Mit dem Volvo V90 Cross Country haben die Schweden ihre ganz eigene Interpretation eines Offroad-Kombis auf die Straße gebracht – eine Mischung aus skandinavischer Eleganz, Luxus und einem zeitlosen Design, das sich beharrlich gegen das schnelle Vergessen wehrt. Skandinavisches Flair, oft mit „kühl und nüchtern“ assoziiert, trifft hier durchaus zu, aber gerade diese zurückhaltende Haltung verleiht dem V90 Cross Country seinen besonderen Charme.
Fast ein Jahrzehnt ist das Modell nun auf dem Markt – ein stolzes Alter in der schnelllebigen Autowelt. Doch wirklich alt wirkt der V90 keineswegs. Im Gegenteil: Er strahlt eine zeitlose Frische aus, die viele junge Konkurrenten neidisch machen dürfte. Kein Wunder, dass er auch heute noch in den Augen vieler Fans eine feste Größe unter den Premium-Offroad-Kombis ist.
Für unseren letzten Test rollte der V90 Cross Country als B5 Benziner in der dezenten, aber keinesfalls langweiligen Lackierung Vapour Grey auf den Asphalt. Warum „letzter Test“? Leider wird dieses charakterstarke Modell eingestellt – ein echter Verlust für alle, die skandinavischen Understatement-Luxus schätzen.
In diesem Fahrbericht schauen wir genauer hin, was den Volvo V90 Cross Country auch nach so vielen Jahren noch ausmacht – und ob er das Zeug hat, weiter für Furore zu sorgen.
Der Look
Manchmal fragt man sich, wie Volvo das eigentlich macht. Der V90 Cross Country steht da, als wäre er gerade erst frisch aus dem Designstudio gerollt – dabei ist seine Grundform inzwischen ein alter Bekannter. Doch von Alterserscheinungen? Keine Spur. Die Front wirkt dank markantem Kühlergrill und typischer Volvo-Lichtsignatur („Thors Hammer“ lässt grüßen) zeitlos modern. Zugegeben, der leuchtende Hammer schwingt schon seit 2015, aber er trifft noch immer ins Herz – besonders bei Nacht.
In der Seitenansicht zeigt sich der V90 Cross Country in voller Länge – 4,96 Meter stilvoll gedehnter Pragmatismus. Die hohe Gürtellinie verleiht dem Schweden etwas Muskeln, ohne ins Fitnessstudio gepumpt zu wirken. Die sanft abfallende Dachlinie bringt sportliche Leichtigkeit ins Spiel – mehr Lifestyle als Lastenheft.
Womit er sich als Cross Country natürlich abhebt: Die Bodenfreiheit. 60 Millimeter mehr Spielraum – klingt nach wenig, ist aber der entscheidende Unterschied, wenn der Asphalt mal endet. Dazu gibt’s dezente Kunststoffbeplankungen rundum, angenehm unaufgeregt – kein martialisches Plastikballett, sondern skandinavisches Understatement.
Am Heck setzen die vertikalen LED-Rückleuchten bekannte, aber gelungene Akzente. Schriftzüge? Klar, dezent ins Blech geprägt, nicht aufdringlich, aber selbstbewusst. Und ja, der V90 Cross Country bringt dieselbe noble Gelassenheit mit wie die S90 Limousine – nur mit etwas mehr Abenteuerlust im Blick.
Und innen?
Der erste Eindruck zählt – und im Volvo V90 Cross Country sitzt er. Wörtlich. Feines Leder, edles Echtholz und eine Verarbeitung, die leise, aber bestimmt sagt: Hier fährt Premium. Ganz ohne Protz, ganz ohne Bling – typisch nordisch eben. Die Sitze vorn? Eine Offenbarung für Rücken und Gewissen: elektrisch verstellbar, beheizt, belüftet – und mit optionaler Massagefunktion, falls die Rushhour mal wieder zu lang war. Wer’s besonders umweltbewusst mag, kann statt Leder auch nachhaltigen Stoff wählen. Gut fürs Klima – aber das Nappaleder bleibt die sinnliche Königsklasse.
Digital wird’s auch – aber bitte mit Maß und Stil. Das neue Google-basierte Infotainmentsystem hält Einzug, wirkt aufgeräumt und ist intuitiv bedienbar. Die digitalen Instrumente sind klar strukturiert, das Design kühl – im besten skandinavischen Sinne. Trotzdem: Volvo verzichtet nicht ganz auf analoge Tugenden. Ein echter Drehregler und haptische Lenkradtasten sind noch da. Ein Hoch auf die Finger mit Erinnerungen an früher!
