Mit dem Genesis GV60 geht ein elektrisches Crossover-SUV an den Start, das in Sachen Stil ein neues Kapitel aufschlägt. Als erstes vollelektrisches SUV der koreanischen Luxusmarke ist er nicht nur ein Aushängeschild für Technologie, Design und Ingenieurskunst, sondern auch ein Manifest dafür, dass Premium längst kein europäisches Monopol mehr ist.
Schon der erste Blick auf den GV60 verrät, dass Genesis nicht in alten Mustern denkt. Wo andere Hersteller auf konservative Linien oder übertriebene Effizienzästhetik setzen, kombiniert der GV60 mutiges Design mit einer Portion Charisma, wie man sie sonst nur in italienischen Konzeptstudien findet. Und doch ist alles an diesem Auto durchdacht, funktional, und mit dem Ziel gebaut, das elektrische Zeitalter nicht nur sauber, sondern sinnlich zu gestalten.
Dass Genesis in Europa immer noch als Exot gilt, ist beinahe überraschend – denn mit Modellen wie dem GV70, G80 oder eben diesem GV60 hat sich die Marke längst emanzipiert. Sie spielt selbstbewusst im Konzert der Premiumhersteller, und dieser Stromer zeigt, warum: Er bietet Eleganz ohne Arroganz, Innovation ohne Experimentierzwang und Qualität, die sich eher nach Manufaktur als nach Massenproduktion anfühlt.
Unser Testwagen kam in der Variante GV60 Premium – heckgetrieben, 228 PS stark und in der edlen Außenfarbe „Saville Silver“, einem feinen Metallicton für 910 Euro Aufpreis. Ein Auto, das weniger laut auftritt, als es glänzt. Und genau damit trifft Genesis den Punkt: Understatement mit Stil.
Der Look
Man muss den Genesis GV60 nur einmal aus der Nähe sehen, um zu verstehen, dass dieser Stromer kein Versuch ist, die Konkurrenz zu kopieren. Er ist eine bewusste Abgrenzung. Wo deutsche Premiumhersteller gern mit Muskeln oder Minimalismus arbeiten, setzt Genesis auf Formen, die fließen, atmen und auffallen.
Die Front mit dem tief gezogenen Crest-Grill und den charakteristischen Doppelscheinwerfern wirkt freundlich und entschlossen zugleich. Das Auto scheint zu lächeln – aber auf die Art eines selbstbewussten Designers, der genau weiß, dass sein Werk polarisiert. Die flächenbündigen Türgriffe, die sich beim Annähern ausfahren, sind ebenso Show wie Stilmittel: Sie sagen „Hightech“, bevor man überhaupt eingestiegen ist.
In der Seitenansicht zieht der GV60 seine coupéhafte Linie bis ins Heck. Eine Silhouette, die fast mehr GT als SUV verspricht. Die großen 20-Zoll-Räder füllen die Radkästen ohne übertriebenen Protz, und die kurzen Überhänge lassen das Auto kompakt und sportlich wirken. Besonders auffällig: die klare Lichtsignatur, die sich wie eine Linie aus Präzision und Eleganz um die Karosserie legt.
Hinten rundet eine durchgehende LED-Leiste den Auftritt ab. Fein und irgendwie futuristisch, aber ohne übertriebene Spielerei. Wo viele Elektroautos bemüht „besonders“ aussehen wollen, wirkt der GV60 wie aus einem Guss, fast skulptural.
Er steht da wie ein Kunstobjekt, das fährt – mit einer Anmut, die irgendwo zwischen europäischem Luxus und asiatischer Avantgarde pendelt. Genesis zeigt hier, wie Design im Elektrozeitalter aussehen kann: modern, mutig und ohne Angst, Charakter zu zeigen.
Und innen?
Im Innenraum des Genesis GV60 zeigt sich, dass Luxus nicht zwingend traditionell sein muss. Statt Lederduft und Holzmaserung setzt Genesis auf eine moderne Interpretation von Premium. Elegant, digital und gleichzeitig erstaunlich menschlich. Wer sich in das SUV hineinsetzt, taucht in eine Welt ein, die futuristisch wirkt, aber nie steril.
