Citroen e-Spacetourer
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Citroen e-Spacetourer – Elektrisch auf Reisen

Der Citroen e-Spacetourer zeigt sich als vollelektrischer Bulli aus Frankreich, der in Sachen Raumangebot viel bietet und zugleich den Carbon Footprint geringhalten soll.

Dabei gibt es äußerlich kaum Hinweise auf die Antriebsart. Denn der Spacetourer ist beziehungsweise war bis vor kurzem auch noch mit einem konventionellen Dieselantrieb erhältlich. So ist die Plattform folglich nicht ursprünglich auf den E-Antrieb ausgelegt, sondern wurde nur adaptiert.

Ob und inwieweit der E-Bulli den alltäglichen Anforderungen gerecht wird, soll unser Test klären. Wir fuhren den Perla-Nera-schwarzen e-Spacetourer als XL-Version in der Ausstattung „Business Lounge“ und mit der großen 75-kWh-Batterie. Fahrbericht.

Der Look

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, gibt es kaum Indizien, die einen Hinweis auf die Antriebsart des vollelektrischen Spacetourer geben. Lediglich im Kühlergrill sowie am Heck gibt es ein Badge beziehungsweise einen Schriftzug. Darüber hinaus kann der versierte Betrachter eine (Lade-) Klappe im vorderen Kotflügel erspähen und auch das E-Kennzeichen sollte Laien den entscheidenden Hinweis geben. Das war es dann aber auch schon.

Die Front zeigt sich recht freundlich dreinblickend und ähnelt der des Peugeot Traveller, der vor kurzem ein Update erhielt (wir berichteten). Das Markenlogo ziert den Kühlergrill, während die Xenon-Scheinwerfer für einen recht modernen Look sorgen. Weit unten neben den Nebelleuchten positioniert, finden sich die vertikalen Tagfahrlichter, welche den Bulli optisch nochmal ein wenig breiter erscheinen lassen.

Die Seitenansicht gibt den Blick frei auf einen ziemlich langen Bus. Mit über 5,30 Metern gibt sich der Spacetourer in der XL-Version keine Blöße und lässt bereits auf den ersten Blick viel Platz im Innenraum erahnen. Am Heck bleibt es dann eher konventionell. Eine riesige Heckklappe, die leider nicht elektrisch ist, trifft auf klassische Leuchten mit Glühlampen-Bestückung. Endrohre gibt es hier natürlich keine.

Und innen?

Im Innenraum des Citroen e-Spacetourer geht es sehr aufgeräumt zu. Auch hier gibt es keine signifikanten Unterschiede zu den Geschwistermodellen mit Verbrennungsmotor. Fahrer und Beifahrer nehmen Platz auf bequemen Sitzen, die auf Wunsch mit Heizung und Massagefunktion ausgerüstet sind. Im Falle unseres Testwagens wurden sämtliche Sitze mit schwarzem Leder bezogen, was die Wertigkeit massiv unterstreicht. Der Fahrer blick auf ein analoges Cockpit, welches zwar ein wenig oldschool wirkt, in der Praxis aber jederzeit prima ablesbar bleibt. Auch das Infotainment gibt keinen Grund zum Klagen.

Der 7-Zoll-Touchscreen wirkt zwar zugegebenermaßen ein wenig klein im riesigen Innenraum des Spacetourer, dafür ist die Bedienung desselbigen kinderleicht und auch während der Fahrt gibt es hier kein wirkliches Ablenkungspotential. Das gilt auch für die Klimabedienung, denn auch hier gibt es eine separate Einheit mit echten Tasten und Schaltern. Sehr gut: es gibt zudem noch einen echten Drehregler für die Lautstärke. Nicht so gut: Weder für Geld noch für gute Worte gibt es eine Lenkradheizung im großen Citroen.