Hinten wird’s ebenfalls bequem. Zwei Erwachsene reisen auf der Rückbank mehr als komfortabel. Für drei Personen wird’s ab 1,85 Meter Körpergröße etwas kuschelig – aber hey, Nähe soll ja verbinden. Der Kofferraum? 551 Liter Standardvolumen, erweiterbar auf fast 1.500 Liter. Da passt alles rein – vom Kinderwagen bis zum Kajakpaddel. Oder eben die Ausrüstung fürs verlängerte Wochenende im Fjäll.
Der Antrieb des Volvo V90 Cross Country
Im V90 Cross Country trifft skandinavisches Design auf solide Technik. Unter der Haube: wahlweise ein Benziner oder ein Diesel – beides kultivierte Vierzylinder-Turbomotoren mit zwei Litern Hubraum, Achtgang-Automatik und serienmäßigem Allradantrieb. Immer. Punkt. Unser Testfahrzeug? Der B5-Benziner mit 250 PS und Mildhybrid-Unterstützung – elektrisch unterstützt, aber nicht verkabelt wie ein Plug-in.
Der B5 gleitet angenehm ruhig dahin, schiebt den großen Kombi ohne Murren voran und lässt selbst bei zügiger Autobahnfahrt kaum Geräusche durch. Sechszylinder-Niveau? Nein. Aber die Dämmung macht’s wett – man hört mehr Spotify als Straße.
Bei Traktion zeigt der Schwede keine Schwächen: selbst bei sintflutartigen Regenfällen und knietiefen Pfützen blieb der V90 Cross Country stoisch auf Kurs. Offroad light? Ja – Feldweg, Wiese, Schlamm: alles kein Problem. Der exklusive Offroad-Modus hebt nicht nur die Karosse, sondern auch das Vertrauen des Fahrers.
Die Lenkung? Präzise. Die Bremsen? Kraftvoll. Auch mit voller Beladung bleibt alles souverän im Griff. Nur wer es besonders eilig hat, könnte sich an Volvos freiwilliger Tempo-180-Grenze stören. Wobei: Unser GPS zeigte ganz frech 182 km/h an – Rebellion à la Volvo.
Und der Verbrauch? Mit 7,5 Litern Super liegt der V90 CC im realistischen Mittelfeld. Bei Autobahntempo jenseits der 150 km/h oder auf matschigem Terrain darf’s auch mal zweistellig werden. Wer aber die nordische Ruhe auf die Fahrweise überträgt, kann auch mit knapp sechs Litern unterwegs sein. Nachhaltig, aber nicht spaßbefreit.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Der Volvo V90 Cross Country zeigt, wie Technikbegeisterung und skandinavische Zurückhaltung harmonisch zusammengehen. Die Assistenten? Mit dem neuen Modelljahr noch schlauer. Der Spurhalteassistent zum Beispiel agiert nun gelassener – keine hektischen Korrekturen mehr bei leichtem Zucken am Lenkrad. Und sollte mal ein Fahrzeug frontal auftauchen, greift die Oncoming Lane Mitigation ein – dezent, aber wirkungsvoll.
Bei den LED-Scheinwerfern bleibt Volvo auf solidem Kurs: Die Lichtausbeute ist stark, die Homogenität könnte etwas gleichmäßiger sein. Adaptives Licht? Ja – auch wenn hier noch keine Matrix-Technik werkelt, sondern fein abgestimmte mechanische Schwenker. Funktioniert überraschend gut und blendet zuverlässig aus, ohne mit dem Laserschwert zu fuchteln.
Digitalisierung à la Volvo bedeutet nicht Reizüberflutung, sondern gezielte Verbesserung: Das Google-basierte Infotainment ist nun Standard. Google Maps? Ein echter Segen bei Stau, Umleitung und Co. Was Polestar kann, kann Volvo jetzt auch – und zwar flüssig, übersichtlich und einfach bedienbar.
Das riesige Panorama-Glasdach ist kein reines Show-Feature. Es bringt Licht, Luft und ein Hauch skandinavischen Wintergarten ins Fahrzeug. Und selbst bei zügiger Fahrt bleibt der Innenraum erstaunlich leise – Volvo weiß eben, wie man Wind leitet.
