Mit dem Kia Niro PHEV bringt der koreanische Hersteller einen Kompakt-SUV auf den Markt, der gleich mehrere Trends auf einmal bedient: Umweltbewusstsein dank elektrifiziertem Antrieb, praktischen Alltagstauglichkeit und ein Design, das definitiv polarisieren kann – ganz wie ein guter Kaffee mit Extra-Kick.
Doch hinter der auffälligen Fassade steckt mehr als nur Optik: Der Niro will vor allem als vielseitiger Begleiter überzeugen, der den Spagat zwischen Sparsamkeit und Fahrspaß meistert. In unserem ausführlichen Testbericht schauen wir uns an, wie sich der Niro in Sachen Technik, Komfort und Reichweite schlägt, welche Konkurrenzmodelle ihm ordentlich Feuer unterm Heck machen und ob er wirklich das Zeug zum Lieblingsauto für den urbanen Hybrid-Fan hat.
Spoiler: Ein bisschen Lifestyle gibt’s oben drauf – denn wer sagt, dass ein Hybrid nicht auch Spaß machen darf? Fahrbericht.
Der Look
Der neue Kia Niro Plug-in Hybrid (PHEV) ist kein SUV für graue Mäuse. Schon beim ersten Blick wird klar: Dieses Design will nicht jedem gefallen – und genau das ist der Plan. Der Niro strotzt vor Selbstbewusstsein und zieht sein eigenes Ding durch. Ob das mutig oder größenwahnsinnig ist? Vielleicht beides.
Vorn erwartet uns eine Frontpartie, die aussieht, als hätte man ein Elektrokardiogramm in LED gemeißelt – markante Scheinwerfer, eigenwillige Lichtsignatur und ein Kia-Schriftzug, der stolz auf der abfallenden Motorhaube thront. Nebelleuchten? Ja, aber stilvoll integriert, nicht drangeflanscht.
Die Seitenansicht spielt weiter munter mit Kontrasten: klare Linien treffen auf schräge Ideen. Besonders die farblich abgesetzten Sideblades an der C-Säule lassen Kenner stutzen – war das nicht mal ein Markenzeichen des Audi R8? Sei’s drum, beim kompakten Hybrid-SUV aus Korea sieht es trotzdem ziemlich schick aus.
Und dann das Heck: schmal, futuristisch, fast schon provokant. Die schräg geschnittene Heckscheibe und die scharf gezeichneten Rückleuchten im Bumerang-Stil liefern den finalen Design-Ausrufezeichen-Moment.
Der Kia Niro PHEV ist optisch kein Everybody’s Darling – will er aber auch gar nicht sein. Stattdessen setzt er auf Wiedererkennungswert und Charakter. Und genau das macht ihn so spannend in einem Markt voller glattgebügelter SUV-Einheitsware.
Und innen?
Im Inneren des Kia Niro Plug-in Hybrid zeigt sich: Die analoge Welt hat weitgehend ausgedient – aber keine Sorge, hier wurde nicht digitalisiert um jeden Preis. Kia kombiniert geschickt Technik mit Alltagstauglichkeit und schafft so ein Cockpit, das zwar modern aussieht, aber trotzdem nicht gleich nach Pilotenlizenz verlangt.
Das zentrale Highlight: das große Panoramadisplay, das sich aus zwei clever verbundenen Bildschirmen zusammensetzt. Links: ein volldigitales Kombiinstrument, wie man es etwa aus dem Kia ProCeed GT kennt. Rechts: ein 10,25-Zoll-Touchscreen, der dank schwarzem Rahmen größer wirkt, als er eigentlich ist – ein altbekannter, aber wirksamer Trick.
Ein echtes Schmankerl versteckt sich in der Mittelkonsole: die sogenannte Multimode-Leiste. Klingt kompliziert, ist aber ziemlich schlau. Je nach Modus ändern die Touchtasten ihre Funktion – mal Klima, mal Infotainment. Wer das Konzept noch nicht kennt, braucht eine Minute zum Verstehen – und erspart sich danach doppelt belegte Tastenwirrwarr. Schön: Der gute alte Lautstärkeregler bleibt uns erhalten.
Platzverhältnisse? Vorn sitzt man komfortabel, hinten solide. Zwei Erwachsene kommen im Fond gut unter, drei Kinder sowieso. Sportlichkeit ist hier eher ein Nebenthema – der Fokus liegt klar auf entspanntem Reisen.
Der Kofferraum bietet 348 Liter, was für den Alltag reicht – größere Urlaube gelingen mit umgelegter Rückbank (dann bis zu 1.342 Liter). Andere Niro-Varianten sind hier zwar etwas geräumiger, aber für einen Plug-in-Hybrid ist das Gesamtpaket absolut stimmig.
