Jeep Gladiator
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Jeep Gladiator – Mit der Macht des Pick-ups

Der Jeep Gladiator zeigt sich als Pick-up alter Schule und kommt wider Erwarten mit einem hubraumstarken Diesel vorgefahren.

Wer zunächst einen Wrangler erkennt, liegt dabei gar nicht mal so falsch. Streng genommen ist der Gladiator ein Wrangler mit Ladefläche. Das sieht für manche etwas ulkig aus, für seine Fans hingegen ist der Gladiator der ideale Geländegänger, wenns ums ganz Grobe geht. Eben dann, wenn RAM und F-150 zu schwer und zu groß sind. Dann kommt der Gladiator ins Spiel und richtet, was die anderen nicht richten können.

So jedenfalls die Theorie. Hierzulande führt der US-Pick-up derweil eher ein Nischendasein. Doch auch in hiesigen Gefilden gibt es eine Fanbase, sodass der Gladiator nach wie vor auch in Deutschland angeboten wird. Allerdings mittlerweile schon als Final Edition.

Wir haben einen Test mit dem Gladiator in der Ausstattungsvariante „Overland“ durchgeführt und teilen unsere Erfahrungen. Fahrbericht.

Der Look

Unser in „Firecracker Red“ lackierter Testwagen macht schon auf Anhieb was her. Ein Blick auf die Front und nur Kenner sehen den Unterschied zum Wrangler. Dieser besteht eigentlich nur in der geänderten Motorhaube, die im Gladiator eine mittig platzierte Hutze aufweist. Scheinwerfer, Blinker und Kühlergrill könnten auch von jedem Wrangler adaptiert worden sein. So richtig auffällig wird der Pick-up dann in der Seitenansicht. Denn hier kommt die Abmessung des Jeep Gladiators erst richtig zur Geltung.

Hier zeigt sich der Ami dann von seiner Schokoladenseite, in gewaltigen 5,60 Metern Länge! Daher wundert es auch nicht, dass alleine der Radstand um gut einen halben Meter verlängert wurde. Die Fahrerkabine selbst verfügt über vier Türen. Dahinter zeigt sich die Ladefläche. Insgesamt wirkt die Erscheinung wohl proportioniert und sieht weniger nach Nutzfahrzeug aus.

Auch am Heck bleibt es nostalgisch. Die Rückleuchten erhielten ein LED-Inlet, sehen aber immer noch so aus, wie die an den Ur-Jeeps. Das schürt den Eindruck von Nostalgie und fügt dem ganzen noch eine Lifestyle-Komponente hinzu. Endrohre gibt es am Jeep Gladiator indes keine – auf dicke Hose machen kann der Pick-up auch anders. Dafür gibt es den Markennamen in überdimensioniert großen Lettern auf der Heckklappe.

Die Ladefläche des Jeep Gladiator

Die Ladefläche ist ja bekanntlich das A und O eines Pick-ups. So auch beim Gladiator. Die Nutzfläche beträgt hier 1,53 Meter in der Länge sowie 1,44 Meter in der Breite. Das ist beispielsweise etwas kleiner als bei einem Nissan Navara. An den Radkästen beträgt die Mindestbreite derweil 1,13 Meter. Die maximale Zuladung ist auf 565 Kilogramm beschränkt. Damit ist der Gladiator ebenfalls kein maßgebliches Nutztier. Immerhin gibt es bei der Konkurrenz Fahrzeuge gleicher Bauart, die über eine Tonne zuladen dürfen.

Doch zeigt dies auch gleichzeitig, dass dieser Pick-up eine andere Zielgruppe im Fokus hat. Von Mopar gibt es übrigens verschiedene Abdeckungen, welche das Gut auf der Ladefläche vor Witterung schützen können. Im Falle unseres Testwagens wurde eine mehrgliedrige Abdeckung verbaut, welche per Seilzug arretiert werden konnte.

Und innen?

Auch im Innenraum des Jeep Gladiator gibts Retro-Feeling satt. Natürlich tauchen auch hier viele Analogien zum Wrangler auf, was natürlich nicht von ungefähr kommt. Die Instrumententafel verfügt über einen integrierten Zentralbildschirm im klassischen 4:3-Format und es gibt – sehr zu unserer Freude – jede Menge physische Bedienelemente in Form von Tasten, Schaltern und Drehreglern – was wir so zum Beispiel auch vom kleinen Renegade kennen.

Fahrer und Beifahrer nehmen Platz auf recht bequemen Sitzen, die auf Wunsch in Vollleder-Ausführung kommen. Dieses Lederpaket ruft rund 2.000 Euro extra auf und ist eine Empfehlung für alle, die die Lifestyle-Komponente abermals unterstreichen wollen. Insgesamt kommt im Gladiator schnell der Eindruck auf, in einem historischen Fahrzeug zu sitzen. Die hohe Sitzposition sowie die kleinen Türen und die recht schmale Fensterlinie sorgen dafür, dass man sich gut umschlossen fühlt.

