Das Wetter wollte so gar nicht mitspielen, als wir uns dem VW ID.7 das erste Mal genähert haben. Das ist in Südfrankreich eher selten und passt nicht.
Was dafür passt, ist der elektrische Passat – zumindest auf Basis der nackten Zahlen. Die versprechen in der Pro-Version bis zu 621 Kilometer Reichweite bei 286 PS. So weit, so gut.
Wir haben uns den neuen Stromer aus Wolfsburg für einen ersten Test geschnappt. Fahrbericht.
Der Look
Schaut man sich den VW ID.7 zum ersten Mal an, denkt man nicht sofort an einen Passat. Vielmehr gleicht der No.7 von vorn betrachtet der bisherigen ID.-Familie, sodass Verwechslungen per se ausgeschlossen sind. Dafür gibt es eine geschlossene Front und schmale Scheinwerfer, die auf Wunsch mit IQ.-Light Matrix-LED-Scheinwerfern bestückt sind. Die Seitenansicht lässt derweil eine Crossover-Note aufkommen.
So richtig Limousine ist das nicht, vielmehr eine Mischung aus SUV, Kombi und Limousine. Oder anders gesagt: Wenn ein Tiguan mit einem Arteon und einem ID.5 eine Nacht in der Garage verbringt, dürfte dieses Fahrzeug dabei herauskommen. Dies klingt vielleicht im ersten Moment abwertend, ist aber so nicht gemeint – insbesondere beim Blick auf die Platzverhältnisse, aber dazu kommen wir später.
Am Heck wird die Designlinie weiter fortgeführt und gipfelt in einem kleinen, aber feinen Abschluss. Das fast durchgehende LED-Band folgt dem aktuellen Trend und ein Modellname – Ton-in-Ton auf der Heckklappe – komplettiert den Auftritt des neuen ID.7.
Und innen?
Im Innenraum des neuen VW ID.7 geht es natürlich ziemlich digital zu. Der große Zentralbildschirm ist das A und O im neuen Stromer aus Wolfsburg. Hierüber wird nahezu alles gesteuert. Leider entfallen daher auch beinahe sämtliche Tasten – mit Ausnahme der für die Warnblinkanlage. Der Fahrerblick fällt auf ein miniaturisiertes Cockpit, welches nur die notwendigsten Parameter anzeigt. Der Rest wird über das riesige Augmented Head-up-Display projiziert, auf das VW mächtig stolz ist. Cool ist es allemal und auch die Funktionen konnten im ersten Test überzeugen.
Was wir weniger verstehen, ist Folgendes: Erst kürzlich haben wir mit Freunde feststellen dürfen, dass die Lenkräder mit Touch-Tasten aus den neuen Modellen Tiguan und Passat verschwunden sind. Beim ID.7 – einem ebenfalls neuen Modell – werden diese aber weiterhin verbaut. Nun ja, vielleicht lieben die ID.-Kunden ja diese Art der Bedienung.
Ansonsten gibt es in Sachen Raumangebot wenig zu kritisieren. Platz ist vorn und hinten auch für groß gewachsene Passagiere vorhanden, sodass Reisen zu viert ohne weiteres machbar sind. Auch das Kofferraumvolumen geht mit 532 Litern in Ordnung, wenngleich dies keinen Bestwert darstellt (Superb Limousine: 644 Liter). Dank umklappbarer Rücksitzlehnen stehen maximal 1.586 Liter an Stauraum zur Verfügung. Das passt dann.
Erwähnenswert ist zudem das große Panorama-Glasdach, welches den Innenraum mit viel Licht flutet und das subjektive Raumgefühl nochmals verbessert. Die Vordersitze sind gegen Aufpreis übrigens beheizt und belüftet und offerieren zudem eine Massagefunktion. Ein bisschen Oberklasse kann ja nicht schaden.
Der Antrieb des VW ID.7
Unser Testwagen war ein VW ID.7 Pro mit 286 PS und 545 Newtonmeter maximales Drehmoment. Dieses Modell wird auch zum Marktstart erhältlich sein, die VW ID.7 Pro S Variante folgt später, genauso wie eine GTX-Version des ID.7. Diese „Basismotorisierung“ ist bereits mehr als ausreichend. Wir fuhren recht weite Strecken mit dem Stromer – mehrere hundert Kilometer – und waren überrascht ob der Gemütlichkeit, die sich rasch breit machte.
