Honda Civic Type R
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Honda Civic Type R Test – Mr. Kompaktsport

Der Honda Civic Type R ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern eine feste Größe im Kompaktsportler-Segment – und das mit ordentlich Nachdruck. Wo früher vor allem pure Power und auffällige Optik dominierten, zeigt sich der Type R heute erwachsen, präzise und erstaunlich vielseitig.

Er verbindet Rennstrecken-Gen mit Alltagstauglichkeit, ohne dabei seine Leidenschaft fürs Driften und Durchbeschleunigen zu verlieren. Dass dieser Hot Hatch mittlerweile zu den teuersten seiner Zunft gehört, ist kaum verwunderlich – denn mit 329 PS und einem Fahrwerk, das jeden Zentimeter Fahrbahn auslotet, liefert er ein Fahrerlebnis, das weit über das bloße „Sportlich sein“ hinausgeht.

Ein Kompaktsportler, der nicht nur Leistung bietet, sondern Charakter. So viel steht fest: Der neue Type R ist nicht mehr der günstige Rebell von nebenan, sondern ein ernstzunehmender Gegner in der sportlichen Kompaktklasse – und das mit einem Augenzwinkern im Tank. Fahrbericht.

Der Look

Der neue Honda Civic Type R hat sich einer Schönheitskur unterzogen – allerdings nicht nach dem Motto „mehr ist mehr“. Statt Spoiler-Overkill und aufgeklebtem Macho-Gehabe gibt’s jetzt ein Design, das wirkt, als hätte man dem Hot Hatch die Flausen ausgetrieben. Clean ist das Stichwort – aber nicht brav.

Kein einziger überflüssiger Flap stört mehr das Blechkleid. Stattdessen: klare Linien, muskulöse Schultern und ein Auftritt, der eher Samurai als Show&Shine schreit. Die Front? Aufgeräumt. Die Nebelscheinwerfer? Raus. Dafür sorgen neue Lufteinlässe für Kühlung, wo’s wirklich nötig ist – nämlich an den Bremsen und dem gewachsenen Ladeluftkühler. Funktion vor Firlefanz.

Die Haube trägt zwar noch eine Lufthutze, aber dezenter, überarbeitet – und ja, immer noch kampfbereit. Und hinten? Dort leistet sich der Civic Type R einen kleinen Regelbruch: Der massive Heckspoiler trotzt allen Aufräumarbeiten. Gut so – der muss schließlich bei 275 km/h Haltung bewahren. Untenrum sorgt das bekannte Dreifach-Endrohr für Klangfarbe und Wiedererkennung, das Ganze eingebettet in eine martialische Heckpartie.

Schwarze Felgen, schwarze Anbauteile und ein knackiges Weiß – der Kontrast sitzt. Und während der Golf brav im Schatten parkt, ist der Civic Type R mit 4,60 Metern inzwischen länger als mancher Kombi. Das ist kein Kompaktwagen mehr – das ist ein Statement auf Rädern.

Und innen?

Rot. So richtig rot. Nicht irgendwie sportlich akzentuiert, sondern kompromisslos signalrot. Das Interieur des Honda Civic Type R meint es ernst – und ja, es zwiebelt kurz in den Augen. Doch nach dem ersten Blinzeln wird klar: Das hier ist keine Farbverirrung, sondern Charakterarbeit.

Die Sportsitze? Eine Offenbarung. Tiefergelegt wie der Fahrer selbst. Man sitzt nicht einfach in diesem Auto – man verschmilzt damit. Fixbeton trifft Rennstrecke. Die Bezüge aus Alcantara-ähnlichem Material schmeicheln dem Auge und halten selbst bei ambitionierter Kurvenfahrt, was sie versprechen. Das rote Honda-Emblem im griffigen Lenkrad ist dabei das i-Tüpfelchen fürs Ego.

Die Architektur des Cockpits orientiert sich am zivilen Civic der elften Generation – allerdings mit deutlich mehr Hochwertigkeit im Detail. Echte Tasten, klare Menüführung, und eine Fahrerorientierung, die keinen Zweifel lässt: Hier sitzt der Chef links. Sogar im Fond merkt man, dass man nicht in irgendeinem Kompakten hockt – sondern im Type R. Auch wenn man über 1,85 Meter groß ist, sollte man sich über die eingeschränkte Kopffreiheit eher in geduckter Demutfreuen.

Und dann wäre da noch das Gepäckabteil. 410 Liter, ausbaufähig auf über 1.200. Für einen Hot Hatch? Fast schon frech. Der Laderaumboden eben, der Rollo klassisch Civic – Alltagstauglichkeit ohne Stilbruch. Innen zeigt der Civic Type R also, dass Rennsport und Alltag keine Gegensätze sein müssen. Nur langweilig darf man halt nicht sein.