Im Fond sind Bein- und Kopffreiheit ebenfalls kein Thema – dem langen Radstand sei Dank. Dafür gibts einen kleinen Nachteil, den wir an dieser Stelle nicht verschweigen wollen. Durch die direkt hinter der Passagierkabine beginnenden Ladefläche, können die Rückenlehnen der Fondsitze nur minimal geneigt werden. Das führt zu einer recht aufrechten Sitzposition, die auf Dauer bei großen Passagieren zu Komforteinbußen führt.

Der Antrieb des Jeep Gladiator

Angetrieben wird der Jeep Gladiator hierzulande ausschließlich von einem Motor. Und das ist wider Erwarten kein Hybrid. Und schon gar kein Elektro. Nein, hier darf sich noch ein Waschechter Diesel austoben und das gleich mit sechs Zylindern und drei Litern Hubraum! Wie kommts? Nun ja, der Pick-up erhielt eine Nutzfahrzeugeinstufung, sodass seine Emissionswerte nicht auf den Flottenverbrauch angerechnet werden. Gewusst wie.

Der Motor selbst ist ein prächtiges Aggregat, zwar nicht so kultiviert wie ein Reihensechser, aber bestens zum Fahrzeug passend. Die Kraftverwaltung übernimmt eine Achtgang-Automatik und Allradantrieb ist hier natürlich obligatorisch. Die Leistung beträgt 264 PS, das maximale Drehmoment in Höhe von 600 Newtonmetern liegt bereits ab 1.400 Umdrehungen pro Minute an. Derart gerüstet, stehen bereits nach 8,6 Sekunden aus dem Stand Tempo 100 auf der Uhr, maximal sind 177 Stundenkilometer möglich.

Schon auf den ersten Metern vermittelt der Jeep Gladiator trotz seiner rund 2,4 Tonnen Lebendgewicht ein beinahe leichtfüßiges Fahrgefühl. Das hat er vor allem dem druckvollen V6-Diesel zu verdanken, der – wir haben es bereits erwähnt – prächtig mit dem Dickschiff harmoniert. Das Fahrwerk ist derweil relativ neutral abgestimmt. Die großen Reifen, die auf befestigten Wegen etwas poltriger abrollen und die markentypisch etwas hölzerne Lenkung sind hier nicht weiter zu kritisieren, sie gehören einfach dazu.

Und auf der Autobahn?

Die Bremsen hatten mit dem großen Pick-up nie zu kämpfen und konnten bisweilen mit guter Dosierbarkeit glänzen. Auch längere Autobahnfahrten sind mit dem Gladiator keine Tortur. Nach einer Strecke von rund 500 Kilometern am Stück beklagte sich kein Redakteur über mangelnden Komfort – auch das haben wir so nicht erwartet. Zu erwähnen ist hier jedoch, dass sich der Pick-up in Geschwindigkeitsbereichen zwischen 130 und 150 km/h am wohlsten fühlt. Darüber fordert die steil im Wind stehende Frontscheibe ihren Tribut und auch die Abrollgeräusche der Reifen werden zunehmend lauter.

Ansonsten ist der Gladiator übrigens gut gedämmt, sodass der Selbstzünder bei höheren Geschwindigkeiten kaum akustisch wahrzunehmen ist. Lediglich im Kaltstart nagelt der V6 kernig vor sich hin. Der Verbrauch betrug im Übrigens 10,4 Liter auf 100 Kilometer. Wer den Gladiator richtig herannimmt, erntet auch mal Werte um 13 Liter, während eine zurückhaltende Fahrweisen mit Werten zwischen sieben und acht Litern Diesel pro 100 Kilometer belohnt werden.

Und was geht off-road?

Natürlich haben wir den Jeep Gladiator auch abseits der Verkehrsadern bewegt. Seine Gene sind ihm ja bereits aus der Ferne anzusehen und die Trail-Rated-Plakette muss man sich auch erstmal verdienen. So können wir auch hier ein positives Resümee ziehen und dem Gladiator beinahe uneingeschränkte Offroad-Fähigkeiten attestieren.

Dank Allrad mit Gelände-Untersetzung, großzügig bemessenen Böschungswinkeln (41 beziehungsweise 25 Grad), einer Bodenfreiheit von über 25 Zentimetern und einer Wattiefe von 76 Zentimetern dürften die meisten Fahrer weit früher kapitulieren, als es das Fahrzeug täte. Lediglich der lange Radstand schränkt Fahrten im Off ein wenig ein. Durch ebendiesen sind die Rampenwinkel nämlich etwas eingeschränkt und betragen „nur“ 18,5 Grad.

In der Praxis überzeugte der Gladiator hier vor allem durch seine beinahe unerschütterliche Souveränität, die er im Off zeigte. Selbst Passagen, vor denen wir Respekt hatten, durchfuhr der große Pick-up quasi wie auf Schienen. Dies zeigt einmal mehr, dass Jeep seine Allradkompetenz auch heute noch besonders hervorhebt und diese über die Jahre keinen Deut eingebüßt hat.