Schon ab dem ersten Meter stellt sich im ID.7 ein gewisses Behaglichkeitsgefühl ein, das über den gesamten Testzeitraum erhalten blieb. Maßgeblich dazu bei trug das adaptive Fahrwerk, das wir an dieser Stelle auch jedem ID.7-Kunden ans Herz legen wollen. Die Dämpfer wurden für dieses Fahrzeug weiter optimiert, was im Zusammenspiel mit dem langen Radstand für einen sehr hohen Komfortlevel sorgt. Rein vom Fahrwerk aus betrachtet, ist der ID.7 somit das langstreckentauglichste ID.-Modell aus der gesamten Palette.
Doch der Stromer kann auch anders. Ist der Sportmodus aktiviert, giert das Fahrzeug förmlich nach sportiver Behandlung. Dann sind flinke Ampelstarts, kurzweilige Überholmanöver und sogar Kurvenhatz mit von der Partie – und all das konnte das Fahrzeug im ersten Test auch souverän abspulen. Dass die Regelelektronik erwartungsgemäß früh eingriff und etwaige Drift-Manöver schon im Ansatz zu unterbinden wusste, möchten wir nur der guten Ordnung halber erwähnen. Immerhin ist der Stromer ja kein Sportwagen.
Die Lenkung konnte derweil mit ausreichender Präzision aufwarten, erwies sich insgesamt als leichtgängig und solide abgestimmt. Auch die Bremsen verrichteten einen guten Job, der Wechsel zwischen Rekuperation und echtem Bremseingriff waren so gut wie nie spürbar. Ebenfalls auffällig war die Ruhe im Innenraum des ID.7. Man schien sich hier bei der Entwicklung sehr viel Zeit für die Dämmung genommen zu haben, was als Resultat nun deutlich spürbar ist. Wirklich laut wird es in No.7 nämlich nicht einmal beim Topspeed von 180 Stundenkilometern.
Was sagt die Reichweite?
Die sollte man jedoch ohnehin nicht allzu oft nutzen, wenn man der angegebenen Reichweite einigermaßen nahekommen will. Angegeben sind nach WLTP 621 Kilometer bei einem Durchschnittsverbrauch von gut 14 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Wir kamen derweil auf einen Verbrauch von 18 Kilowattstunden bei gemischter Fahrweise. Das ist immer noch ein guter Wert, sodass 400 Kilometer eigentlich problemlos machbar sein sollten. Ein ausführlicher Test wird dies klären.
In Sachen Ladegeschwindigkeit spielt der VW ID.7 ebenfalls recht weit oben mit. Mit immerhin 175 kW kann der Stromer nachgeladen werden. VW gibt an, dass somit unter Idealbedingungen innerhalb von zehn Minuten Strom für bis zu 204 Kilometer „getankt“ werden kann. Auch dies werden wir im Rahmen eines ausführlichen Einzeltests genau unter die Lupe nehmen.
Preis & Ausstattung des VW ID.7
Aktuell ist der VW ID.7 ausschließlich in der Ausstattungslinie „Pro“ bestellbar. Auch der von uns gefahrene 286-PS-Antrieb mit der 77-kWh-Batterie ist bis auf weiteres alternativlos. Preislich startet der Wolfsburger Stromer bei 56.995 Euro. Allerdings kann man hier noch einiges an Optionen zubuchen, sodass am Ende ein deutlich höherer Preis auf dem Schild steht. Unsere Testwagen waren quasi vollausgestattet und kamen so auf einen Endpreis von rund 70.000 Euro.
