Mit dem Volvo V90 Cross Country haben die Schweden ihre Art von Offroad-Kombi auf die Räder gestellt, die in Sachen Luxus und Zeitlosigkeit ihre ganz eigene Stellung innehat.
Skandinavisches Flair wird oft als kühl und nüchtern beschrieben, was auch im Falle des Cross Country der Wahrheit entspricht. Mit rund sieben Jahren auf den Rädern ist er streng genommen schon ein alter Hase. Doch merkt man ihm das wirklich an?
Für unseren Test fuhren wir den V90 Cross Country als B5 Benziner in der schicken Lackierung Denim Blue Metallic. Fahrbericht.
Der Look
Schaut man sich den Volvo V90 Cross Country zum ersten Mal an, würde man wohl niemals denken, dass dieser bereits sieben lange Jahre auf dem Fahrwerk hat. Nein, vielmehr könnte man meinen, der Kombi wurde erst letztes Jahr in die Showrooms gefahren, um der Weltöffentlichkeit präsentiert zu werden. Das können sie also bei Volvo. Die Front kommt noch immer frisch daher, zeigt den markentypischen Kühlergrill samt Logo. Die Lichtsignatur im Thors Hammer Design ist zwar noch älter – sie kam erstmals 2015 im XC90 zum Einsatz – wirkt aber markant, modern und präsent. Und steht eben auch dem V90 bestens zu Gesicht.
Ein Blick auf die Seite zeigt den Kombi in voller Länge. 4,96 Meter skandinavische Eleganz stehen da vor dem Betrachter. Die hohe Gürtellinie und die straffe Schulterpartie zeugt von maskulinen Einflüssen, während die nach hinten abfallende Dachlinie etwas Lockerheit zumischt. Als Cross Country verfügt der V90 traditionell über mehr Bodenfreiheit, in diesem Fall sind es immerhin 60 Millimeter. Klingt wenig, ist aber viel, wenn es drauf ankommt. Die Beplankung ringsum wurde hier filigraner gestaltet und nicht so grobschlächtig umgesetzt, wie bei anderen Modellen mittels plumpem Plastik.
Am Heck gibt es die markanten vertikalen Leuchten sowie den Markenschriftzug auf der Haube und den Modellschriftzug im Stoßfänger. Insgesamt betrachtet, strahlt auch der V90 beinahe die gleiche Eleganz aus, wie es bereits der Volvo S90 im Limousinen-Dress vermochte.
Und innen?
Im Innenraum des Volvo V90 Cross Country herrscht die gleiche Eleganz, die man schon von außen erahnt. Helles Leder wird bespielt von diversen Echtholz-Applikationen. Die Verarbeitung ist durchweg auf Premium-Niveau. Da lassen sich die Schweden ganz und gar nicht lumpen. Das gilt auch für die Sitze, die vorne mannigfaltig verstellbar und auf Wunsch beheizt und belüftet sind. Auch eine Massagefunktion ist gegen Aufpreis erhältlich. Hinzu kommt das wirklich sehr weiche Leder, das auf Wunsch auch durch nachhaltigen Stoff ersetzt werden kann. Ist sicher besser für die Umwelt, doch das feine Nappaleder ist noch mal eine ganz andere Liga.
Dass auch bei Volvo die Digitalisierung Schritt für Schritt Einzug hält, ist keine bahnbrechende Neuigkeit. Doch die Art und Weise der „dosierten Digitalisierung“ ist eine Erwähnung wert. Denn im aktuellen Modelljahr hielt erstmals das Google Infotainment Einzug im V90, welches die Bedienung erheblich erleichtert. Auch die überarbeitete Tachoeinheit wirkt im wahrsten Sinne des Wortes cool. Doch das wars eben auch schon. Ein manueller Drehregler ist hier immer noch vorhanden, genauso wie physische Tasten am Lenkrad.
Im Fond finden zwei Passagiere jeder Größe problemlos Platz. Sollten auf der Rückbank drei Passagiere reisen wollen, sollten diese pro Nase nicht größer als 1,85 Meter sein. Alles in allem ist der Platz hier wirklich sehr gut und vergleichbar mit einem BMW 5er Touring.
Der Kofferraum bietet in Standardkonfiguration 551 Liter und lässt sich auf bis zu knapp 1.500 Liter erweitern. Das sollte den meisten täglichen und nicht täglichen Ansprüchen genügen.
Der Antrieb des Volvo V90 Cross Country
Angetrieben wird der Volvo V90 Cross Country wahlweise von einem Benziner oder einem Diesel. Beide sind zwei Liter große Vierzylinder-Turbomotoren, beide werden immer an eine Achtgang-Automatik gekoppelt und sind ausschließlich mit Allradantrieb zu haben. Für unseren Test fuhren wir den B5 genannten Benziner, der mit 250 PS über 50 Pferdestärken mehr offeriert als der Selbstzünder. Natürlich hat auch bei Volvo die Elektrifizierung Einzug gehalten und so sind alle Motoren mit Mildhybrid-Unterstützung ausgerüstet.
