Seit 2014 rollt der Jaguar F-Type über deutsche Asphaltadern und wird als Nachfolger des legendären Jaguar XK gehandelt. Mit zeitgenmäßen Motoren und einem attraktiven Design im Stile des E-Type, der in den 1960ern und 1970ern für Furore sorgte, geht er bisweilen auf Kundenfang. Im Jahr 2019 erhielt der britische Sportwagen eine umfangreiche Modellpflege. In diesem Zuge wurden auch die Motorisierungen neu sortiert und der Entfall des Sechszylinders mit einem V8 kompensiert, welcher fortan in zwei Leistungsstufen erhältlich ist. In diesem Bericht behandeln wir den kleineren Achtender, der auf den Namen Jaguar F-Type P450 hört.
Der Look
Unser Testwagen präsentiert sich in einem schicken Dunkelblau, das auf den Namen Bluefire hört und durchaus tiefgründig wirkt. In Verbindung mit der sportlichen R-Dynamic Ausstattung ergibt sich so ein gleichermaßen dynamisches wie nobles Antlitz, das auch eine distinguierte Klientel zu schätzen wissen wird.
Das Facelift fällt besonders an der Front auf. Hier wartet der Brite mit einer geänderten Frontschürze samt breiterem Kühlergrill auf, während die Scheinwerfer signifikant schmaler ausfallen. Insgesamt blickt der F-Type nun böser drein, legt ein Stück weit sein Heritage ab und ergänzt seine elegante Optik durch eine große Portion Sportlichkeit.
Die Seitenlinie betont derweil das nach hinten auslaufende Greenhouse, während die Motorhaube roadsterartig lang ausfällt. Ein Vergleich mit dem legendären Jaguar E-Type ist hier nicht nur angebracht, sondern Pflicht, denn das überlieferte Erbe macht sich insbesondere im hinteren Drittel bemerkbar. Hier verlaufen die Designlinien fastbackartig aus, pointieren den knackigen Abschluss und stellen zudem die Hüften gekonnt aus.
Das Heck präsentiert sich nicht minder charmant, erfuhr im Zuge der Modellpflege allerdings die wenigsten Änderungen. Modifizierte Heckleuchten samt neuer Lichtsignatur fallen dem Kenner sogleich ins Auge, während die Vierrohr-Abgasanlage auch weniger versierten Betrachtern eine entsprechende Potenz suggeriert. Da unterhalb des „P450“ Schriftzuges kein AWD-Badge zu finden ist, darf dies als Indiz für den Heckantrieb gelten.
Das Interieur
Im Innenraum unseres Testwagens wurde an Luxus nicht gespart. So finden wir ein zur blauen Lackierung passendes, braunes Interieur, welches dank optionalem, erweitertem Lederpaket nicht nur optisch sondern auch olfaktorisch ein opulentes Ambiente schafft.
Ansonsten bleibt es im F-Type sehr übersichtlich, die Bedienung ist nach kurzer Eingewöhnung schnell verinnerlicht. Wenngleich man behaupten könnte, dass hier zu wenig Digitalisierung Einzug gehalten hat, so finden wir es prima, dass die Briten noch jede Menge Tasten und Schalter in den Luxus-Sportwagen pflanzen. Dies erleichtert die Bedienung während der Fahrt enorm.
Der Zentralbildschirm lässt sich dennoch per Touch bedienen und auch die Tachoeinheit ist nunmehr volldigital. Die Klimaeinheit bleibt hingegen separiert und weist die bei Jaguar und Land Rover typischen doppelten Belegungen der Temperatur-Regler auf. Ebenfalls gut platziert sind die Getränkehalter, die weder Fahrer noch Passagiere in irgendeiner Form behindern.
Ein Lob hat auch das Lenkrad verdient, welches mit feinem Leder bezogen wurde und bestens in den Händen liegt. Die Sitze sind angenehm ausgeformt und erstaunlich bequem. Auf den ersten Blick wirken diese sehr schmal und eher wenig einladend, doch nach über 500 Kilometer Autobahnfahrt wussten wir das sportliche Gestühl wahrhaft zu schätzen.
Der Kofferraum offeriert rund 336 Liter, was sicherlich nicht die Welt ist, jedoch auch mehr als doppelt so viel, wie ein herkömmlicher Porsche 911. Da Reisen ohnehin nur zu zweit möglich sind, dürfte das Gepäck fürs Wochenende problemlos untergebracht werden können.
Der Antrieb im Jaguar F-Type P450
Für den aktuellen Jaguar F-Type stehen insgesamt drei Motorisierungen bereit. Den Einstieg macht der P300 genannte Vierzylinder, der – wie der Name schon vermuten lässt – 300 PS generiert und ausschließlich mit Automatikgetriebe erhältlich ist. Die Kraft wird hier an die Hinterräder geleitet.
Darüber rangiert unser Protagonist, der 450 PS starke P450, den es wahlweise mit Heck- oder mit Allradantrieb gibt. Ungeachtet der Antriebsweise, sprintet der Brite in 4,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, Schluss mit Vortrieb ist erst bei 285 Sachen.
