Cupra steht aktuell wie kaum eine andere Marke als aufstrebendes, spanisches Sinnbild für Performance. Doch auch hier hat man sich Schritt für Schritt der E-Mobilität verschrieben und zeigte mit dem Born das jüngste Mitglied der sportlichen Familie. Umso spannender ist unser aktueller Testkandidat, der mit Elektro nicht viel am Hut hat, dafür aber mit 310 PS und Allradantrieb aufwartet. Die Rede ist vom Cupra Leon Sportstourer 4Drive, den wir nachfolgend präsentieren.
Der Look des Cupra Leon Sportstourer 4Drive
Rein optisch präsentiert sich der Kombi-Leon verhältnismäßig dezent und auch die Ähnlichkeit zum zivileren Seat Leon ist verblüffend, was nicht unbedingt zur Eigenständigkeit beiträgt. Dennoch zeigt sich die Front optisch nachgeschärft und blickt durch markentypische Scheinwerfer mit markanter Lichtsignatur. Die Seitenlinie zeigt derweil eine schicke Kombi-Linie, die sich in Sachen Dynamik durchaus vom Golf Variant unterscheidet. Dies ist auch den wirklich schicken Felgen im Format 235/35 R19 zu verdanken, welche dem sportlichen Anspruch absolut gerecht werden. Die kosten zwar 1.050 Euro extra, sollten aber definitiv geordert werden.
Am Heck weist dann eine vierflutige Abgasanlage auf entsprechende Potenz hin. Wir möchten an dieser Stelle erwähnen, dass Cupra sich dazu entschlossen hat, seinem Hybrid-Pendant nur Blenden zu verpassen, die vier echten Rohre sind ausschließlich den Verbrennern vorbehalten. Die Lichtsignatur am Heck ist aus Sicht der Redaktion wirklich gut gelungen, selbst die Animation beim Ver- und Entriegeln erinnert ein wenig an die Premium-Fraktion aus Ingolstadt. Apropos Premium: Auf Wunsch öffnet und schließt die Heckklappe elektrisch – für knapp 800 Euro Aufpreis.
Das Interieur
Das Interieur zeigt sich sportlich-kühl und sehr aufgeräumt. Dreh- und Angelpunkt des Infotainments ist der 10-Zoll-Touchscreen, der leider auch hier auf jedwede physischen Tasten verzichtet. Auch die Klimasteuerung muss über ein Untermenü justiert werden, was der Bedienfreundlichkeit nicht unbedingt zuträglich ist. Aber das kennen wir ja bereits aus dem VAG-Baukasten. Auf der Habenseite steht dafür die einwandfreie (und serienmäßige) Navigation, die sich auch ins volldigitale Cockpit legen lässt. Dieses ist ebenfalls ab Werk dabei und lässt sich in diversen Ansichten konfigurieren.
Neu an Bord ist zudem das dick gepolsterte Lenkrad samt Start-Stopp- und Cupra-Taste. So lässt sich auf Knopfdruck durch die Fahrmodi zappen, was sonst umständlich über den Zentralbildschirm erfolgen müsste – ein echter Vorsprung! Übrigens ist die dreistufige Lenkradheizung eine der heißesten Wärmespender, die wir je getestet haben. Mit selbst gemessenen rund 50 Grad dürften selbst hart gesottene Frostfinger binnen kürzester Zeit gegart sein und man schaltet gern eine Stufe runter.
Das Gestühl besteht vorn aus angenehm konturierten Integral-Sportsitzen, die dank optionalem Ausstattungspaket mit feinem Leder bezogen sind. Kontrastnähte im Farbton Kupfer runden den sportiven Eindruck CI-konform ab und finden sich übrigens auch am Lenkrad und in Form von Rahmen auch an den Lüftungsdüsen. Der Komfortfaktor der Vordersitze ist hoch, auch nach mehreren hundert Kilometern am Stück steigen Pilot und Copilot ohne nennenswerte Ermüdungserscheinungen aus.