Der B5 ist ein sehr ruhiges Aggregat, welches den großen Kombi auf Anhieb gut im Griff hat. Leistungsdefizite sind hier keine auszumachen, wenngleich die Konkurrenz teilweise auch mit Sechszylinder-Motoren aufwarten kann. Deren Laufruhe kann der R4 natürlich nicht erreichen, dennoch ist die Dämmung derart gut gelungen, dass selbst hohe Geschwindigkeiten keinen nennenswerten Lärm im Innenraum zur Folge haben.
Defizite gibt es übrigens auch keine, wenn es um Traktion geht. Wir durchfuhren mit dem V90 CC diverse Wolkenbrüche und selbst von monsunartigen Regengüssen geflutete Straßen brachten den Schweden nicht aus der Ruhe. Dies ist eine weitere Tugend der AWD-Kombis von Volvo. Sie beweisen in nahezu jeder Situation unerschütterliches Geschick.
Das gilt auch für die Lenkung, die in Sachen Präzision richtig gut ist – wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen Offroad-Kombi handelt. Auch die Bremsen hatten mit dem Fahrzeug jederzeit leichtes Spiel, Vollbremsungen mit voller Beladung sind überhaupt gar kein Problem.
Ein Problem gibt es jedoch für alle Speedfreaks. Nicht, dass die jemals bei Volvo an der richtigen Adresse gewesen wären, wenn es um schnelle oder sehr schnelle Fahrzeuge geht. Doch die freiwillige Selbstbeschränkung auf 180 km/h stößt nicht durchweg auf Begeisterung. Kleiner Trost am Rande: Wir konnten die Höchstgeschwindigkeit (per GPS gemessen) immerhin um 2 Stundenkilometer toppen.
So richtig „off-road“ waren wir mit dem Volvo V90 Cross Country zwar nicht, doch ein nicht sonderlich häufig befahrener Feldweg samt Wiese sollten einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was der CC leisten kann. Und siehe da, selbst bei feuchtem, schlammigen Untergrund kratze sich der Schwede mit allen Vieren wieder auf Kurs. Dank Offroad-Modus (ist exklusiv dem Cross Country vorbehalten) gibt es eine spezielle Offroad-Fahrhöhe und bessere Traktion. Können wir so unterschreiben.
In Sachen Verbrauch ist der Benziner im guten Mittelfeld angesiedelt. 7,5 Liter Super pro 100 Kilometer sind eine echte Ansage, die jedoch gerne mal ins zweistellige abdriften, sobald man auf der Autobahn schneller als 150 km/h unterwegs ist oder dem Offroad-Fahrvergnügen frönt. Ist man mit dem V90 CC zurückhaltend unterwegs, sind auch Werte um sechs Liter kein Hexenwerk.
Preis & Ausstattung des Volvo V90 Cross Country
Der Volvo V90 Cross startet ab 70.400 Euro in der Ausstattungslinie „Core“ mit dem B5 Benziner. Der Diesel B4 kostet hier knapp 1.100 Euro mehr. Bereits ab Werk ist der Offroad-Kombi mit allerlei Annehmlichkeiten ausgestattet, wie unter anderem dem Google Infotainment, sämtlichen Assistenzsystemen, 19-Zoll-Rädern, Voll-LED-Scheinwerfern samt Thors Hammer Signatur, Parksensoren vorne und hinten samt Rückfahrkamera, 2-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorn, Lenkradheizung sowie mit einer induktiven Ladestation für Smartphones.
Die Assistenzsysteme wurden mit dem neuen Modelljahr nochmals nachgebessert. So funktioniert der Spurhalteassistent nun noch besser und reagiert weniger nervös auf ungewolltes Spurverlassen. Auch die sogenannte Oncoming Lane Mitigation sorgt nun dafür, dass frontal auf den Volvo zukommende Fahrzeuge erkannt werden und das Fahrzeug in Eigenregie ausweicht.
Die LED-Scheinwerfer gehören (mittlerweile) ins gute Mittelfeld. Die Ausleuchtung ist per se sehr gut, lediglich die Homogenität des Lichtkegels könnte etwas besser sein. Sind die adaptiven Leuchten an Bord, werden vorausfahrende und entgegenkommende Fahrzeuge ausgeblendet. Das geschieht nicht wie bei neueren Modellen via Matrix-Technologie, sondern mit raffinierten Dreh- und Schwenkmechanismen im Scheinwerfer. Das Ergebnis ist natürlich nicht so feingranular, tut aber seinen Zweck und das auch zufriedenstellend.
Das Infotainment hat nun die Google Software spendiert bekommen und damit einhergehend auch die „Maps“ Navigation. Wer sich hiermit schon einmal hat navigieren lassen, weiß, dass dieses System in Sachen Echtzeit-Verkehrsstörungen und Routenplanung nahezu unschlagbar ist. Wie bereits Polestar, nutzt nun auch Volvo dieses System in all seinen Modellen.