Seine Asse spielt der Citroen e-Spacetourer beim Thema Raumangebot aus. Fahrer und Beifahrer können noch so groß gewachsen sein, Platz gibt es hier in Hülle und Fülle. Im Fond, dessen Zustieg über elektrische Schiebetüren erfolgt, gibt es in der zweiten Reihe zwei Einzelsitze, die in Sachen Komfort und Platzangebot schon beinahe an die Business Class großer Passagierflugzeuge heranreichen. Die dritte Reihe besteht aus einer Dreier-Sitzbank, von denen die beiden äußeren Sitze ebenfalls gut ausgeformt und bequem sind. Der mittlere Sitzplatz ist derweil eher etwas für kurze Strecken oder alternativ für Kinder. Natürlich wird auch der Fond separat klimatisiert.

Der Antrieb des Citroen e-Spacetourer

Angetrieben wird der Citroen e-Spacetourer vom konzernweit eingesetzten „Standard-Elektromotor“ mit 136 PS. Dieses Aggregat kommt unter anderem auch im Citroen e-C4 X, Opel Combo-e und vielen weiteren Modellen zum Einsatz. Die Kraftverwaltung übernimmt eine 1-Gang-Automatik und verteilt diese ausschließlich auf die Vorderräder. Das maximale Drehmoment liegt bei 260 Newtonmetern. Diese Zahlen klingen erst einmal nicht schlecht, doch auch nicht wirklich beeindruckend. Bedenkt man, dass hier ein über 2,5 Tonnen schwerer Bus angetrieben werden soll, kann man es uns wohl kaum verübeln, dass unsere Zweifel anfangs erheblich waren.

Doch bereits nach den ersten Kilometern mit dem großen Bulli wichen diese Zweifel einer positiven Erfahrung. Denn der Elektromotor konnte den Spacetourer in den meisten Situationen artgerecht beschleunigen und auf Trab halten. Und dies war nicht unbedingt von Schwerfälligkeit geprägt. Allerdings befuhren wir zunächst auch überwiegend urbane Gefilde, wo dieser Bulli unserer Ansicht nach auch am besten aufgehoben ist. Zwar ist er mit seiner Länge von über 5,30 Metern kein Cityflitzer, doch die Übersichtlichkeit ist sehr gut und auch die Lenkung passt hervorragend zum großen Bus.

Die Rückfahrkamera ist quasi Pflicht

Parken und Rangieren gelingt vor allem dank der Rückfahrkamera prima. Zwar ist die Auflösung eher mäßig und eine Waschdüse gibt es auch nicht, sodass wir des Öfteren die Kameralinse manuell reinigen mussten. Doch hier gilt: Besser eine mäßige Kamera als gar keine. Auch abseits urbaner Gefilde konnte der Bulli mit guten Fahreigenschaften punkten. Der Durchzug ist angemessen und bis Tempo 100 geht es somit auch ziemlich flott voran. Das Fahrwerk ist markentypisch auf Komfort getrimmt und der lange Radstand von über 3,27 Metern tut sein Übriges, um die Passagiere von jeglichen Fahrbahnunebenheiten fernzuhalten, was in der Praxis auch wirklich gut gelingt.

Auch die Bremsen konnten im Test keinerlei Kritik für sich verbuchen. Die Dosierbarkeit ist prima und auch der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren war so gut wie nie zu spüren. Auf der Autobahn angekommen, wirkt der Citroen e-Spacetourer allerdings ein bisschen lost. Die Gründe hierfür sind schnell aufgezählt: 130 km/h Höchstgeschwindigkeit sind keine Medaille wert und der Verbrauch klettert in Bereiche, wo die nächste Ladestation nicht allzu weit weg sein sollte.