Der Antrieb des Honda Civic Type R

Was passiert, wenn man einem ohnehin hitzköpfigen Hot Hatch noch ein paar Schippen mehr Feuer unter dem Turbolader macht? Genau – es entsteht ein Honda Civic Type R, der 329 PS auf die Vorderräder loslässt, als gäbe es kein Morgen. Der Zweiliter-VTEC-Turbobenziner bringt jetzt auch 420 Nm auf die Kurbel – das reicht, um so ziemlich jedem Wettbewerber den Rückspiegel zu zeigen. Zumindest bis 275 km/h.

Dabei bleibt die Schaltarbeit echte Handarbeit – zum Glück! Das manuelle Sechsganggetriebe klickt sich durch die Gassen wie ein Präzisionsinstrument. Mit Rev Matching sorgt der Type R dafür, dass selbst beim Runterschalten alles im Flow bleibt. Kein Ruckeln, kein Motzgeräusch – nur sauber synchronisierte Mechanik, wie man sie in Zeiten von DSG & Co. fast schon vermisst.

Traktionsprobleme? Kaum. Der Civic stemmt seine Kraft derart souverän auf den Asphalt, dass man den Allradler-Kollegen fast bemitleiden möchte. Selbst bei beherztem Gasfuß bleibt das Lenkrad ruhig, die Lenkung messerscharf – fast telepathisch. Die Fahrwerksabstimmung balanciert zwischen Sport und Wahnsinn: straff, direkt, aber nie unfair.

Dazu vier Fahrmodi – Sport als Standard, Comfort für den Schein, R+ für Adrenalin, und neu: der Individual-Modus für die ganz persönliche Eskalation. Der Motorsound? Kein synthetischer Sounddesigner-Kokolores, sondern echtes Auspuffballett – kernig, rotzig, ehrlich.

Und während andere Kompaktsportler die Vernunft bemühen, bleibt der Civic Type R ein echter Draufgänger. Einer, der selbst beim Cruisen ständig ins Ohr flüstert: „Noch ’ne Runde?“

Der Testverbrauch lag bei 9,6 Litern

ugegeben, der Civic Type R ist kein Kind von Traurigkeit – und schon gar keines, das sich mit einem Literchen Super zufrieden gibt. Wer den R-Modus auskostet, die Gänge ausdreht und auf der Autobahn die linke Spur zur neuen Heimat erklärt, landet locker bei 16,2 Litern pro 100 Kilometer. Aber mal ehrlich: Wer mit 275 km/h unterwegs ist und über Spritkosten jammert, hat das Konzept Hot Hatch vielleicht nicht ganz verstanden.

Im gemäßigten Tempobereich – sagen wir, gepflegtes Dahingleiten auf der Autobahn – pendelt sich der Durst bei 10,5 Litern ein. Kombiniert waren bei realistischer Fahrweise 9,6 Liter drin. Und wer den Type R wider Erwarten mal nichthetzt, sondern auf „brav“ stellt, wird mit 6,6 Litern auf der Sparrunde belohnt. Kein Witz.

Das zeigt: Der Civic kann Alltagsauto, wenn man ihn lässt. Dank adaptivem Fahrwerk und vier verschiedenen Fahrmodi (Comfort, Sport, R+ und Individual) lässt sich der Charakter spürbar verändern – von zahm bis zackig. Die Lenkung wird weicher, das Fahrwerk schluckfreudiger, der Auspuff zurückhaltender. Nur der Grundcharakter bleibt: bissig.

Damit wird der Type R trotz seines Krawall-Images zum echten Allrounder – der morgens ins Büro cruist, nachmittags im Stau nervenschonend rollt und abends auf der Landstraße wieder zeigt, wo der Lader hängt. Quasi ein Sportwagen mit Alltagslizenz – wenn man weiß, wie man mit ihm umgeht.

Assistenz, Technik & Ausstattung

Ein Innenraum, der aussieht wie ein rotes Tuch für jede Vernunftdebatte, dazu Sportsitze, die auch nach mehreren Stunden nicht mit Kreuzschmerzen quittieren – der Civic Type R bleibt seinem sportlichen Wesen treu, liefert aber mehr Komfort als sein martialisches Äußeres vermuten lässt.

Das Infotainment-System ist solide: Navigation, Touchscreen, Rückfahrkamera, Apple CarPlay und Android Auto – alles an Bord. Der Bildschirm übernimmt bei Bedarf auch die Rolle einer datenverliebten Schaltzentrale. Öltemperatur, Turbodruck, Bremskraftverteilung in Prozent – es fehlt nur noch die Blutdruckanzeige des Fahrers. Überflüssig? Vielleicht. Unterhaltsam? Auf jeden Fall.