Der Antrieb des Kia Niro PHEV
Wer beim Stichwort „Hybrid“ an lahme Öko-Kisten denkt, sollte beim Kia Niro Plug-in Hybrid (PHEV) besser zweimal hinschauen – oder besser: eine Runde drehen. Unter der Haube werkelt ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner mit 105 PS. Nichts, was Autobahnhelden nervös machen würde. Aber: Kombiniert mit einem 84 PS starken Elektromotor ergibt sich eine Systemleistung von 183 PS – und die reicht völlig, um dem Alltag mit einem lässigen Schulterzucken zu begegnen.
Besonders im Stadtverkehr spielt der Kia Niro PHEV seine elektrischen Trümpfe aus: Flüsterleise, emissionsfrei und erstaunlich agil gleitet er dahin – vorausgesetzt, der Akku ist geladen. Ist er leer, wird rekuperiert, was das Zeug hält. Bergab, beim Bremsen, im Schubbetrieb – der Niro macht aus jeder Gelegenheit Energie. Sehr fleißig, der Kleine.
Lenkung und Fahrverhalten? Unkompliziert. Die Lenkung ist angenehm leicht, könnte bei hohem Tempo aber etwas direkter sein. Die Bremsen? Gut dosierbar, auch wenn man manchmal merkt, dass zwischen klassischer Bremse und Rekuperation gewechselt wird – Hybrid halt.
Auf der Autobahn wird’s dann etwas lauter: Bei Vollgas gibt’s kein Halten mehr, dafür reichlich Drehzahlgeräusche im Innenraum. Kein Wunder: Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 168 km/h – unser Testmodell schaffte immerhin 181.
Der Kia Niro Plug-in Hybrid ist kein Heißsporn, aber ein clever abgestimmter Alltagsheld – besonders für urbane Nomaden mit Nachhaltigkeits-Anspruch. Womit wir beim nächsten Thema wären: Das Laden.
Mit vollem Akku und Tank sind bis zu 600 Kilometer drin
Wer sich für einen Plug-in-Hybrid wie den Kia Niro PHEV entscheidet, tut das aus gutem Grund: elektrisch pendeln, aber mit der Sicherheit eines Verbrenners im Heck. Doch wie schlägt sich der clevere Koreaner im Alltag – abseits der Hochglanz-Broschüren?
Fangen wir beim Verbrauch an: Mit leerem Akku und hohem Autobahnanteil gönnt sich der Niro rund 6,5 Liter Super auf 100 km – keine Öko-Revolution, aber fair. In der Stadt zeigt sich der Niro genügsamer: Selbst ohne Strom im Speicher sind 4,5 Liter drin. Wer jedoch gerne Vollgas spielt, landet schnell im zweistelligen Bereich.
Rein elektrisch schafft der Niro laut Kia 59–65 Kilometer. In unserem Test waren es realistische 55 Kilometer, innerorts sogar bis zu 70 km. Nur auf der Autobahn ist nach 30–35 Kilometern Schluss mit lautlosem Dahingleiten – da geht’s dann wieder klassisch weiter.
Ladezeiten? An der Wallbox (3,6 kW) dauert eine Komplettladung der 11,1-kWh-Batterie rund drei Stunden – oder 3,5 bei Frostlaune. An der Haushaltssteckdose vergehen etwa fünf Stunden – ideal fürs Laden über Nacht. Eine Schnellladefunktion? Fehlanzeige. Dafür bleibt man mit dem Kia unter der gefürchteten Vier-Stunden-Grenze öffentlicher Ladesäulen – also keine Strafgebühren wegen „Herumstehen“.
Mit vollem Akku und randvollem 37-Liter-Tank ergibt sich eine kombinierte Praxisreichweite von rund 600 Kilometern. Kein schlechter Wert für ein Kompakt-SUV mit doppeltem Antrieb und dem Herz am richtigen Fleck.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Unser Testwagen – ein Kia Niro Plug-in Hybrid in der Ausstattungslinie „Spirit“ – kam schon fast mit Vollausstattung vom Band. Für Fans von Technik-Spielereien, Komfort-Goodies und Sicherheitsfeatures ist das ungefähr so, als würde man ein Überraschungsei auspacken, bei dem ausnahmsweise mal alles passt.
Los geht’s mit den Voll-LED-Scheinwerfern – hell, homogen, aber ohne Matrix. Der Fernlichtassistent wechselt also brav zwischen An und Aus – keine Lichtshow, aber solide Ausleuchtung.