Zwei große Displays dominieren das Cockpit, miteinander verbunden wie eine digitale Panorama-Landschaft. Das linke dient als klassisches Fahrer-Display, das rechte als zentrales Infotainment. Beide sind gestochen scharf, logisch aufgebaut und blitzschnell in der Reaktion. Der Open Display Screen zeigt, wie sich Hightech und Intuition miteinander versöhnen lassen. Kaum eine Funktion ist mehr als zwei Fingertipps entfernt, und wer mag, steuert das Ganze per Sprache oder übers Lenkrad.
Apropos Lenkrad: Es ist kompakt, perfekt gepolstert und liegt so gut in der Hand, dass man unweigerlich öfter mal einfach fahren will, nur um es zu spüren. Die Sitze verdienen das Prädikat „Langstrecken-tauglich deluxe“. Weich, aber nicht schwammig, belüftet und beheizt, und mit erstaunlich viel Seitenhalt. Selbst auf langen Fahrten bleibt der Körper entspannt, während der Kopf die leise Eleganz des Innenraums genießt.
Das absolute Highlight aber sitzt in der Mitte: die Crystal Sphere. Im Ruhezustand schimmert sie wie ein leuchtendes Glasobjekt, das eher in eine Kunstgalerie als in ein Auto gehört. Startet man den GV60, dreht sie sich und wird zum Gangwahlhebel. Eine Show, die man nie ganz gewöhnt, aber immer wieder genießt.
Trotz all der Technik bleibt der Innenraum ein Wohlfühlort. Weiche Stoffe, recycelte Materialien und eine perfekte Akustik machen aus dem GV60 ein rollendes Refugium. Auch hinten sitzt man angenehm luftig, selbst wenn das coupéhafte Dach optisch anderes vermuten lässt. Der Kofferraum bietet solide 680 Liter Volumen, erweitert auf über 1.400 Liter, wenn die Rücksitze flachgelegt sind. Und vorn gibt’s sogar noch einen kleinen Frunk für das Ladekabel.
Der Antrieb des Genesis GV60
Der Genesis GV60 Premium setzt auf eine Philosophie, die in der Elektro-Welt selten geworden ist. Er will nicht beeindrucken, er will überzeugen. Kein Sprintmonster, kein Showcar mit absurden Leistungswerten – sondern ein leiser, geschmeidiger und zugleich kraftvoller Begleiter, der jede Fahrt angenehm mühelos wirken lässt.
Unter der elegant geformten Haube arbeitet ein permanent erregter Synchronmotor (PSM) an der Hinterachse. Seine 228 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment klingen auf dem Papier solide – und fühlen sich in der Realität erstaunlich lebendig an. Das liegt am unmittelbaren Ansprechverhalten des E-Antriebs. Ein Tritt aufs Pedal genügt, und der GV60 schiebt mit Nachdruck an, ganz ohne Dramatik, ganz ohne Lärm.
Der Sprint von null auf 100 km/h gelingt in etwa 7,8 Sekunden, und bei 185 km/h ist Schluss. Vernünftig abgeregelt, um Reichweite und Ruhe gleichermaßen zu schützen. Im Stadtverkehr wirkt der Genesis fast lautlos, gleitet wie auf Samt, und auf der Landstraße überrascht er mit einem angenehm agilen Fahrgefühl. Der Heckantrieb sorgt für Balance und macht das SUV gefühlt leichter, als es mit seinen gut zwei Tonnen eigentlich ist.
Auch die Abstimmung des Fahrwerks trifft einen bemerkenswerten Sweet Spot. Der GV60 federt souverän, ohne schwammig zu wirken, und vermittelt trotz seiner Komfort-Orientierung stets Stabilität. Kurven nimmt er neutral, fast elegant. Ein Auto, das lieber fließt als kämpft. Wer möchte, kann über die Fahrmodi zwischen Effizienz, Normal und Sport wechseln. Letzterer verschärft die Gasannahme spürbar, ohne die Komfort-DNA zu verraten.
Die Lenkung arbeitet präzise, bietet gutes Feedback und passt perfekt zum Charakter des Autos. Und die Bremsen? Fein dosierbar, standfest, mit natürlichem Pedalgefühl – dank der variablen Rekuperation, die sich über Schaltwippen in mehreren Stufen einstellen lässt.