Die Klimaanlage wird klassisch bedient, mit echten Tasten und Drehreglern. Eine Wohltat in Zeiten, in denen man sich durch zehn Touch-Menüs tippen muss, um die Lüftung leiser zu drehen. Die Verarbeitung ist solide, das Material wirkt durchdacht – nicht luxuriös, aber klar über dem, was man früher mit einem sportlichen Kompakten assoziiert hat.

Für Sicherheit sorgt das weiterentwickelte „Honda Sensing“-Paket mit acht Assistenzsystemen – unauffällig, aber effektiv. Dazu eine induktive Ladeschale, die auch dann lädt, wenn man’s ihr nicht alle zehn Minuten versichern muss. Funktioniert stabil, ganz ohne Zicken.

Voll-LED-Scheinwerfer sorgen für helle Freude, nur auf Matrixlicht wurde merkwürdigerweise verzichtet. Im normalen Civic gibt’s das – im Type R nicht. Muss man nicht verstehen.

Optional lässt sich noch mit Carbon (Spoiler, Leisten, Mittelkonsole) und Ambientebeleuchtung aufrüsten. Ob’s das braucht? Geschmackssache. Aber zu diesem Auto passt’s irgendwie.

Varianten & Preise des Honda Civic Type R

Einsteigen darf, wer 58.900 Euro auf die Theke legt – so viel verlangt Honda aktuell für seinen einzigen Civic mit echtem Rennstrecken-Background. Der Aufschlag zum Vorgänger ist nicht gerade dezent: 2017 gab’s den Type R noch ab 41.990 Euro – in drei Ausstattungslinien. Heute? Eine Version, keine Wahl. Nur Farbe und Extras trennen den zivilen Alltag vom carbonverliebten Feierabend-Racer.

Dafür ist die Serienausstattung erfreulich umfangreich: Navigation über das Honda Connect System, Parksensoren vorne und hinten, Klimaautomatik, digitale Instrumente, Rev-Match für perfekt getimte Gangwechsel, Datenlogger fürs Rundenzeiten-Protokoll – und natürlich das adaptive Fahrwerk mit vier Modi zwischen Anstand und Amok. Auch das Sicherheitsprogramm „Honda Sensing“ ist mit drin.

Wer’s optisch noch etwas spezieller möchte, kann den Preis mit Leichtigkeit auf über 64.000 Euro treiben. Die Lackierung kostet je nach Wahl zwischen 800 und 1.100 Euro, das Carbon-Paket schlägt mit 3.350 Euro zu Buche – dafür gibt’s echten Sichtcarbon an Spoiler, Schweller und Mittelkonsole. Und für 1.300 Euro wechselt die Ambientebeleuchtung von „seriös“ auf „Club-Lounge in Kyoto“ – rot versteht sich. Ob man das braucht, ist eine andere Frage.

Alternativen zum Frontantrieb? Fehlanzeige. Ebenso zur Motorisierung. Wer den Civic Type R kauft, bekommt ein kompromissloses Paket – und zahlt dafür mittlerweile Golf-R-Tarif. Den gibts nämlich ab 55.540 Euro – mit Allradantrieb.

Kundenfeedback

Wenn Honda-Fans vom Type R sprechen, wird schnell klar: Das Auto polarisiert, aber begeistert zugleich. Viele Besitzer loben die präzise Schaltung und das direkte Fahrgefühl, das kaum ein anderer Kompaktwagen so authentisch vermittelt. Ein häufig genanntes Highlight ist die Mischung aus Alltagstauglichkeit und echter Rennsport-DNA, die den Type R zum „Alltagshelden mit Biss“ macht.

Gleichzeitig berichten Fahrer, dass der Wagen auch im Stop-and-Go oder auf langen Strecken keine Langeweile aufkommen lässt – was nicht viele Sportler von sich behaupten können. Doch so viel Fahrspaß hat seinen Preis: Einige Kunden bemängeln den eher straffen Komfort und die teils nervigen Straßen- und Windgeräusche, die auf schlechten Untergründen deutlich ins Cockpit dringen. Auch das Infotainment-System erhält gemischte Bewertungen – hier wünschen sich manche Nutzer mehr Tempo und intuitive Bedienbarkeit. Trotzdem herrscht Konsens, dass die Technik solide funktioniert und die vielfältigen Assistenzsysteme einen echten Mehrwert bieten. Ein weiterer Punkt, der oft fällt, ist die kompromisslose Optik und die klare Designansage – nicht jedermanns Sache, aber genau das, was viele am Type R schätzen.