Das riesige Panorama-Glasdach ist eine echte Empfehlung für Leute, die Wintergarten-Flair im Auto lieben. Die riesige Dachfläche lässt sich auf Wunsch öffnen, was durchaus auch bei höheren Geschwindigkeiten machbar ist. Wirklich laut oder zugig wird es im Inneren des Volvo dadurch nicht.
Das Soundsystem aus dem Hause Bowers & Wilkins ist eine echte Instanz, wenn es um High-End-Anlagen geht. Dieses System kam erstmals im Volvo XC90 im Jahr 2015 zum Einsatz und wurde fortan in allen 60er- und 90er-Modelle als Option angeboten. Wir haben es bereits in vielen Modellen kennengelernt und hier immer Bestnoten vergeben. Durch den Einsatz des „Tweeter on top“ sind brillante Höhen realisierbar, welche bei anderen Fahrzeugen nicht mal im Ansatz hörbar sind. Wir empfehlen dieses System uneingeschränkt jedem, der mehr als nur den Verkehrsfunk im Auto hört.
Sinnvolle Konfiguration eines Volvo V90 Cross Country
Nachfolgend geben wir einen Überblick über eine sinnvolle Konfiguration des Volvo V90 Cross Country. Als Basis wählen wir hier die Ausstattungslinie Ultimate, welche die Spitze der drei angebotenen Linien darstellt und mit 77.050 Euro knapp 7.000 Euro oberhalb der Einstiegsvariante liegt, jedoch bereits die meisten optionalen Umfänge an Bord hat:
- 20-Zoll-Räder (900 Euro) – stehen dem Kombi bestens uns lassen ihn strammer dastehen, als mit den serienmäßigen 19-Zöllern.
- Nappaleder, perforiert (2.500 Euro) – ein stolzer Aufpreis, dafür jedoch olfaktorisch und haptisch eine Wonne; inkludiert sind hier bereits die Massagesitze für Fahrer und Beifahrer.
- Getönte Heck- und Seitenscheiben (510 Euro) – sorgen für ein Plus an Privatsphäre für die Fondpassagiere.
- Adaptives Luftfahrwerk an der Hinterachse (2.190 Euro) – der Unterschied wird auf langen Strecken deutlich. Die luftgefederte Hinterachse steigert den Fahrkomfort immens.
- Premium Sound by Bowers & Wilkins (3.060 Euro) – eine Anlage, die wie bereits beschrieben, Benchmark im Segment ist. Der Aufpreis ist hoch, doch jeden Euro wert.
Insgesamt ergibt sich so ein Gesamtpreis von 86.990 Euro. Wer Ruhe im Innenraum liebt, sollte noch die Akustikverglasung für weitere 1.080 Euro investieren. Der Gesamtpreis gilt in diesem Fall für den Diesel. Der Aufpreis zum getesteten Benziner beträgt überschaubare 100 Euro.
Fazit zum Volvo V90 Cross Country
Der Volvo V90 Cross Country bereichert die Welt der Offroad-Kombis um ein weiteres, zeitloses Vehikel, das mit skandinavischer Eleganz seinen ganz eigenen Platz gefunden hat. Mit Contenance, souveränem Antrieb und mondäner Ausstattung wirkt dieser Schwede nicht nur robust, sondern auch luxuriös. Ein Spagat, den so gut kaum ein anderer Hersteller beherrscht.
Mit einem Testwagenpreis von rund 90.000 Euro ist der Kombi jedoch auch weit entfernt von günstig. Führt man sich jedoch vor Augen, dass das Fahrzeug selbst nach sieben Jahren immer noch frisch aussieht und technisch up-to-date ist, dann dürften andere Hersteller hier schnell das Nachsehen haben – insbesondere beim Blick auf die immer kürzeren Modell-Lebenszyklen.
Echte Kritik lässt sich der Schwede bisweilen nicht ankreiden. Lediglich die Abriegelung bei 180 km/h ist ein Thema, das jedoch für alle Modelle der Marke gilt. Ansonsten darf auch dieser Volvo als sorgenfreier (Premium-) Allrounder gelten.
Konkurrenzmodelle: Mercedes-Benz E-Klasse All-Terrain, Audi A6 Allroad, VW Passat Alltrack, Skoda Superb Scout, Subaru Outback
Technische Daten des Volvo V90 Cross Country
| Modell | Volvo V90 Cross Country B5 Ultimate |
| Länge x Breite x Höhe (m) | 4,96 x 2,05 x 1,54 |
| Radstand (mm) | 2.941 |
| Motor | Vierzylinder-Reihenmotor |
| Hubraum (ccm) | 1.969 |
| Leistung (kW / PS) | 184 / 250 |
| Drehmoment (Nm) | 350 |
| Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
| Antrieb | Allradantrieb |
| Kraftstoffart | Super E10 |
| Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 6,4 |
| Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 7,5 |
| CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 168 |
| Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
| 0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 7,5 |
| Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 180 |
| Leergewicht (kg) | 1.982 |
| Kofferraumvolumen (l) | 551 – 1.473 |
| Farbe | Denim Blue Metallic (Blau) |
| Grundpreis (Euro) | 70.400 |
| Testwagenpreis (Euro) | ca. 90.310 |
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D
