Mit dem Kia Sorento AWD bringen die Koreaner ihr Fullsize-SUV neu auf den Markt. Nicht etwa der Name ist neu, doch die aktuelle Generation vermag es, auch renommierten Premium-Konkurrenten das Leben schwer zu machen.
Wie sie das macht, welche Abstriche gemacht werden müssen und was am Ende für ein Preis herauskommt, klären wir in diesem Test. Fahrbericht.
Der Look
Die Optik des neuen Kia Sorento lässt viele Betrachter verwundert zurück – nicht zuletzt aus dem Grund, dass man hier oftmals den Eindruck gewinnt, es handele sich nicht um ein Modell der Koreaner. Von Vorn zeigt sich der Koreaner massiv. Lediglich die adaptierte und für Kia typische Tigernase bleibt erhalten.
Die Seitenpartie gibt den Blick frei auf ein ausgewachsenes Fullsize-SUV, das in seinen Proportionen dem Lehrbuch hätte entstammen können. Beim Blick aufs Heck werden dann amerikanische Einflüsse deutlich; eine etwaige Verwandtschaft zu beispielsweise einem Ford Explorer scheint nicht von ungefähr zu kommen. In jedem Falle polarisieren die vertikal angeordneten Heckleuchten.
Auch der Innenraum wurde nicht gerade behutsam angefasst und so erwartet den Fahrer ein schickes, modernes Cockpit mit ausreichend Digitalisierung für jedermann, aber ohne die totale digitale Überfrachtung. Das bedeutet, dass man beim Sorento zwar auf große Screens für Tachoeinheit und Zentralbildschirm setzt, dem Fahrer jedoch genügend physische Tasten erhalten bleiben. Das begrüßen wir sehr.
Die Platzverhältnisse sind vorne wie hinten wahrlich üppig und als Siebensitzer taugen selbst die zwei zusätzlichen Plätze. Allerdings sind diese zugegebenermaßen recht schwierig zu besteigen – eine gewisse Grundfitness wird hier bei Passagier Sechs und Sieben vorausgesetzt.
Der Kofferraum darf (mit fünf Sitzen in Nutzung) als groß bezeichnet werden. 705 Liter passen in der Standardkonfiguration hinein; bei umgeklappten Rücksitzlehnen werden maximal 2.100 Liter freigegeben; dem Ausflug in den Baumarkt steht folglich nichts mehr im Wege.
Der Antrieb im Kia Sorento AWD
Kia stellt sein Flaggschiff mit mehreren Antriebsvarianten bereit. Neben einem Plug-in-Hybriden und einem konventionellen Hybridantrieb gibt es darüber hinaus auch einen klassischen Diesel. Dieser 2,2 Liter große Vierzylinder ist kein Unbekannter, denn er kam bereits im Vorgängermodell zum Einsatz.
Das Aggregat leistete hier einst 202 Pferdestärken, also insgesamt ganze zwei PS mehr als im Vorgänger. Mittlerweile wurde die Leistung jedoch aufgrund der strengeren Abgasvorschriften reduziert, sodass nun 194 PS auf dem Datenblatt stehen. Gekoppelt ist der Selbstzünder an ein neues Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, welches die Kraft mittels Allradantrieb auf alle vier Räder verteilt.
Fahrimpressionen
Das Fahrverhalten des neuen Kia Sorento ist durch und durch auf Komfort getrimmt. Dabei spielt der Dieselmotor seine Vorzüge besonders auf der langen Strecke aus. Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe passt sich dem solide werkelnden Motor an und nutzt das Drehmomentplateau beinahe exzellent, sodass selten der Wunsch nach mehr Leistung aufkommt. Das ändert sich allerdings, wenn man beabsichtigt, mit dem Sorento sportlich umzugehen. Dann macht sich der Vierzylinder akustisch bemerkbar und die knapp 200 PS reichen schlichtweg nicht aus, um dem großen SUV richtig Beine zu machen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass man derartige Behandlungen – ausgenommen sind hier Überholmanöver – lieber bleiben lässt.
Diese komfortable Abstimmung wird unterstrichen von einem Fahrwerk, welches das Gros an Unebenheiten locker schluckt, ohne dabei schroff zu wirken. Leichte Wank- und Nickbewegungen sind hier die Ausnahme und auch Windanfälligkeit ist kein Thema beim Koreaner.