Campen mit dem Jeep Gladiator

Dank seiner Offroad-Qualitäten können mit dem Jeep Gladiator die abgelegensten Orte mühelos erreicht werden. Grund genug mit dem Offroader einen ausgiebigen Campingausflug zu unternehmen. Damit der Gladiator seiner Rolle als Camper auch entsprechend gerecht werden kann, bieten diverse Hersteller unterschiedliche Ausrüstungen wie beispielsweise Dachzelte an.

Preis & Ausstattung

Unser Testwagen kam in der Ausstattungslinie „Overland“, die aktuell so nicht mehr konfigurierbar ist. Stattdessen müssen Interessenten mit der Linie „Farout – Final Edition“ liebäugeln. Die ist ganz und gar kein Trostpreis, immerhin bietet sie bereits ab Werk nahezu Vollausstattung.

Die coole Testwagen-Lackierung in „Firecracker Red“ ist ebenfalls nicht mehr erhältlich. Doch dafür gibts nun drei Lackfarben, die wir besonders hervorheben wollen:

  • Sarge Green – Dieses Militärgrün steht dem Gladiator ganz hervorragend und lässt ihn wie aus einem Militärkonvoi entnommen wirken. Zudem ist es die einzige Farbe, die keinen Aufpreis kostet.
  • High Velocity – Ein kräftiges Gelb – irgendwo zwischen Zitrone und Sonne – lässt die bereits erwähnte Lifestyle-Komponente absolut in den Fokus rücken. Extravaganz per excellence sozusagen. Aufpreis: 1.090 Euro.
  • Hydro Blue Metallic – Dieses kräftige und gleichzeitig matt wirkende Blau fördert wiederum andere Facetten des Gladiator zutage. Für alle, denen das High Velocity etwas zu drüber ist. Aufpreis: 1.090 Euro.

Die einzige Sonderausstattung, die man noch hinzu buchen kann, ist das sogenannte Off-Road-Kofferraumbefestigungssystem für 690 Euro, das vom Namen her etwas irreführend klingt. Gemeint ist eine 230-Volt-Steckdose auf der Ladefläche, ein verschließbares Staufach unter dem Rücksitz sowie ein 400 Watt Inverter.

Zusätzlich bietet Jeep verschiedene Hardtops und Softtops sowie diverse Ladeflächenabdeckungen an. Der Preis für den Jeep Gladiator in der Farout Final Edition beträgt 77.500 Euro. Zum Vergleich: Unser ähnlich vollausgestatteter Testwagen kommt mit Laderaumabdeckung auf rund 81.000 Euro.

Fazit zum Jeep Gladiator

Wenngleich als Nutzfahrzeug deklariert, erwies sich der Jeep Gladiator in unserem Test als sympathischer Lifestyle-Pick-up mit viel Retro-Charme. Er ist bei weitem nicht so praktisch wie ein Ford Ranger und Welten von einem RAM 1500 entfernt. Doch in Summe kann er seine Fanbase mit einer fast liebenswerten Art sowie mit einer Eigenständigkeit überzeugen, die ihm so oder so eine exponierte Stellung verleiht.

Grundsätzlich herrscht im Pick-up-Business Pragmatismus vor. Das gilt folglich für die meisten seiner Mitbewerber. Der Gladiator hingegen schert sich nicht um möglichst hohe Nutzlast und auch die Anhängelast von 2,7 Tonnen reichen ihm völlig. Seine Stärken spielt er vielmehr abseits befestigter Wege aus, denn genau hier macht ihm so schnell keiner was vor. Dies in Kombination mit seinem nostalgischen Flair lässt ihn als Exoten eine Zielgruppe bedienen, die zwar schmal, aber auch genauso loyal sein dürfte.

Konkurrenzmodelle: Ford Ranger Raptor, Mitsubishi L200, Nissan Navara, VW Amarok V6

Technische Daten des Jeep Gladiator

ModellJeep Gladiator 3.0 V6 MultiJet Overland
Länge x Breite x Höhe (m)5,59 x 1,89 (ohne Außenspiegel) x 1,91
Radstand (mm)3.488
MotorSechszylinder-V-Motor
Hubraum (ccm)2.987
Leistung (kW / PS)194 / 264
Drehmoment (Nm)600
Getriebe8-Gang-Automatikgetriebe
AntriebAllradantrieb
KraftstoffartDiesel
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter)9,6
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter)10,4
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km)252
AbgasnormEuro 6-ISC-FCM
0 auf 100 km/h (in Sekunden)8,6
Höchstgeschwindigkeit (km/h)177
Leergewicht (kg)2.360
Ladefläche L x B x H (mm)1.531 x 1.442 x 445
FarbeFirecracker Red Uni (Rot)
Grundpreis (Euro)77.500
Testwagenpreis (Euro)ca. 81.100
Technische Daten des Jeep Gladiator

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS

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