Alltag, Laden & Verbrauch
Der Genesis GV60 ist ein Beispiel dafür, wie alltagstauglich Elektromobilität heute sein kann. Zumindest dann, wenn man sie mit einem Hauch Premium kombiniert. Denn während viele E-Autos mit versprochenen Reichweiten prahlen, die sich in der Realität schnell in Luft auflösen, schafft der GV60 einen bemerkenswert ehrlichen Spagat zwischen Technik und Praxis.
Die Basis bildet eine Lithium-Ionen-Batterie mit 77,4 kWh Kapazität (netto). In der getesteten Version mit Heckantrieb liegt der offizielle WLTP-Verbrauch bei 17 kWh pro 100 Kilometer, was eine theoretische Reichweite von bis zu 517 Kilometern ermöglicht. In der Praxis zeigt sich der GV60 etwas durstiger, aber auch nicht gerade verschwenderisch. Im Testalltag – inklusive Stadtverkehr, Autobahn und Landstraße – lag der gemessene Wert bei 18,4 kWh auf 100 Kilometer, was einer realistischen Reichweite von etwa 380 Kilometern entspricht.
Seine größte Stärke zeigt der Genesis allerdings beim Laden. Dank der 800-Volt-Architektur, die sonst nur Modelle wie der Porsche Taycan oder Hyundai Ioniq 5 bieten, zieht der GV60 Strom mit beeindruckender Geschwindigkeit. An einer DC-Schnellladesäule (Gleichstrom) schafft er bis zu 233 kW Ladeleistung. Im Test waren es maximal 225 kW. Damit lässt sich der Akku von 10 auf 80 Prozent in nur rund 23 Minuten auffrischen. Ein echter Benchmark, der ihn zu einem der Schnelllader seiner Klasse macht.
Wer lieber über Nacht lädt, nutzt den 11-kW-AC-Onboard-Lader. Damit dauert eine komplette Ladung an einer Wallbox rund siebeneinhalb Stunden. Perfekt, um abends anzuschließen und morgens voll durchzustarten. Praktisch: Über die Ladeanzeige am Anschluss zeigt eine LED-Reihe den aktuellen Energiestatus an, was im Alltag tatsächlich nützlich ist.
Auch wenn der GV60 kein Verbrauchswunder ist, überzeugt er durch Effizienz in Bewegung und Logik im Alltag. Seine Ladezeiten sind kurz, seine Reichweite alltagstauglich, und wer regelmäßig zu Hause oder im Büro lädt, wird kaum je in die Nähe eines leeren Akkus kommen.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Wer sich in den Genesis GV60 setzt, merkt schnell: Hier geht es nicht nur ums Fahren, sondern ums Erleben. Das Elektro-SUV ist vollgestopft mit Technik, aber nie überladen. Alles wirkt durchdacht und elegant integriert. So als hätte jemand Technik und Stil in einer perfekten Symbiose vereint.
Schon beim Einsteigen wird klar, dass Genesis Premium neu definiert. Der Innenraum empfängt einen mit fließenden Linien, dezenten Ambientelichtakzenten und einem hohen Maß an Materialqualität. Leder, Mikrofaser, recycelte Stoffe– alles greift harmonisch ineinander, ohne Effekthascherei. Besonders in der „Premium“-Variante beeindrucken die 18-fach elektrisch verstellbaren Sitze mit Sitzklimatisierung und Massagefunktion. Zusammen mit der exzellenten Geräuschdämmung entsteht ein Komfortniveau, das man sonst eher aus einer höheren Fahrzeugklasse kennt.
Technisch ist der GV60 auf Augenhöhe mit der etablierten Konkurrenz. Und in mancher Hinsicht sogar einen Schritt voraus. Das Infotainmentsystem mit seinem 12,3-Zoll-Zentraldisplay läuft flüssig, bietet eine klare Menüstruktur und reagiert blitzschnell. Google Maps braucht man hier nicht. Das bordeigene Navigationssystem arbeitet präzise und berücksichtigt in Echtzeit Verkehrsdaten sowie Ladepunkte entlang der Route. Über Apple CarPlay und Android Auto gelingt kabelloses Spiegeln des Smartphones dennoch mühelos.
Die Bang & Olufsen spielt fein auf
Das Head-up-Display blendet Navigationshinweise, Geschwindigkeitsinfos und Sicherheitswarnungen gestochen scharf in die Frontscheibe. Ein weiteres Highlight ist der digitale Rückspiegel: per Kameraeinspeisung zeigt er ein klares, verzerrungsfreies Bild. Übrigens auch bei Dunkelheit oder Regen. Ebenfalls top: der Totwinkelassistent mit Kamerablick in den Instrumenten, sobald der Blinker gesetzt wird. Ein Sicherheitsplus, das man schnell zu schätzen lernt.