Im Fond geht es erwartungsgemäß enger zu, doch wirklich eingepfercht ist man auch hier nicht. Bis zu einem Gardemaß von 1,85 Metern sollte man hier bedenkenlos auch zu viert reisen können. Mit 620 Litern Kofferraumvolumen bietet der Cupra Leon Sportstourer 4Drive auch nur 20 Liter weniger als der Vorzeige-Kombi Skoda Octavia. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen werden bis zu 1.600 Liter freigegeben, sodass der Großeinkauf im Baumarkt locker beherbergt werden kann.
Der Antrieb im Cupra Formentor Sportstourer 4Drive
Den Antrieb übernimmt der altbekannte 2.0 Liter TSI Vierzylinder Benziner, der in seiner jüngsten Ausbaustufe bis zu 320 PS leistet. Im Cupra muss sich dieser mit 10 PS weniger zufriedengeben, stemmt aber immerhin stolze 400 Newtonmeter an die Kurbelwelle und sprintet in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Schluss mit Vortrieb ist erst bei abgeriegelten 250 Sachen – braucht man da noch mehr?
Schon der erste Fahreindruck ist überaus positiv, denn die Ausgeglichenheit, die der Cupra Leon Sportstourer 4Drive an den Tag legt, ist bemerkenswert. In Normalstellung des Adaptivfahrwerks geht es sehr kommod voran, in Comfort-Stellung lassen sich lange Passagen sogar noch entspannter abreißen. Und das Gute ist: Das adaptive Fahrwerk – kurz DCC für Dynamic Chassis Control – ist serienmäßig verbaut. Die Lenkung geizt nicht mit Feedback und ist für einen Kombi sehr präzise – im direkten Vergleich mit Skodas RS-Octavia nehmen sich die beiden hier nicht viel. Das gilt auch für die Bremsen, die den spanischen Kombi stets bestens verzögern – auf Wunsch auch ziemlich brachial.
Doch was macht diesen Cupra nun eigentlich zum einzig wahren? Nun ja, das finden wir auf der Autobahn heraus. Hier wechseln wir in den Cupra-Modus und geben dem Spanier auf freigegebener Autobahn die Sporen. Die Vehemenz, mit der das Fahrzeug zu Werke geht, ist dementsprechend beeindruckend. Insbesondere, wenn man sich vor Augen führt, dass hier ein Vierzylinder seine Arbeit verrichtet. Bis Tempo 230 stürmt der Cupra nur so voran, untermalt von teils knurrendem und teils brüllendem Sound – so gehört sich das für einen Sportkombi. Ein wenig fühlen wir uns an die Power und die Gelassenheit des VW Golf R erinnert, der als einziger so wirklich an den Spanier heranreicht.
Der Verbrauch
Wir hatten zudem winterliche Wetterbedingungen während unseres Tests und können festhalten, dass der Allradantrieb wirklich gute Arbeit leistet. Trotz Hang-on-Technik – es werden permanent die vorderen Räder angetrieben; bei Schlupf wird die Hinterachse miteingebunden – gab es während unserer vielen Fahrten in und außerhalb von deutschen Großstädten keinerlei Traktionsprobleme. Und der Verbrauch? Mit neun Litern muss man schon rechnen, wenn man die Leistung des Cupra Leon Sportstourer 4Drive gelegentlich abruft. 7,7 Liter erntet man bei vorausschauender Fahrweise und wer dem Kombi ständig alles abverlangt, landet bei rund 14 Litern.
Die Ausstattung des Cupra Leon Sportstourer 4Drive
In Sachen Ausstattung ist der mindestens 46.655 Euro teure Sportkombi bereits sehr üppig ausgestattet. So gehören unter anderem eine 3-Zonen-Klimaautomatik, die Fahrwerksregelung DCC, das Navi samt 10-Zoll-Touchscreen, das virtuelle Cockpit, Keyless, elektrisch anklappbare Spiegel sowie das Ambientelicht zur Serienausstattung. Auch das Fahrassistenzpaket XL ist immer mit dabei und glänzt durch fehlerfreie Funktionen. Ein Lob verdienen darüber hinaus die serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer, die in Sachen Reichweite und Helligkeit kaum Wünsche offenlassen. Auf Wunsch und für 760 Euro extra arbeiten diese mittlerweile auch mit Matrixfunktion, auf die der Kunde bisher verzichten musste. Damit hat die konzerninterne Konkurrenz hier an dieser Stelle keinen Vorteil mehr.