Aufladen und Verbrauch

Doch der Reihe nach. Bewegt man den großen Bus überwiegend im städtischen Bereich, so sind Verbräuche um die 25 bis 26 Kilowattstunden kein Hexenwerk. Auf der Landstraße klettert der Verbrauch jedoch bereits auf rund 30 Kilowattstunden und mehr. Auf der Autobahn hingegen klettert der Verbrauch nicht selten auf 40 Kilowattstunden (und mehr). Immerhin hatten wir die größere 75-kWh-Batterie an Bord. Ist man mit der kleineren 50-kWh-Batterie unterwegs, kann man simpel errechnen, wie viel Strecke Autobahn man hier zurücklegen kann, bevor der nächste Ladestopp ansteht.

Aufgeladen wird an einer Wallbox mit 3,7 kW oder an einer 11-kW-Ladesäule. An der Wallbox dauert ein Ladevorgang immerhin knapp 42 Stunden, sodass diese Option eher für das (Zwischen-) Laden zuhause geeignet ist. Mit 11 kW ist man immerhin nach knapp sieben Stunden wieder randvoll. Doch natürlich kann der Citroen e-Spacetourer auch schnellladen. Ein Hypercharger muss es nicht sein, denn laut Hersteller sind maximal 100 kW möglich. Somit dauert es in der Theorie 45 Minuten, um den Bus von null auf 80 Prozent zu laden.

In der Praxis allerdings müssen hier vermutlich alle Parameter stimmen, um diese Ladedauer zu erreichen. Wir verbrachten meist deutlich mehr als eine Stunde, bevor die 80 Prozent erreicht waren. Wir empfehlen daher dringend, immer mindestens rund eine Stunde pro Ladestopp einzuplanen. Möchte man den e-Spacetourer bis 100 Prozent laden, ist nochmals mehr Geduld gefragt. Denn hier müssen weitere 50 Minuten eingeplant werden.

Die Reichweite des Citroen e-Spacetourer

Die Reichweite wird von Citroen auf WLTP-Basis mit 307 Kilometern angegeben. Um diesen Wert zu erreichen, ist allerdings Disziplin gefragt – und idealerweise frühsommerliches Wetter. Wir kamen nur innerorts auf diesen Wert beziehungsweise konnten ihn hier sogar übertreffen. Wir schafften maximal 324 Kilometer Stadtverkehr mit einer Akkuladung. Auf der Landstraße hingegen reduzierte sich die Reichweite auf circa 230 Kilometer.

Auf der Autobahn hingegen sind bereits 200 Kilometer Utopie. Belässt man es bei Geschwindigkeiten zwischen 105 und 110 Stundenkilometern, sind circa 170 bis 180 Kilometer möglich. Wer jedoch die Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometer permanent nutzt, kommt selten weiter als 150 Kilometer. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass bei eingeschalteter Klimaanlage, Sitzheizung, Xenon-Scheinwerfern, Massage, Radio und Co. die Reichweite nochmals ein paar Kilometer geringer ausfallen kann. Alle Werte beziehen sich auf den e-Spacetourer mit der 75-kWh-Batterie und als XL-Version.

Preis & Ausstattung des Citroen e-Spacetourer

Unser Testwagen rollte in der Ausstattungslinie „Business Lounge“ zu uns. Diese Linie ist mittlerweile nicht mehr erhältlich. Aktuell gibt es – bis das neue Modell erscheint – noch zwei Ausstattungslinien, die auf den Namen „Feel“ und „Shine“ hören. Da Citroen sukzessive alle Ausstattungslinien umstellt, werden auch diese beiden Linien mit dem bald erscheinenden Facelift ersetzt werden.