Auch beim Fahren unterstützt der Genesis spürbar, aber nie bevormundend. Der Adaptive Cruise Control hält zuverlässig Abstand, der Highway Driving Assist übernimmt bei Bedarf sogar die Spurführung bis 130 km/h, und die 360-Grad-Kamera verwandelt enge Parkhäuser in Stressfreiheit. Der Spurwechselassistent arbeitet sanft, das Einparksystem kann selbstständig in Lücken manövrieren.
Beim Klang setzt Genesis auf eine Kooperation mit Bang & Olufsen. 17 Lautsprecher, Surround-Sound, fein abgestimmt. Das Ergebnis: klar, detailreich, fast schon raumfüllend. Ergänzt durch die aktive Geräuschunterdrückung (ANC), wird der Innenraum zum Ruhepol. Selbst bei 140 km/h herrscht ein Geräuschpegel, der an eine gedämmte Lounge erinnert.
Varianten & Preise des Genesis GV60
Der Genesis GV60 ist kein Schnäppchen. Er positioniert sich selbstbewusst zwischen den etablierten Premiumherstellern und bietet dafür Ausstattung, Qualität und Technik, die in dieser Form nur selten so stimmig kombiniert sind.
In Deutschland ist der GV60 aktuell in vier Varianten erhältlich, die allesamt auf der gleichen 800-Volt-Architektur basieren, sich aber in Leistung, Ausstattung und Antriebskonzept unterscheiden.
Der Einstieg gelingt mit dem GV60 Standard. Er leistet 228 PS, nutzt ausschließlich den Heckantrieb und kostet ab 54.680 Euro. Bereits hier sind Voll-LED-Scheinwerfer, das 12,3-Zoll-Infotainment, Sitzheizung, Wärmepumpe und zahlreiche Assistenzsysteme serienmäßig an Bord. Für viele Käufer dürfte diese Basisvariante bereits völlig ausreichend sein, denn sie bietet jene ruhige, souveräne Fahrcharakteristik, die den GV60 auszeichnet.
Darüber rangiert die „Premium“-Variante, unser Testfahrzeug, mit derselben Motorisierung, aber deutlich gehobener Ausstattung. Für 57.680 Euro erhält man unter anderem Nappaleder-Sitze mit Belüftung, das erweiterte Ambientelicht, Head-up-Display, 360-Grad-Kamera, Digital Key und das brillante Bang & Olufsen Soundsystem. Damit repräsentiert der GV60 Premium den wohl besten Kompromiss aus Preis, Leistung und Komfort im Modellprogramm.
Wer mehr Power will, greift zum GV60 Sport mit 318 PS und Allradantrieb. Er startet bei 64.580 Euro und kombiniert zwei Elektromotoren zu einer Systemleistung von 605 Nm Drehmoment. Damit sprintet er in 5,5 Sekunden auf 100 km/h. Immer noch leise, aber deutlich entschlossener.
Als Sport+ gibts 490 PS und Allrad für knapp 75.000 Euro
Die Krönung bildet der GV60 Sport+, ein elektrisches Kraftpaket mit 490 PS, Launch-Control-Modus und Boost-Funktion. In nur 4,0 Sekunden schießt er auf Tempo 100, bleibt aber dank adaptivem Fahrwerk und Allradverteilung stets kontrollierbar. Für dieses Spektakel ruft Genesis 74.480 Euro auf. Ein stolzer Preis, aber im direkten Vergleich zu ähnlich starken E-SUVs aus Deutschland durchaus attraktiv.
Extras gibt es dennoch: Metalliclackierungen liegen bei etwa 900 Euro, das Technik-Paket mit Matrix-LED-Licht, Highway-Assist und weiteren Features kostet rund 4.100 Euro. In Vollausstattung kratzt der GV60 Premium an der 70.000-Euro-Marke, doch das Gesamtpaket ist überzeugend. Nicht zuletzt wegen des inkludierten fünfjährigen Servicepakets samt Garantie und Hol-&-Bring-Service, der im Segment Maßstäbe setzt.
