die Räder entlangfahren.
Einmaliges Klang- und Komforterlebnis
Wer sich selbst als audiophil beschreibt, möchte bitte unbedingt zwei Häkchen setzen. Einmal bei der Akustikverglasung, welche den Innenraum in einen Ruhesaal verwandelt. Und einmal beim Bang & Olufsen Advanced Soundsystem, das mit 6.500 Euro zwar kräftig zu Buche schlägt, in Sachen Klang aber in der obersten Liga spielt. Die elektrisch ausfahrenden Hochtonlinsen sowie der enorm detailgetreue Raumklang verwandeln den opulenten Innenraum der Luxuslimousine in eine Philharmonie, die nicht einmal bei hoher Lautstärke nachlässt. Dieses Soundsystem ist jeden Euro wert.
Da es sich bei unserem Fahrzeug um die Langversion handelt und diese oftmals zu Chauffeurzwecken dient, wurde auch auf den Fond großen Wert gelegt. So war unser Testwagen mit dem Fondsitzpaket samt Einzelsitzen und Rear Seat Entertainment ausgestattet. Hinzu kommt auf Wunsch ein Ruhesitz, welcher dafür sorgt, dass der Klient hinten rechts fast horizontal liegen kann, während sämtliche Auflagen beheizt sind und die Massageprogramme mögliche Verspannungen lösen. Der Clou: Die Rückseite des Beifahrersitzes beinhaltet eine ausfahrende Fußablage sowie eine Fußmassage. Sowas kannten auch wir noch nicht. Dass man nun noch die Größe der Füße für ein ideales Massageerlebnis wählen kann, sei am Rande erwähnt.
Ausstattungsempfehlung für Selbstfahrer
Natürlich möchte auch der ein oder andere Kunden sein Audi A8 L Facelift selbst steuern. Hierbei empfehlen wir folgende Ausstattungen:
Die Dynamik-Allradlenkung. Sie sorgt für ein kinderleichtes Rangieren der großen Limousine auch bei wenig Platz. Einparken gelang während des Tests fast immer in zwei Zügen, die Wendigkeit ist hier vergleichbar mit einer A3 Limousine.
Das vorausschauende Aktivfahrwerk. Ob Sie es glauben oder nicht, aber tatsächlich erkennt eine Kamera in der Front potentielle Hindernisse und Fahrbahnänderungen, worauf sich das Luftfahrwerk schon vorab einstellt. Die Folge: Man bekommt so gut wie nichts mehr von Schlaglöchern, Kopfsteinpflaster und Geschwindigkeitsschwellen mit. Allerdings arbeitete dieses System besonders bei Nacht nicht immer präzise; manchmal wurden einzelne Fahrbahnbesonderheiten schlicht nicht erkannt.
Quattro mit Sportdifferenzial. Allrad ist ohnehin serienmäßig. Wer gern sportlich unterwegs ist, sollte hier dennoch das Kreuzchen setzen. Insbesondere beim Herausbeschleunigen aus Kurven zeigt das Sportdifferenzial seine Vorzüge.
Die Antriebe des Audi A8 L Facelift
Insgesamt stehen für den neuen Audi A8 fünf Antriebe bereit.
Die Benziner
Die Diesel
Der Hybrid
Sinnvolle Konfiguration eines Audi A8 L Facelift
Hier gilt es erst einmal zu eruieren, wofür die Limousine denn eingesetzt werden soll. Kurzum: Soll das Audi A8 L Facelift als Chauffeur-Fahrzeug herhalten, so gilt:
Wird der A8 hingegen als Selbstfahrer-Fahrzeug mit nur gelegentlichen Fondgästen genutzt, so kann man die Fondausstattung getrost herunterfahren und sich vielmehr auf folgende Optionen konzentrieren:
Fazit zum Audi A8 L Facelift
Mit dem Audi A8 L Facelift haben die Ingolstädter eindrucksvoll bewiesen, wie man eine staatstragende Luxuslimousine auf die Räder stellt. Dabei erwies sich das Fahrzeug sowohl als komfortabel und uneingeschränkt langstreckentauglich, wie auch dynamisch. Im direkten Vergleich zur Konkurrenz lässt sich folgendes sagen: Der BMW 7er ist eine Nuance fahrdynamischer und hat sich somit mehr einer fahraktiven Klientel verschrieben. Die Mercedes S-Klasse hingegen verteidigt nach wie vor den Titel „Queen of Comfort“. Ziemlich genau dazwischen positioniert sich der A8. Abstriche? Nicht auszumachen. Vielmehr offeriert er ein stimmiges Gesamtpaket, das am Ende des Tages vielleicht sogar den Sieg für sich einstreichen kann, wenn es um die aktuell beste Luxuslimousine made in Germany geht.
NEU! – Schnellcheck
Gut:
Schlecht:
Konkurrenz: Mercedes-Benz S-Klasse Langversion, BMW 7er, Maserati Quattroporte, Lexus LS
Technische Daten
Modell | Audi A8 L 55 TFSI Quattro |
Länge x Breite x Höhe (m) | 5,32 x 2,13 x 1,49 |
Radstand (mm) | 3.128 |
Motor | Sechszylinder-V-Motor |
Hubraum (ccm) | 2.995 |
Leistung (kW / PS) | 250 / 340 |
Drehmoment (Nm) | 500 |
Getriebe | 8-Gang-Tiptronic |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Diesel |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 10,2 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 10,8 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 231 |
Abgasnorm | Euro-6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 5,7 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 250 |
Leergewicht (kg) | 1.980 |
Kofferraumvolumen (l) | 505 |
Farbe | Vesuvgrau Metallic |
Grundpreis (Euro) | 105.100 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 160.570 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D