Last but not least: das Bowers & Wilkins Soundsystem. Ein akustischer Ritterschlag für jeden Musikliebhaber. Mit dem „Tweeter-on-Top“ gibt’s Klangqualität, die eher an Konzertsaal als an Kombi erinnert. Wer mehr will als Verkehrsfunk, sollte diese Option ganz oben auf die Liste setzen.
Varianten & Preise des Volvo V90 Cross Country 2025
Einst war er eine feste Größe im Volvo-Portfolio – der V90 Cross Country. Heute? Offiziell nicht mehr konfigurierbar. Schade eigentlich. Doch wer sucht, findet vielleicht noch ein gut ausgestattetes Exemplar beim Händler seines Vertrauens – vorzugsweise mit schwedischem Akzent.
Zuletzt lag der Einstiegspreis bei 70.400 Euro für den B5-Benziner in der Ausstattungslinie Core. Der Diesel B4 schlug mit rund 1.100 Euro mehr zu Buche. Dafür gab’s bereits eine beachtliche Serienausstattung: Google-Infotainment, fast alle Assistenzsysteme, 19-Zoll-Räder, LED-Scheinwerfer mit Thors Hammer, Rückfahrkamera, Klimaautomatik mit zwei Zonen, Sitz- und Lenkradheizung sowie eine induktive Smartphone-Ladestation. Viel Inhalt, wenig Bling-Bling – typisch Volvo eben.
Wer es etwas luxuriöser mag, setzt auf die Linie Ultimate – das damalige Topmodell ab 77.050 Euro. Und da geht noch was:
- 20-Zoll-Felgen (900 €): Für mehr Standfestigkeit im Design – ohne sportliche Übertreibung.
- Nappaleder mit Massagefunktion (2.500 €): Nase, Hände, Rücken – alle glücklich.
- Getönte Scheiben (510 €): Privatsphäre für die Fondpassagiere, Stil für alle.
- Adaptives Luftfahrwerk hinten (2.190 €): Für den fliegenden Teppich-Effekt.
- Bowers & Wilkins Soundsystem (3.060 €): Pflicht für alle, die mehr als Podcasts hören.
Mit diesen Extras landet man bei 86.990 Euro. Und wer es wirklich mucksmäuschenstill möchte, sollte noch 1.080 Euro in Akustikverglasung investieren. Kleiner Trost für alle Benziner-Fans: Der Aufpreis gegenüber dem Diesel liegt bei überschaubaren 100 Euro.
Ein seltenes Modell – aber eines mit Charakter. Und einer Prise Abschiedsschmerz.
Kundenfeedback
Fragt man Besitzer des Volvo V90 Cross Country, bekommt man selten kurze Antworten – dafür umso überzeugendere. Die meisten zeigen sich begeistert von der gelungenen Verbindung aus Komfort, Alltagstauglichkeit und einem Hauch nordischer Noblesse. Der Cross Country ist für viele nicht einfach ein Kombi, sondern eine Art rollendes Wohnzimmer mit Allrad. Besonders hervorgehoben wird das Gefühl von Ruhe und Gelassenheit beim Fahren – als würde einem der Wagen zuflüstern: „Keine Sorge, ich hab das im Griff.“
Viel Lob gibt es auch für die Verarbeitung im Innenraum. Die Sitze? Ein Traum auf Langstrecken – und mit Massagefunktion fast schon therapeutisch. Auch die Materialien stoßen auf Zustimmung: echtes Holz, echtes Leder, echter Stil. Manch einer scherzt, dass man den Wagen fast nicht mehr verlassen möchte – was sich gelegentlich auch am Fahrprofil erkennen lässt.
Nicht ganz ohne Diskussion bleibt das Infotainment-System. Einige wünschen sich eine intuitivere Bedienung und weniger „Touch, Wisch, Menü suchen“-Momente. Aber hey, auch bei IKEA braucht man manchmal einen Moment, um die Anleitung zu verstehen – und am Ende steht trotzdem ein stabiler Schrank. So ähnlich läuft’s auch im V90.
Die Assistenzsysteme werden dagegen einhellig als zuverlässig und angenehm unaufdringlich gelobt. Kein digitales Nervenbündel, sondern hilfreiche Begleiter im Hintergrund – so, wie man’s sich wünscht. Und was den Allradantrieb betrifft: Wer ihn mal bei Regen, Schnee oder auf dem Waldweg gebraucht hat, weiß ihn zu schätzen. Sehr sogar.