Insgesamt zeichnet sich im Kundenfeedback ein Bild ab: Der Civic Type R ist kein Komfort-Luxusliner, sondern ein leidenschaftlicher Kompaktsportler, der seinen Fahrern mit jeder Fahrt pure Emotion schenkt. Für die Enthusiasten unter den Fahrern sind die kleinen Unzulänglichkeiten keine Makel, sondern Teil des Charakters. Ein Wagen, den man liebt oder hasst – und dazwischen kaum Platz lässt.

Fazit zum Honda Civic Type R

Früher war der Civic Type R der Rebell aus Fernost: kantig, laut, ein bisschen prollig – aber schnell, direkt und vor allem bezahlbar. Inzwischen trägt er Maßanzug statt Trainingsjacke. Der neue Type R ist gereift, besser abgestimmt, technisch auf Höhe – und teurer. Viel teurer.

Mit knapp 59.000 Euro kratzt der Japaner an Preissphären, in denen andere längst Allrad, Automatik und Markenimage liefern. Ein Golf R? Hat zwar weniger Charakter, aber mehr Traktion und ist günstiger – zumindest auf dem Papier. Allerdings gibt’s dort keinen Handschalter mehr. Und genau hier hört der Vergleich eigentlich auch schon wieder auf.

Denn was der Type R fahrdynamisch abliefert, fühlt sich nicht wie Kompaktklasse an, sondern wie ein Hommage an die goldene Zeit des analogen Fahrens. Jedes Pedal, jeder Gangwechsel, jede Kurve – unmittelbar, echt, fast schon oldschool. Nur eben mit Assistenzsystemen, Infotainment und Alltagskomfort. Eine selten gewordene Kombination.

Klar, die Zeiten, in denen man einen Type R als günstige GTI-Alternative verkaufen konnte, sind vorbei. Heute steht er da wie ein selbstbewusster Einzelgänger, der keine Rabatte braucht, weil er genau weiß, was er kann. Und das ist nicht wenig.

Ob das den Preis rechtfertigt? Vielleicht nicht für jeden. Aber für die, die genau das suchen – ein echtes Fahrerauto ohne weichgespülten Charakter – ist er am Ende doch wieder genau das, was er immer war: einzigartig.

Konkurrenzmodelle

Honda Civic Type R trifft in seinem Segment auf eine Reihe namhafter Konkurrenten, die jeweils ihre eigenen Stärken und Schwächen mitbringen. Ganz vorne mit dabei ist der VW Golf R, der mit 333 PS und Allradantrieb aufwartet und ab etwa 55.540 Euro zu haben ist. Er überzeugt mit einem komfortablen Fahrwerk und moderner Technik, verzichtet jedoch auf ein Handschaltgetriebe, was für Puristen ein Nachteil sein kann. Ähnlich stark motorisiert präsentiert sich die Audi S3 Limousine mit ebenfalls 333 PS und einem Einstiegspreis von rund 56.400 Euro, die durch ihr luxuriöses Interieur und den quattro-Allradantrieb punktet.

Der BMW M135 xDrive mit 300 PS und einem Preis ab etwa 56.200 Euro kombiniert sportliche Fahrleistungen mit hochwertiger Verarbeitung, bietet ebenfalls Allradantrieb, aber keinen Handschalter. Mercedes-AMG A35 4Matic spielt mit 306 PS und einem Einstieg um 59.256 Euro in einer ähnlichen Liga und setzt dabei auf ein dynamisches Fahrerlebnis gepaart mit premiumorientiertem Komfort.

Etwas abseits des aktuellen Mainstreams steht der Ford Focus ST als Auslaufmodell mit 280 PS und Handschaltgetriebe, der ab circa 43.400 Euro zu haben war. Er gilt bei Fans als emotionaler, preislich attraktiver Sportler, auch wenn seine Leistung nicht ganz an die der Mitbewerber heranreicht. Vergleichbar sportlich, aber mit DSG statt Handschalter ausgestattet, aber moderner und preislich etwas höher angesiedelt, tritt der Cupra Leon VZ mit 300 PS und Frontantrieb auf, der ab 48.765 Euro angeboten wird.

Eine eigene Nische füllte der Hyundai i30 N Fastback mit 280 PS, der mittlerweile eingestellt ist, damals jedoch für rund 38.850 Euro einen attraktiven Preis-Leistungs-Mix bot. Insgesamt ist der Honda Civic Type R mit seinen 329 PS, dem Handschaltgetriebe und der kompromisslosen Performance im vorderen Preissegment positioniert. Trotz seines etwas höheren Preises gegenüber manchem Konkurrenten bleibt er für viele Enthusiasten die erste Wahl, wenn es um kompromisslosen Fahrspaß im Kompaktsportler-Segment geht.

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS 6D

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