Das Infotainment-System überzeugt mit gut lesbarem Touchscreen, simpler Menüführung und flottem Navi mit Echtzeitdaten. Android Auto und Apple CarPlay? Ja, aber bitte mit Kabel. Die kabellose Ladestation hingegen schwächelte – mal lädt sie, mal nicht. Vielleicht ist sie einfach empfindlich – oder launisch.
Highlight für Klangfreunde: das Harman/Kardon Soundsystem. Satter Sound, gute Raumverteilung – Musikliebhaber werden sich freuen. Und wer’s komfortabler mag: Mit dem optionalen Relax-Paket (1.190 €) gibt’s elektrische Sitze, Belüftung, Heizung vorne & hinten – und einen Beifahrersitz, der sich zur Chill-Liege verwandelt. Kein Scherz.
Sicherheit? Ebenfalls durchdacht: Mit dem Technologie-Paket (1.290 €) kommen Head-up-Display, Remote-Parkassistent und weitere Assistenten an Bord. Kurz: Der Niro denkt mit – und fährt auf Wunsch sogar kurz selbst.
Wer’s besonders stylisch mag, kann für 290 € die C-Säule in Kontrastfarbe wählen oder für 690 € ein kleines, aber feines Glasschiebedach ordern.
Varianten & Preise des Kia Niro PHEV
Drei Antriebe, ein Karosseriekleid – der Kia Niro macht’s allen recht. Neben dem Vollhybrid (ab 32.790 €) und dem vollelektrischen e-Niro (ab 45.690 €) gibt es auch den Plug-in-Hybrid (PHEV) – die goldene Mitte für alle, die lokal emissionsfrei, aber nicht komplett steckdosenabhängig unterwegs sein wollen. Einstiegspreis: 38.690 Euro.
Der Kia Niro PHEV kommt mit einem einzigen Antrieb, aber in drei Ausstattungslinien, die sich preislich und inhaltlich wie folgt staffeln:
🔹 Edition 7 (ab 38.690 €)
Bereits hier zeigt sich der Niro erstaunlich spendabel: 10,25″-Touchscreen mit Navi, Android Auto & Apple CarPlay, Sitz- und Lenkradheizung, 2-Zonen-Klima, Rückfahrkamera, Parksensoren und adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC) – das kann sich sehen lassen.
🔹 Vision (ab 40.590 €)
Für rund 2.000 Euro mehr gibt’s zusätzlich das Panorama-Display, Autobahn- und Totwinkelassistent, Ausstiegswarner, Parksensoren vorn sowie aufgewertete Stoffsitze mit Lederanteil. Ein cleverer Mix aus Komfort und Sicherheit.
🔹 Spirit (ab 44.090 €)
Hier wird’s luxuriöser: 18-Zoll-Räder, Harman/Kardon Soundsystem, Privacy-Verglasung, elektrische Heckklappe, induktive Ladeschale (wenn sie will…), Kunstlederpolster und edle Dual-LED-Scheinwerfer. Premium light – ohne Premiumpreis.
Farblich bleibt der Niro dezent, wie etwa im Ton Mineral Blue – wer auf Farbspektakel hofft, ist bei Kia weniger gut aufgehoben. Dafür gibt’s viel Auto fürs Geld, und zwar mit elektrischem Gewissen.
Kundenfeedback
Die Erfahrungen von Besitzerinnen und Besitzern des Kia Niro Plug-in Hybrid fallen überwiegend positiv aus. Besonders häufig gelobt wird die Alltagstauglichkeit des Fahrzeugs – viele Nutzer berichten davon, im Stadtverkehr nahezu ausschließlich elektrisch unterwegs zu sein. Das senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern sorgt auch für ein leises, entspanntes Fahrerlebnis. Die elektrische Reichweite wird im urbanen Umfeld als absolut ausreichend empfunden, sofern regelmäßig geladen wird. Auch das Raumangebot schneidet in vielen Rückmeldungen gut ab: Vorne wie hinten sei ausreichend Platz vorhanden, selbst für größere Mitfahrende. Die Verarbeitung wird häufig als solide, das Bedienkonzept als intuitiv beschrieben.
Zufriedenheit herrscht auch beim Thema Fahrkomfort. Der Kia Niro PHEV wird von vielen als angenehm leise, weich gefedert und unkompliziert im Handling beschrieben. Insbesondere Pendler loben das entspannte Fahrgefühl im Alltag und die Übersichtlichkeit im Straßenverkehr.
