Ein beeindruckendes Kapitel neigt sich dem Ende zu, wenn der Lamborghini Aventador Ultimae ein grandioses Finale markiert und eine Ära zu einem würdigen Abschluss bringt.
Wir schreiben das Jahr 2011, als der erste Aventador auf dem Genfer Autosalon enthüllt wurde. Nun, nach einem ganzen Jahrzehnt, verabschiedet sich der legendäre Zwölfzylinder-Saugmotor.
In einer Zeit, in der lange Produktionszyklen ungewöhnlich sind, wirkt der Aventador noch immer zeitgemäß und keineswegs überholt. Seine martialische Eleganz und zeitlose Brutalität werden auch in den kommenden 50 Jahren Menschen faszinieren und in ihren Bann ziehen.
Als Höhepunkt und Abschiedsgeschenk für diesen Supersportwagen haben die Italiener das Sondermodell Lamborghini Aventador Ultimae LP 780-4 herausgebracht. Es werden nur 300 Coupés und 250 Roadster produziert, danach ist für immer Schluss.
Wir hatten das Vergnügen, den offenen Roadster mit der besonderen Seriennummer 001/250 zu fahren. Hier ist unser Fahrbericht.
Der Look
Der Aventador beeindruckt auf den ersten Blick mit seiner perfekt geformten Karosserie. Selbst bei geschlossenem Verdeck ist es nur für Kenner erkennbar, dass dieses Fahrzeug kein Coupé sondern ein Roadster ist. Das zusätzliche Gewicht beträgt weniger als 50 Kilogramm. Aber lassen Sie uns Schritt für Schritt vorgehen.
Die Frontpartie des Aventador liegt extrem tief und scheint den Boden förmlich zu berühren. Der direkte Vergleich zum zivileren Aventador S zeigt subtile Modifikationen, die nur Kennern auffallen. Diese geschwungenen Elemente dienen nicht nur der Ästhetik, sondern optimieren auch die Aerodynamik. Abgesehen davon behält der Aventador seine beeindruckende und aggressive Optik bei, welche von den düster dreinblickenden Bi-Xenon-Scheinwerfern unterstrichen wird.
Von der Seite betrachtet präsentiert sich der Aventador mit einer außergewöhnlich flachen Silhouette, die selbst unter Supersportwagen beinahe einzigartig erscheint. Zahlreiche Falze und Kanten verleihen ihm bereits im Stand eine kraftvolle Ausstrahlung. Man könnte meinen, jedes Fahrzeug sei individuell und mit höchster Präzision gestaltet worden.
Das Heck des Lamborghini Aventador Ultimae wird von einem großzügigen Diffusor und zwei hoch angebrachten Endrohren geprägt, die in ihrer Form und Größe an den Lamborghini Huracán Evo erinnern. Die geschmackvoll integrierten Heckleuchten runden das Design harmonisch ab.
Auch das „Y“ als charakteristisches Markenzeichen taucht beim Ultimae immer wieder auf. Es findet sich im Tagfahrlicht, in der Signatur der Heckleuchten und in der Karosseriegestaltung. Die Designer haben diesen Buchstaben geschickt in das gesamte Fahrzeug integriert, um eine symbolische Signatur zu schaffen.
Und im Innenraum?
Im Innenraum des Supersportwagens gibt es nur wenige Unterschiede zum herkömmlichen Aventador. Alcantara und Carbon dominieren auch hier das Interieur, während die Sitzposition sehr niedrig ist. Die Sitze erwiesen sich als überraschend komfortabel, solange man eine Körpergröße von 1,80 Metern nicht überschreitet.
Das digitale Kombiinstrument erinnert an eine moderne Spielkonsole. Obwohl das Design verspielt wirkt, sind die Anzeigen auch bei direkter Sonneneinstrahlung klar ablesbar. Die Mittelkonsole ist mit einer Vielzahl von Tasten ausgestattet, um alle Menüs und Untermenüs schnell zu erreichen.
Der zentrale Bildschirm hat in den letzten Jahren kaum an Größe gewonnen und wirkt daher relativ klein. Dennoch unterstützt er nun Apple CarPlay, was während des Tests reibungslos funktionierte.
Was das Dachsystem betrifft, so gibt es im Vergleich zum bisherigen Aventador keine Veränderungen. Wir haben schon seinerzeit über das Ein- und Ausfahren der beiden Dachhälften beim Aventador S berichtet.
Der Kofferraum spielt bei diesem Fahrzeug eine untergeordnete Rolle und ist für die meisten Interessenten eher unwichtig. Mit geschlossenem Dach stehen 140 Liter zur Verfügung. Wenn jedoch die beiden Dachhälften verstaut werden, bleibt kaum Platz für etwas anderes als Schals und dünnere Jacken.