Die Topmotorisierung trägt den Namen P575, leistet 575 Pferdestärken und ist immer an ein Automatikgetriebe und Allradantrieb gekoppelt. Derart motorisiert, ist der Standardsprint in 3,7 Sekunden ad acta gelegt, während die Höchstgeschwindigkeit bei glatt 300 km/h liegt. Ein manuelles Getriebe ist übrigens seit dem Facelift für keine Motorisierung mehr erhältlich.
Wir möchten vorab schon einmal festhalten: Die Maßnahmen am Fahrwerk sind wirklich gut gelungen! Der F-Type liegt nun viel satter auf der Fahrbahn und wird auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht nervös – beim Vorgänger war dies noch ein Kritikpunkt.
Impressionen
Nun aber der Reihe nach. Nach dem Druck auf den Startknopf fällt zunächst einmal auf, dass der Brite trotz Achtzylinder im Bug erstaunlich leise bleibt. Zwar hat man ihm das kurze Aufbrüllen beim Start gelassen, dennoch bleibt das akustische Spektakel auf einem Level, dass wohl niemanden im näheren Umfeld wirklich stören dürfte. Auf den ersten Metern gibt sich der geliftete F-Type sehr freundlich und gutmütig, offeriert eine gewisse Straffheit, die man von einem Sportwagen schlichtweg erwartet.
Diese Eigenschaft ändert sich auch nicht auf der Landstraße, wenngleich ein Wechsel in den Dynamic-Modus durchaus auch andere Facetten der Raubkatze zutage fördert. Insbesondere der Heckantrieb dürfte für Puristen besonders interessant sein. Lässt man der Katze freien Lauf und durcheilt die Kurven etwas zügiger, wird dies mit kleinen Heckschwänzlern quittiert, was prinzipiell Spaß macht, jedoch auch ein gewisses Können voraussetzt. Bleibt das ESP voll aktiviert, wird das Fahrzeug im Großen und Ganzen jedoch stets auf Kurs gehalten.
Auf der Autobahn kommt der Sound dann so richtig zur Geltung. Insbesondere, wenn die Drehzahl die 4.000er-Marke passiert hat – dann bricht ein heiseres Crescendo über Fahrer und Beifahrer herein, was dem V8-Fan sogleich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und ganz nebenbei bemerkt auch über den verflossenen Sechszylinder hinwegtröstet.
In Sachen Verbrauch hält sich der Jaguar F-Type solange zurück, bis der Fahrer sein ganzes Potential entfacht. Will heißen, dass problemlos Alltags-Werte um die elf Liter möglich sind. Lässt man den 450 Pferden freien Lauf, werden daraus auch gerne mal 15,2 Liter. Wer sich hingegen in Zurückhaltung übt, bewegt den noblen Briten auch mit rund acht Litern.
Preise und Ausstattung des Jaguar F-Type P450
Der Grundpreis des Jaguar F-Type P450 beträgt 72.100 Euro für den P300 genannten Vierzylinder. Mit V8 werden als P450 mindestens 105.500 Euro fällig – Allradantrieb kostet rund 6.000 Euro Aufpreis. Die Topversion P575 schlägt derweil mit 134.300 Euro zu Buche.
Unser recht gut ausgestatteter Testwagen brachte es derweil auf rund 115.000 Euro, was in Relation gesehen als fair gelten darf. Ein gleichstarker Porsche 911 Carrera S kostet bereits in der Basis über 137.000 Euro.
Natürlich empfehlen wir an dieser Stelle wieder eine Handvoll Optionen für den britischen Sportwagen:
Fazit zum Jaguar F-Type P450
Der Jaguar F-Type P450 vereint wie kaum ein anderes Fahrzeug britische Noblesse mit einer gehörigen Portion Rock´n´Roll. Aus gutem Grund wird das Fahrzeug in Fachkreisen als „kleiner Bruder“ des Aston Martin Vantage bezeichnet.
Insbesondere die Kombination aus V8 und Heckantrieb darf aus Sicht der Redaktion als äußerst begehrliches Konglomerat gelten, welches besonders für Puristen eine ideale Wahl darstellt. Dennoch bleibt auch der F-Type als echter Jaguar den Markentugenden treu und in letzter Instanz ist er eher dynamischer Gran Turismo denn reinrassiger Sportwagen.
Konkurrenzmodelle: Porsche 911 Carrera S, Maserati GranTurismo, Lexus RC-F, BMW M850i, Aston Martin Vantage, Corvette C8, Bentley Continental GT V8
Technische Daten
Modell | Jaguar F-Type P450 Coupé |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,47 x 2,04 x 1,31 |
Radstand (mm) | 2.622 |
Motor | Achtzylinder-Motor |
Hubraum (ccm) | 5.000 |
Leistung (kW / PS) | 331 / 580 |
Drehmoment (Nm) | 580 |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
Antrieb | Heckantrieb |
Kraftstoffart | Super E10 |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 10,4 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 10,9 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 238 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 4,6 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 285 |
Leergewicht (kg) | 1.706 |
Kofferraumvolumen (l) | 336 |
Farbe | Bluefire (Dunkelblau) |
Grundpreis (Euro) | 105.500 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 115.400 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D