Doch bereits ab Werk ist der Pro reichhaltig ausgestattet. Nachfolgend geben wir einen Überblick über die Serienausstattung:
- 19-Zoll-Räder
- Navigationssystem „Discover Pro Max“
- Travel Assist
- Lane Assist
- Emergency Assist
- Rückfahrkamera
- Schlüsselloses Zugangs- und Startsystem
- Ambientebeleuchtung (10-farbig)
- Lenkrad mit Touch-Bedienung
- Lenkradheizung
- Sitzheizung vorne
- Adaptiver Tempomat ACC
- Notbremsassistent
- Park-Assistent
- Spurwechselassistent
- Ausparkassistent
- Verkehrszeichenerkennung
- Je zwei USB-C Anschlüsse vorn hinten
- Augmented Head-up Display
- DAB+ Radio
- Sprachassistent „IDA“
- Induktive Ladestation
- 3-Zonen-Klimaautomatik
- Elektrisch anklappbare Außenspiegel
- LED-Scheinwerfer plus LED-Rückleuchten
- Fernlichtassistent
- Diebstahlwarnanlage
- Proaktives Insassenschutzsystem
Wie man anhand der Aufzählung erkennen kann, ist der VW ID.7 bereits ab Werk sehr umfangreich ausgestattet. Auf Wunsch können jedoch weitere Optionen, wie das IQ.Light, das Adaptivfahrwerk DCC oder das Panorama-Glasdach konfiguriert werden. Spannend ist die Tatsache, dass Volkswagen mittlerweile kaum noch Einzeloptionen anbietet sondern nahezu alles in Pakete packt. Wer beispielsweise das IQ.Light will, bekommt nun im Rahmen des Exterieurpaketes (2.260 Euro) auch immer eine elektrische Heckklappe sowie eine Privacy Verglasung dazu.
Im Übrigen kann der VW ID.7 auch Anhänger ziehen. Die Anhängelast beträgt allerdings überschaubare 1.200 Kilogramm. Wer dennoch seine Gartenabfälle elektrisch zum Kompost bringen will, erhält für 990 Euro eine entsprechende Anhängerkupplung samt elektrischer Entriegelung.
Kommt ein VW ID.7 Variant?
Ja. Nur heißt er nicht Variante, sondern Tourer. Wir konnten im Rahmen des Events bereits einen Blick auf den – noch getarnten – ID.7 Kombi werfen und ein paar Informationen ergattern. Wir werden hierzu einen separaten Bericht verfassen, da der VW ID.7 Tourer besonders in Europa auf gesteigertes Interesse stoßen dürfte. Soviel darf allerdings vorab schon gesagt werden: Er kommt im nächsten Jahr und wird sich sowohl preislich als auch in Sachen Reichweite recht deutlich an der hier getesteten Limousine orientieren.
Fazit zum VW ID.7
In Summe hat Volkswagen mit dem ID.7 ein richtig gutes E-Auto auf die Räder gestellt. So viel wir auch gesucht haben, echte Kritik ist hier schwer auszumachen. Lediglich die Bedienung erfordert Eingewöhnung, das Touch-Lenkrad wird nicht jedermanns Sache sein und der Preis ist auch nicht von Pappe. Wer sich zudem mit der realistischen Reichweite von rund 400 Kilometern anfreunden kann, dürfte mit dem ID.7 glücklich werden.
Allerdings steht für die rund 70.000 Euro des Testwagens auch ein vollausgestatteter, neuer Passat Variant in den Startlöchern. Es bleibt spannend, wie sich beide Fahrzeuge hier die Kunden aufteilen. Um bei dem ID.7 zu bleiben: Aus unserer Sicht ist er eine gelungene Ergänzung zum bisherigen ID.-Portfolio.
Konkurrenzmodelle: Tesla Model 3, BMW i4, Polestar 2, Mercedes-Benz EQE, Hyundai Ioniq 6
Technische Daten des VW ID.7 Pro
Modell | Volkswagen ID.7 Pro |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,96 x 2,14 x 1,54 |
Radstand (mm) | 2.971 |
Motor | Permanentmagnet-Synchronmaschine APP 550 |
Hubraum (ccm) | — |
Leistung (kW / PS) | 210 / 286 |
Drehmoment (Nm) | 545 |
Getriebe | 1-Gang-Automatikgetriebe |
Antrieb | Heckantrieb |
Kraftstoffart | Strom |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in kWh) | 16,3 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in kWh) | 18,4 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 0 |
Abgasnorm | Euro 6b |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 6,5 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 180 |
Leergewicht (kg) | 2.172 |
Kofferraumvolumen (l) | 532 – 1.586 |
Farbe | Gletscherweiß Metallic (Weiß) |
Grundpreis (Euro) | 56.995 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 70.240 |
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D