Die Lenkung darf als etwas leichtgängig bezeichnet werden, liefert aber per se keinen Grund für harsche Kritik. Gleiches gilt für die Bremsen am SUV, die sich der Mentalität des Fahrzeugs anpassen.
Im Übrigen verfügt der neue Kia Sorento AWD auch über nicht zu verachtende Offroad-Eigenschaften, die in Summe gesehen jedem Ausflug ins seichte Off gerecht werden. Marketing-Gewäsch? Nö, wir haben das testen können und die Bilder sprechen doch eine recht eindeutige Sprache. Wer mit seinem Sorento nicht gerade einer G-Klasse oder einem Defender Paroli bieten will, kommt also auch abseits befestigter Asphaltadern auf seine Kosten.
Der Verbrauch des Sorento belief sich während unserer Testfahren im Drittelmix auf 7,9 Liter Diesel pro 100 gefahrener Kilometer. Wer mit dem Gaspedal sehr behutsam umgeht, erreicht auch eine Sechs vor dem Komma, sodass die 6,2 Liter Werksangabe erreicht werden können. Vollgasfahrten bei freier Autobahn werden mit Werten um die 13 Liter quittiert.
Preis und Ausstattung
Der Grundpreis für den Kia Sorento mit Dieselmotor beträgt 50.890 Euro. Der Zuschlag für den Allradantrieb beläuft sich auf 2.000 Euro. Als Vollhybrid (HEV) startet der Sorento bei 51.390 Euro, die AWD-Version bei 53.390. Der Plug-in Hybrid ist ausschließlich als Allradler erhältlich und kostet derweil mindestens 55.940 Euro.
Insgesamt stehen für das koreanische SUV drei Ausstattungslinien bereit. Die höchste und von uns gefahrene trägt den Namen Platinum und verfügt bereits über nahezu alles, was für den Sorento erhältlich ist. Legt man diese Version zugrunde (mit Dieselmotor und AWD) und stattet sie mit allen noch möglichen Extras aus, bleibt der Gesamtpreis knapp unter der 65.000-Euro-Marke. In Anbetracht des Gebotenen ein wahrhaft guter Preis – besonders beim Blick auf die Konkurrenz.
Sinnvolle Konfiguration eines Kia Sorento AWD
Grundsätzlich sollte jeder Sorento-Interessent zunächst eruieren, was er bei seinem neuen Fullsize-SUV für unabdingbar hält. Sollten dazu dann Dinge, wie eine Sitzbelüftung, 20-Zoll-Räder oder ein Head-up Display zählen, kommt ohnehin nur die höchste Ausstattungslinie „Platinum“ infrage.
Ansonsten empfehlen wir die mittlere Ausstattungslinie „Spirit“, die bereits sehr üppig ausgestattet zum Kunden rollt. Unter anderem folgende Optionen sind dann bereits ab Werk dabei:
Darüber hinaus halten wir die folgenden Optionen auf für sinnvoll:
Fazit zum Kia Sorento AWD
Der Kia Sorento AWD konnte im Test für so einige Überraschungen sorgen. Sein nahezu unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis ist eines der vielen Pro-Argumente des Fahrzeugs. On top kommt noch die bei Kia übliche 7-Jahres-Garantie, die natürlich auch für den Sorento gilt.
Legt man seinen Preis – selbst mit Vollausstattung – zugrunde, wird die Luft im Segment schnell sehr dünn. Einzig sein nächster Verwandter, der Konzernbruder Hyundai Santa Fe, kann hier noch mitspielen.
Wer einen hohen Platzbedarf benötigt und sein Budget dabei im Auge behalten will, kommt daher am Sorento eigentlich kaum vorbei.
Konkurrenzmodelle: Hyundai Santa Fe, Mazda CX-60, Toyota RAV4, Skoda Kodiaq, VW Tiguan Allspace, Seat Tarraco
Technische Daten
Modell | Kia Sorento 2.2 CRDi AWD |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,81 x 2,17 x 1,70 |
Radstand (mm) | 2.815 |
Motor | Vierzylinder-Reihenmotor |
Hubraum (ccm) | 2.151 |
Leistung (kW / PS) | 142 / 194 |
Drehmoment (Nm) | 440 |
Getriebe | 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Diesel |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 6,2 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 7,9 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 160 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 9,2 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 205 |
Leergewicht (kg) | 1.867 |
Kofferraumvolumen (l) | 705 – 2.100 |
Farbe | Stahlgrau Metallic |
Grundpreis (Euro) | 50.890 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 62.340 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D