Kurzum: Die meisten, die den V90 Cross Country fahren, möchten genau das – weiterfahren. Und das bitte möglichst lange.
Fazit zum Volvo V90 Cross Country
Der Volvo V90 Cross Country ist ein leiser Held unter den Offroad-Kombis. Kein Aufschneider, kein Blender – sondern ein souveräner Alleskönner mit Haltung. Elegant im Auftritt, robust im Herzen und komfortabel im Alltag. Wer dachte, Kombis seien langweilig, bekommt hier eine charmante Lektion in skandinavischem Design und technischer Finesse.
Mit seinem ausgewogenen Fahrverhalten, einem feinen Mix aus Digitalität und echter Haptik sowie einer Ausstattung, die kaum Wünsche offenlässt, ist der V90 CC mehr als nur ein Lückenfüller zwischen SUV und Limousine. Er ist ein Statement – für Menschen, die es etwas dezenter, aber nicht weniger hochwertig mögen.
Kritik? Wenn man unbedingt suchen möchte, vielleicht die freiwillige Tempobegrenzung bei 180 km/h. Doch seien wir ehrlich: Wer sich für einen Volvo entscheidet, tut das selten wegen der linken Spur.
Ja, rund 90.000 Euro sind kein Pappenstiel. Aber dafür gibt’s ein Fahrzeug, das auch nach sieben Jahren nicht alt aussieht – weder optisch noch technisch. In einer Zeit, in der viele Modelle kaum das Facelift überleben, wirkt dieser Schwede wie aus der Zeit gefallen. Im besten Sinne.
Unterm Strich bleibt er ein eleganter Allrounder mit Allrad, Anstand und Anspruch – der vielleicht letzte seiner Art. Und wer noch einen erwischt, sollte nicht zu lange überlegen. Denn echte Klassiker erkennt man oft erst dann, wenn sie nicht mehr gebaut werden.
Konkurrenzmodelle
Wer sich für den Volvo V90 Cross Country interessiert, hat auch eine schicke Auswahl an Alternativen im Blick – schließlich ist der Markt der Offroad-Kombis (noch) lebendig. Zum Beispiel die Mercedes-Benz E-Klasse All-Terrain, die mit ihrem Luxusimage punktet. Hier trifft High-End-Ausstattung auf kultivierte Fahrdynamik, doch der Preis hat es ebenso in sich wie die teils etwas komplexe Bedienung. Komfort und Technik sind erstklassig, aber ganz ehrlich: Nicht jeder will ständig das Sternchen auf der Haube tragen.
Audi schickt mit dem A6 Allroad seinen beliebten Rivalen ins Rennen. Der Allroad bietet eine sportliche Note und ist technisch oft einen Tick moderner unterwegs – besonders im Bereich Infotainment und Fahrassistenten. Die Bodenfreiheit ist vergleichbar, allerdings wirkt der Audi insgesamt etwas dynamischer, während der Volvo eher den skandinavischen Ruhepol spielt. Wer es etwas agiler mag, wird hier gut bedient.
Der Skoda Superb Scout ist das Überraschungspaket der Klasse. Zwar nicht ganz so exklusiv wie die deutschen Konkurrenten, aber dafür äußerst praktisch, großzügig und preislich deutlich attraktiver. Bodenfreiheit und Geländetauglichkeit sind solide, der Innenraum bietet viel Platz, und Skoda setzt auf unkomplizierten Komfort. Für alle, die Wert auf Vernunft mit einer Prise Abenteuer legen, eine ernstzunehmende Alternative.
Nicht zu vergessen der Subaru Outback, der Veteran unter den Offroad-Kombis. Hier gibt’s echtes Gelände-Feeling mit Allradtechnik, die schon viele Abenteuer überstanden hat. Der Innenraum ist eher robust als luxuriös, dafür aber bewährt und verlässlich. Wer es handfester mag und dabei trotzdem nicht auf Alltagstauglichkeit verzichten will, findet im Outback einen treuen Begleiter.
Fazit: Der Volvo V90 Cross Country überzeugt mit elegantem Design und feiner Balance, bleibt aber im Wettbewerb ein starker, wenn auch nicht ganz billiger Player zwischen Komfort, Technik und Geländequalitäten.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D