Der Antrieb des Lamborghini Aventador Ultimae
Der Lamborghini Aventador Ultimae wird von einem 6,5-Liter-V12-Saugmotor angetrieben. Für die finale Version wurde die Leistung auf 780 PS gesteigert. Das sind 10 Pferdestärken mehr als beim bis dato leistungsstärksten Aventador, dem SVJ.
Schon bei unserer ersten Ausfahrt zeigt der Aventador seine einschüchternde Seite. Sobald der Startknopf unter der roten Kappe gedrückt wird, erwacht der Motor zum Leben und die zwölf Kolben beginnen ihre Arbeit mit einem markanten und kraftvollen Klang.
Ein Zug an der rechten Schaltwippe genügt, und der Aventador setzt sich in Bewegung. Wir stellen fest, dass sich die Fahreigenschaften des Ultimae denen des Aventador S ähneln. Dieser Supersportwagen ist keineswegs unhandlich, sondern lässt sich auch in der Stadt gut bewegen. Natürlich ist das Fahrverhalten nicht vergleichbar mit dem eines Porsche 911 Turbo S, da der Aventador für kompromissloses Fahren gemacht ist und keine Lust auf gemütliches Cruisen hat. Man könnte es tun, aber weder der Fahrer noch das Fahrzeug werden dabei ihre wahre Freude finden.
Doch außerhalb der Stadt ändert sich das schnell. Im Sportmodus zeigt der Aventador sein wahres Temperament – akustisch und in jeder Hinsicht. Die Gasannahme ist direkter, der Sound noch brachialer und das Fahrwerk wird spürbar straffer. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis. Wenn man dem Lambo freie Bahn gibt, entfaltet sich ein Crescendo aus infernalem Motorenklang, intensiver Beschleunigung und purer Dramatik. Ein Blick auf den Tacho zeigt, dass dies keine leeren Versprechungen sind. Also schnell runter vom Gas.
Auf der Autobahn erreicht dieses Erlebnis eine noch größere Dramatik – beinahe biblische Ausmaße. Der Klang ist mechanisch und rau, und jeder gefahrene Meter zeigt, wie intensiv der Aventador arbeitet. Es gibt Knarzen, Knacken und das Zusammenspiel der Getriebezahnräder. Fahrer und Beifahrer werden vollständig in das Geschehen einbezogen, nichts bleibt ihnen verborgen.
Nochmal zu den Fakten: Der Lamborghini Aventador Ultimae Roadster beschleunigt in 2,9 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von über 355 km/h. Wir konnten tatsächlich eine Höchstgeschwindigkeit von 354 km/h erreichen und können bestätigen, dass es Mut und Können erfordert, den wilden Stier in solche Geschwindigkeitsbereiche zu treiben.
Die Carbon-Keramik-Bremsen sind äußerst zuverlässig und lassen sich präzise dosieren. Wie bei solchen Hochleistungsbremsen üblich, verbessert sich ihre Leistung mit steigender Betriebstemperatur. Die Lenkung steht der Performance in nichts nach, und dank der Hinterachslenkung lässt sich der Aventador in jeder Situation präzise kontrollieren. Beim Rangieren spürt man jedoch die Spannung im Antriebsstrang – auch hier bleibt der Aventador keine Geheimnisse seinem Fahrer schuldig.
Und dann ist da noch der Allradantrieb, der dem Aventador maximale Traktion verleiht und nur im Corsa-Modus und bei bewusstem Herausfordern gelegentliche Drifts ermöglicht.
Was das Getriebe betrifft, nun ja, das ist eine Geschichte für sich. Im Modus „Automatik“ sollte man etwas längere Schaltzeiten einkalkulieren, während das manuelle Verwalten der Gänge – was an dieser Stelle wärmstens empfohlen wird – für maximalen Fahrspaß sorgt. Der knackige Gangwechsel führt gelegentlich zu ungewollten Kopfbewegungen von Fahrer und Beifahrer – ein echter Adrenalin-Kick.
Bevor wir zum Verbrauch kommen, den wir nur kurz ansprechen wollen, möchten wir noch ein paar Worte über das Wesen des Lamborghini Aventador Ultimae verlieren. Er ist – wie auch seine Geschwister – eine ungebändigte Kreatur, nicht domestizierbar und will auch nicht jedermann gefallen. Eine gewisse psychopathische Natur gehört zu seinem Charakter, und das ist gut so. In unserem Test erwies er sich als puristische Fahrmaschine sondergleichen und lässt sich – das ist die eindeutige Meinung all unserer Redakteure – mit keinem anderen Fahrzeug vergleichen.
Und was verbraucht er nun? Naja, man sollte mit durchschnittlich etwa 15-16 Litern rechnen. Auf der Sparrunde konnten wir erfreuliche 11,9 Liter pro 100 Kilometer verzeichnen – also etwa einen Liter pro Zylinder.