Die getestete Ausstattungslinie ist dabei der Ausstattung „Shine“ recht ähnlich und wartet mit einer sehr umfangreichen Ausstaffierung auf, die nur noch durch ein paar Optionen ergänzt werden kann. Nachfolgend geben wir einen Überblick über die beiden erhältlichen Linien:

  • Feel – Ab 54.890 Euro startet man in die Welt der elektrischen Spacetourer. Diese Ausstattung enthält bereits das 7-Zoll-Infotainment samt DAB+, Apple CarPlay und Android Auto, einen Tempomaten, elektrisch verstellbare und anklappbare Außenspiegel, Parksensoren hinten, LED-Tagfahrlicht, Halogen-Nebelscheinwerfer sowie eine Klimaanlage.
  • Shine – Mindestens 62.610 Euro müssen in die höhere Linie investiert werden. Hier erwartet die Kundschaft zusätzlich eine Rückfahrkamera, ein Navigationssystem, ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, elektrische Schiebetüren und Sitzheizung für die Vordersitze. Zudem erhält die Klimaanlage eine zweite Zone und das Abblendlicht wird in Xenon-Technik ausgeführt. Weiterhin gibt es eine Volllederausstattung sowie Sonnenrollos für die zweite Sitzreihe.

Darüber hinaus ist der Citroen e-Spacetourer in zwei Längen erhältlich. Als „M“ misst der Bus 4,96 Meter, als hier getestete Version „XL“ werden daraus 5,31 Meter. Ein konventioneller Antrieb, egal ob Diesel, Benziner oder Hybrid, ist aktuell nicht erhältlich, sodass der Elektroantrieb derzeit die einzige Motorisierung darstellt. Allerdings gibt es zwei Batteriegrößen: 50 kWh und – wie hier getestet – 75 kWh. Der Aufpreis zur großen Batterie beträgt immer 6.000 Euro. Der Aufpreis zur XL-Version fällt mit 790 Euro (Feel) beziehungsweise 1.000 Euro (Shine) recht überschaubar aus.

Fazit zum Citroen e-Spacetourer

Mit dem Citroen e-Spacetourer haben die Franzosen ihren großen Bulli elektrifiziert, was Vor- und Nachteile hat. Während das konventionell angetriebene Diesel-Modell durchaus auch als Langstrecken-Familien-Bus genutzt werden konnte, eignet sich die Elektroversion eher für Kurz- und Mittelstrecken. Langstrecken sollten hingegen gut geplant sein. Denn sowohl die Reichweite von unter 200 Kilometern mit hohem Autobahnanteil als auch die Ladeleistung von 100 kW sind eher als mager zu bezeichnen. Zumal beide unter nicht optimalen Bedingungen geringer ausfallen.

Am besten eignet sich der e-Spacetourer für Familien, die einen hohen Platzbedarf haben und sich überwiegend im städtischen Bereich bewegen. Auch Hotels, die den Bus vorrangig als Shuttle nutzen, dürften mit dem Franzosen zufrieden sein. Denn insbesondere die sehr gute Ausstattung unseres Testwagens lässt diesbezüglich kaum Wünsche offen.

Konkurrenzmodelle: Peugeot E-Traveller, Opel Zafira-e, Toyota Proace Verso Electric, VW ID.Buzz

Technische Daten des Citroen e-Spacetourer

ModellCitroen e-Spacetourer Elektromotor 136 75 kWh Business Lounge
Länge x Breite x Höhe (m)5,31 x 2,20 x 1,95
Radstand (mm)3.275
MotorElektromotor
Hubraum (ccm)
Leistung (kW / PS)100 / 136
Drehmoment (Nm)260
Getriebe1-Gang-Automatikgetriebe
AntriebFrontantrieb
KraftstoffartStrom
Durchschnittsverbrauch (WLTP in kWh)27,9
Durchschnittsverbrauch (NEU! in kWh)34,3
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km)0
AbgasnormEuro 6b
0 auf 100 km/h (in Sekunden)14,0
Höchstgeschwindigkeit (km/h)130
Leergewicht (kg)2.521
Kofferraumvolumen (l)1.624 – 3.968
FarbePerla Nera-Schwarz (Schwarz)
Grundpreis (Euro)54.890
Testwagenpreis (Euro)ca. 72.000
Technische Daten des Citroen e-Spacetourer

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS 6D

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