Kritische Stimmen beziehen sich meist auf Details: Die Ladeleistung wird vereinzelt als zu langsam empfunden, und auch kleinere technische Eigenheiten – etwa die kabellose Ladestation oder die spontane Schwäche der 12-Volt-Batterie – finden gelegentlich Erwähnung. Das Doppelkupplungsgetriebe benötigt zudem laut einiger Nutzer eine gewisse Eingewöhnung, vor allem beim Anfahren.
Dennoch fällt das Gesamturteil in der Kundschaft mehrheitlich positiv aus. Der Kia Niro PHEV gilt als zuverlässiger, sparsamer und komfortabler Begleiter im Alltag – vor allem für Fahrerinnen und Fahrer, die regelmäßig Strom laden können und ein modernes, aber unkompliziertes Hybridfahrzeug suchen.
Fazit zum Kia Niro PHEV
Der Kia Niro Plug-in Hybrid (PHEV) zeigt im Alltagstest klare Stärken: familienfreundlich, geräumig, komfortabel und dabei mit dem nötigen Schuss Lifestyle – optisch wie technisch. Wer ein Crossover-SUV mit grüner Seele und echtem Allrounder-Charakter sucht, liegt hier nicht falsch.
Besonders die Fortschritte bei Infotainment und digitalen Features machen den neuen Niro zu einem modernen Begleiter, der nicht überfordert, sondern mitdenkt. Auch die elektrische Reichweite geht in Ordnung – vorausgesetzt, der Wagen wird regelmäßig geladen. Genau da liegt jedoch der Knackpunkt.
Denn mit einem Einstiegspreis von 38.690 Euro ist der PHEV rund 6.000 Euro teurer als der Vollhybrid (HEV). Wer also eher sporadisch zur Ladesäule findet, sollte ernsthaft den HEV in Erwägung ziehen – günstiger, weniger Ladeverpflichtung, aber ähnlich effizient im Stadtverkehr.
Punktabzug? Vielleicht beim Preis-Leistungs-Verhältnis in höheren Ausstattungslinien. Doch dafür erhält man ein stilvolles, durchdachtes und individualisierbares Gesamtpaket – inklusive kontrastfarbener C-Säule, die wir ausdrücklich empfehlen (günstig, aber mit großer Wirkung).
Der koreanische Crossover bleibt ein smarter Kompromiss zwischen Öko-Ambition und SUV-Verlangen – ohne sich dabei zu ernst zu nehmen. Wer regelmäßig lädt, fährt hier clever. Wer nicht, hat immerhin Alternativen im eigenen Haus.
Konkurrenzmodelle
Der Kia Niro Plug-in Hybrid steht in einem umkämpften Segment kompakter SUV und Crossover, in dem verschiedene Hersteller mit teils sehr unterschiedlichen Antriebsvarianten antreten. Als direkter Konkurrent gilt der Hyundai Kona PHEV, der eine ähnliche Technik und eine vergleichbare elektrische Reichweite bietet. Beide Modelle überzeugen mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis und einem modernen Infotainment, unterscheiden sich aber in Details wie Design und Fahrgefühl.
Etwas abseits der Plug-in-Hybrid-Liga bewegt sich der Mazda CX-30, der aktuell nicht als PHEV, sondern ausschließlich mit Benzin- und Mildhybrid-Antrieb erhältlich ist. Er punktet mit hochwertiger Verarbeitung und einem sportlich abgestimmten Fahrwerk, spricht damit jedoch eine etwas andere Zielgruppe an, die weniger auf elektrische Reichweite, sondern mehr auf Fahrdynamik Wert legt.
Ebenfalls im Kompakt-SUV-Segment positionieren sich der Mitsubishi ASX und der Renault Captur, beide nicht mehr als Plug-in Hybrid erhältlich, dafür mit Vollhybrid-Varianten im Programm. Sie bieten solide Technik und Komfort, allerdings ohne die elektrischen Vorteile eines PHEV. Der Captur hebt sich durch sein verspieltes Design hervor, während der ASX eher pragmatisch und robust auftritt.
Der legendäre Toyota Prius Plug-in Hybrid bleibt nach wie vor ein Maßstab in Sachen Hybridtechnik und Effizienz, überzeugt aber weniger als SUV, sondern mehr als geräumliche Limousine oder Kompaktwagen.
Schließlich bietet der KGM Korando (ehemals SsangYong) keine Plug-in-Version, aber einen Vollhybrid an, der mit günstigen Preisen und großzügiger Ausstattung lockt, allerdings ohne den elektrischen Boost eines PHEV.
Insgesamt zeigt sich: Wer gezielt einen Plug-in Hybrid mit SUV-Format sucht, findet im Kia Niro PHEV eine starke Option, die sich zwischen den etablierten Vollhybriden und reinen Elektrofahrzeugen gekonnt behauptet.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D