Kundenfeedback
Die Reaktionen auf den Genesis GV60 zeigen, dass die Marke längst kein Geheimtipp mehr ist. Viele Fahrer, die den Koreaner zum ersten Mal erleben, sprechen von einem „Aha-Moment“: elegant und hochwertig.
Vor allem das Design polarisiert. Während einige Kunden das futuristische Erscheinungsbild und die fließende Coupé-Linie als „erfrischend mutig“ loben, empfinden Traditionalisten den GV60 optisch als „zu verspielt“. Doch selbst sie geben zu: Das Auto zieht Blicke auf sich – und zwar oft neugierige, nicht kritische. Besonders die Crystal Sphere in der Mittelkonsole sorgt bei Probefahrten regelmäßig für staunende Gesichter.
Großes Lob gibt es auch für die Materialqualität und Verarbeitungspräzision. Viele Kunden berichten, dass der Innenraum mit seiner Kombination aus Nappaleder, Mikrofaser und hochwertigem Kunststoff „besser verarbeitet wirkt als bei Audi oder BMW“. Auch die intuitive Bedienung, das ruhige Fahrgefühl und die beeindruckende Geräuschdämmung werden wiederholt positiv hervorgehoben. Der Genesis wird von seinen Besitzern gern als „fahrende Ruheoase“ beschrieben. Ein Kompliment, das im E-Segment durchaus Gewicht hat.
Ein weiterer Pluspunkt: das Servicekonzept von Genesis. Käufer schätzen die Premium-Betreuung mit persönlichem Ansprechpartner, Hol- und Bring-Service sowie die Fünfjahresgarantie ohne Kilometerlimit. Viele sehen genau darin den Unterschied zur deutschen Konkurrenz, wo die Nachbetreuung oft weniger persönlich abläuft.
Ein bisschen Kritik zum Genesis GV60 gibt es
Kritikpunkte? Ja, auf hohem Niveau. Manche Nutzer wünschen sich eine bessere Ladeplanung im Navigationssystem – insbesondere bei längeren Reisen –, andere bemängeln, dass der Frunk etwas klein geraten ist und das Infotainment-System nicht ganz so modern wirkt wie etwa bei Mercedes oder Tesla. Auch der Verbrauch im Winter liegt laut Erfahrungswerten über dem WLTP-Wert, was jedoch bei fast allen Elektro-SUVs der Fall ist.
Unterm Strich sind die meisten GV60-Fahrer hochzufrieden. Viele geben an, bewusst gegen deutsche Premiumanbieter entschieden zu haben, weil der Genesis „anders denkt, aber genauso gut fährt“. Ein Satz taucht in Foren und Erfahrungsberichten immer wieder auf: „Ein Auto, das man nicht kauft, weil man es kennt – sondern weil man es erlebt hat.“
Fazit zum Genesis GV60
Der Genesis GV60 ist kein Versuch, deutsche Platzhirsche zu kopieren. Er ist ein eigenständiges Statement. Wo andere auf Zurückhaltung setzen, kombinieren die Koreaner Designmut, technische Raffinesse und ein echtes Premiumgefühl, das auf ehrliche Weise überzeugt. Dieses Elektro-SUV beweist, dass Luxus und Innovation nicht zwangsläufig von alten Namen abhängen, sondern von Haltung, Anspruch und Liebe zum Detail.
Der GV60 tritt mit seiner ruhigen, fast meditativen Gelassenheit an. Und das ist seine größte Stärke. Er will nicht sportlich klingen oder aggressiv wirken, er will glänzen durch Substanz. Im Alltag beeindruckt er mit harmonischem Fahrverhalten, hoher Laufruhe und einer präzisen Abstimmung zwischen Komfort und Dynamik. Das macht ihn zu einem echten Reisepartner für Pendler und Vielfahrer, die Wert auf Entspannung und Qualität legen.
Besonders bemerkenswert: die Ladeleistung und Effizienz. Das 800-Volt-System mit bis zu 233 kW Ladeleistung hebt den GV60 klar vom Durchschnitt ab. In kaum mehr als 20 Minuten steht wieder rund 80 Prozent der Reichweite bereit – ein Punkt, der im Alltag enormen Unterschied macht. Auch die realistische Reichweite von etwa 390 Kilometern zeigt, dass Genesis hier keine Träumerei verkauft, sondern greifbare Alltagstauglichkeit.