Auch wenn die Ausstattung recht üppig erscheint, gibt es dennoch eine kleine, aber feine Optionsliste. So freuten wir uns über ein bassbetontes Soundsystem aus dem Hause Beats für faire 580 Euro, während das riesige Panorama-Glasdach für 1.260 Euro Wintergarten-Flair in den Spanier bringt. Weitere 560 Euro werden für den Parkassistenten samt Rückfahrkamera aufgerufen und wer sein Handy kabellos laden möchte, zahlt 240 Euro extra. Zusammen mit einigen weiteren Features kommt unser Testwagen auf einen Gesamtpreis von 51.935 Euro, was uns zum Thema Mitbewerber bringt.
Und die Konkurrenz?
Wer aufmerksam gelesen hat, wird sicherlich schon bemerkt haben, dass wir von konzerninterner Konkurrenz gesprochen haben. Gemeint ist damit kein Geringerer als der VW Golf R Variant.
VW Golf R Variant
Dieser offeriert ebenfalls 310 PS und kommt mit Allrad zum Kunden. Die Unterschiede sind hier eher Makulatur, es sei denn, man ist markentreu. Dann muss es natürlich der VW sein. Ganz klar. Im direkten Vergleich gibt sich der Spanier nicht temperamentvoller, der Golf bedient hier nicht zwangsläufig die klassische(re) Klientel. Das liegt unter anderem an dem sogenannten Torque Splitter, der die Kraft auch zwischen den Hinterrädern verteilen kann. Da sich aber beide beim Fahren wenig nehmen, ist es am Ende die allseits bekannte Geschmacksache. Oder eine Frage der Leistung, denn der Golf bietet 10 PS und 20 Newtonmeter mehr.
Und sonst?
Gibt’s wenig Alternativen in diesem Segment. Audi kommt mit dem S3 an den Start, den es zwar serienmäßig mit Quattro-Allradantrieb, nicht aber als Kombi gibt. Und der S4 ist ein Sechszylinder-Diesel. Mercedes wartet mit dem CLA 35 auf, der von AMG geschärft wurde und mit 306 PS und ebenfalls Allrad ins Rennen geht. Und BMW offeriert den 330i xDrive Touring, der allerdings mit 245 PS auskommen muss. Mehr bietet da nur der M340i xDrive mit heftigen 374 PS aus einem Reihensechszylinder. Mit einem Grundpreis von 74.900 scheidet der in diesem Vergleich aber aus.
Für eine noch extrovertiertere Klientel könnte noch ein anderes Fahrzeug infrage kommen: Der Mini Clubman John Cooper Works. Mit 306 PS und dem Allradantrieb All4 rangiert er mit dem getesteten Protagonisten nahezu auf Augenhöhe. Und preislich? Der knuffige Sportsfreund startet bei 53.700 Euro.
Fazit zum Cupra Leon Sportstourer 4Drive
Der Cupra Leon Sportstourer 4Drive erwies sich als temperamentvoller Familienkombi mit hohem Nutzwert und großem Spaßfaktor. Dabei kann er zudem mit üppiger Serienausstattung und Allradantrieb überzeugen. Wirklich günstig erscheint er erst im direkten Vergleich mit beispielsweise einem Golf R Variant – hier kommt man vollausgestattet auch schnell auf 65.000 Euro. Wer das Wolfsburger Renommee nicht braucht, ist mit dem heißblütigen Cupra bestens bedient.
Technische Daten
Modell | Cupra Leon Sportstourer VZ 4Drive |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,66 x 1,99 x 1,44 |
Radstand (mm) | 3.106 |
Motor | Achtzylinder-V-Motor |
Hubraum (ccm) | 2.683 |
Leistung (kW / PS) | 228 / 310 |
Drehmoment (Nm) | 400 |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Super E10 |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 8,5 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 9,1 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 192 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 4,9 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 250 |
Leergewicht (kg) | 1.624 |
Kofferraumvolumen (l) | 620 – 1.600 |
Farbe | Magnetic Grau |
Grundpreis (Euro) | 46.655 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 51.935 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D