Die Ausstattung des Lamborghini Aventador Ultimae
Der Lamborghini Aventador Ultimae ist in Bezug auf Assistenzsysteme eher zurückhaltend ausgestattet – und das ist auch gut so. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier um ein Fahrzeug, das die puristische Fahrerfahrung in den Vordergrund stellt. Kein Assistent soll das Erlebnis stören oder den Fahrer bevormunden. Daher konzentrieren wir uns an dieser Stelle auf die sinnvollen und serienmäßigen Features.
Besonders hervorzuheben sind die Bi-Xenon-Scheinwerfer, die auch im Vergleich zu modernen LED-Scheinwerfern eine exzellente Ausleuchtung bieten. Trotz ihrer geringen Einbauhöhe sorgen sie für eine helle und gleichmäßige Lichtverteilung, die während unserer Nachtfahrten keine Wünsche offenlässt. Zudem ist eine Hochdruck-Scheinwerferreinigungsanlage vorhanden, die Verschmutzungen effektiv beseitigt.
Das Soundsystem von Sensonum liefert einen guten Klang und sorgt besonders bei geschlossenem Verdeck für Freude. Doch streng genommen ist das zweitrangig, denn der wahre Sound kommt bei diesem Fahrzeug aus dem beeindruckenden V12-Motor.
Apple CarPlay funktioniert reibungslos, allerdings nur über eine Kabelverbindung. Das integrierte Navigationssystem ist natürlich, wie das gesamte Infotainment-System, etwas in die Jahre gekommen und kann mit neueren Modellen nicht ganz mithalten. Die Bedienung ist jedoch schnell erlernt und trägt zur Sicherheit während der Fahrt bei.
Besonders sinnvoll ist die Rückfahrkamera, die das Rangieren und Parken in engen Räumen erleichtert. Ohne sie wäre es mit dem Aventador Ultimae aufgrund der begrenzten Sichtverhältnisse eine knifflige Angelegenheit.
Die Sitzheizung arbeitet zügig und sorgt an kalten Tagen für angenehme Wärme. Gleiches trifft auch für die Klimaanlage zu, die nicht nur effizient zu Werke geht, sondern auch zügig, aber zugfrei die gewünschte Wohlfühltemperatur erreicht.
Fazit zum Lamborghini Aventador Ultimae Roadster
Es erfüllt uns mit einer gewissen Melancholie, diese Zeilen zu verfassen. Dennoch blicken wir zurück auf ein Jahrzehnt voller performanter Höhepunkte, ein Jahrzehnt mit einem außergewöhnlichen Italiener, der die Herzen aller Petrol Heads höherschlagen ließ. Ein motorisierter Begleiter, der weit über dem steht, was wir im Alltagstest als Standard betrachten.
Es ist etwas Unerklärliches, und dennoch konnten wir nach einiger Zeit des Erlebens verstehen, warum diese Fahrzeuge aus Sant’Agata so legendär sind. Glücklicherweise gibt es Menschen, die stolze Besitzer eines solchen Exemplars sein dürfen.
Der Ultimae krönt den Aventador noch einmal auf ehrfürchtige Art und Weise. Auch wenn die zusätzlichen 10 PS für die meisten Menschen kaum spürbar sind, vermag die limitierte Sonderedition dennoch zu begeistern. Dieser Supersportwagen wird uns in Gedanken noch lange begleiten, er bleibt ein exklusives und begehrenswertes Fahrzeug, das Groß und Klein ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wann immer es auf den Straßen auftaucht.
So endet eine Ära. Ein Kapitel, angeführt von einem der letzten frei atmenden Zwölfzylinder ohne jedwede Turbo-, Kompressor- oder Elektrounterstützung. Es gibt jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Der Aventador hat einen Nachfolger bekommen! Der bereits vorgestellte Revuelto tritt als V12-Hybrid in die Fußstapfen des Aventador. Wir sind sehr gespannt, wie sich dieser Bolide schlagen wird.
NEU!-Schnellcheck:
Gut:
- brachiale Performance
- uneingeschränkt rennstreckentauglich
- einzigartiges Aussehen
Schlecht:
- extrem hoher Preis
- sehr hohe Unterhaltskosten
Konkurrenz: McLaren 765LT Spider, Ferrari 812 GTS, Aston Martin DBS Volante, Bentley Continental GTC Speed
Technische Daten
Modell | Lamborghini Aventador Ultimae Roadster |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,87 x 2,10 x 1,14 |
Radstand (mm) | 2.700 |
Motor | Zwölfzylinder-V-Motor |
Hubraum (ccm) | 6.498 |
Leistung (kW / PS) | 574 / 780 |
Drehmoment (Nm) | 720 |
Getriebe | 7-Gang-Automatikgetriebe (ISR) |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Super E10 |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 18,0 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 16,4 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 442 |
Abgasnorm | Euro 6d |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 2,9 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | > 355 |
Leergewicht (kg) | 1.600 |
Kofferraumvolumen (l) | 140 |
Farbe | Blu Tawaret (Blau) |
Grundpreis (Euro) | 440.000 |
Testwagenpreis (Euro) | 600.000 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D