Im Innenraum beweist der GV60, wie sehr Design und Funktion Hand in Hand gehen können. Kaum ein anderes Elektroauto seiner Klasse schafft es, so viel Wärme, Komfort und Zukunftsgeist miteinander zu verbinden. Besonders die Crystal Sphere ist mehr als ein Gimmick. Sie symbolisiert den Mut, Emotion und Technik zu vereinen.
Natürlich bleibt Luft nach oben: Der Preis ist kein Schnäppchen, und manche Details – etwa das Navigationssystem oder der leicht begrenzte Stauraum – könnten feinjustiert werden. Doch das sind Nebensächlichkeiten in einem Gesamtpaket, das in seiner Harmonie beeindruckt.
Konkurrenzmodelle
Im Revier des Genesis GV60 tummeln sich keine Leichtgewichte – doch der Koreaner hält souverän dagegen. Auf seiner technischen E-GMP-Plattform teilt er sich DNA mit dem Hyundai Ioniq 5 und dem Kia EV6, zwei Modellen, die sich längst einen Namen für hervorragende Ladegeschwindigkeiten und solide Effizienz gemacht haben. Der GV60 hebt diese Basis auf ein höheres Niveau: mehr Materialqualität, ruhigere Abstimmung, feinere Details – und natürlich das gewisse Etwas, das man sonst nur von traditionellen Premiummarken erwartet.
Der Ioniq 5 bleibt mit seinem Retro-Futurismus optisch markanter, während der EV6 mit schärferem Fahrverhalten punktet. Der Genesis dagegen trifft genau die Mitte zwischen Komfort und Dynamik, was ihn für Langstreckenfahrer attraktiver macht. Außerdem glänzt er mit etwas besserer Geräuschdämmung und edlerer Haptik – zwei Punkte, bei denen er selbst intern die Nase vorn hat.
Aus Schweden meldet sich der Polestar 2, der in der jüngsten Generation effizienter und moderner auftritt. Doch er bleibt konventioneller im Design und wirkt technokratischer. Der Genesis GV60 spielt in puncto Atmosphäre klar in einer emotionaleren Liga – weniger skandinavische Nüchternheit, mehr Lounge-Feeling.
Das Tesla Model Y hingegen dominiert weiterhin in puncto Reichweite und Ladeinfrastruktur. Doch in Sachen Verarbeitungsqualität, Geräuschkomfort und Innenraumanmutung muss es sich dem GV60 deutlich geschlagen geben. Genesis wirkt schlicht kultivierter, leiser und „echter Premium“.
Ein ernstzunehmender Gegner aus Japan ist der Nissan Ariya, der ebenfalls mit feinem Design, guter Qualität und solidem Komfort überzeugt. Allerdings ist er schwerer und trinkt mehr Strom, während der GV60 mit der 800-Volt-Technik beim Schnellladen uneinholbar davonzieht.
Im Segment der SUV-Coupés aus Europa zeigen sich Skoda Enyaq Coupé und VW ID.5 als pragmatische, aber wenig emotionale Alternativen. Beide punkten mit Raumökonomie, verlieren aber klar an Individualität. Der Cupra Tavascan wird mit seinem expressiven Design und sportlicher Note bald zum direkten Widersacher, dürfte dem Genesis aber in der Haptik und Verarbeitungsqualität das Nachsehen haben.
Es gibt auch Premium-Konkurrenz
Im Premium-Feld trifft der GV60 schließlich auf den Audi Q4 Sportback e-tron, den BMW iX2, den Mercedes-Benz EQB und den Volvo XC40 Recharge. Audi überzeugt mit solidem Gesamtpaket, bleibt aber emotional kühler. Der iX2 bringt fahrdynamisch mehr Schärfe, wirkt jedoch enger und lauter. Der EQB bietet Platzvorteile, aber weniger Eleganz, während der XC40 mit Charme punktet, dafür aber an Ladegeschwindigkeit verliert.
Unterm Strich: Der Genesis GV60 mag das jüngste Gesicht unter diesen Rivalen sein – doch er spielt längst auf Augenhöhe. Er vereint die emotionale Stärke eines Designers, die Ingenieurskunst eines Technikers und die Ruhe eines echten Gran Turismo. Ein Außenseiter? Vielleicht. Aber einer, den man nach der ersten Fahrt nicht mehr unterschätzt.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D
