Der Bentley Continental GT V8 ist inzwischen kein ganz frisches Gesicht mehr in der Oberklasse der Luxus-Grand-Tourer. Mit dem jüngsten Facelift verabschiedet sich die dritte Generation allerdings von ihrem klassischen Achtzylinder – künftig fährt der Continental nur noch mit Hybridantrieb vor.
Doch gerade dieser letzte „reine“ V8-Bentley hat es in sich: Er verbindet britische Handwerkskunst mit kraftvoller Performance und einem souveränen Auftritt, der nach wie vor Maßstäbe setzt. Unser Test widmet sich diesem letzten Echo einer Ära, die bald Geschichte ist, und zeigt, wie viel Charme, Eleganz und Fahrfreude ein Bentley in seiner pursten Form entfalten kann. Von der imposanten, detailverliebten Außenhaut über das luxuriöse Interieur bis hin zur kraftvollen Technik – wir begleiten den Continental GT V8 auf seiner Reise durch Komfort, Dynamik und die unverwechselbare Aura, die nur ein echter britischer Grand Tourer besitzt.
Steigen Sie ein und erleben Sie eine automobile Legende, die trotz ihres Alters mit Stil und Würde beeindruckt. Fahrbericht.
Der Look
Der neue Bentley Continental GT V8 Azure zeigt sich in Bestform – gestreckter, straffer und selbstbewusster als je zuvor. Schon der erste Blick auf die Front verrät: Hier steht kein sanft gerundeter Grandseigneur mehr, sondern ein Gran Turismo mit Charakter. Der dominante Kühlergrill wächst nicht nur in der Fläche, sondern auch im Auftritt – und die neuen Scheinwerfer in Kristalloptik sorgen für Lichtspiele, die eher an Haute Joaillerie erinnern als an schnöde LED-Technik.
In der Seitenansicht wird die gestreckte Silhouette besonders deutlich. Obwohl der GT nur um vier Zentimeter gewachsen ist, wirkt er wie auf Design-Diät: schnittiger, agiler – fast schon sportlich. Das liegt auch an den präzise gesetzten Kanten und Linien, die dem Karosseriekleid ein Spiel aus Licht und Schatten verleihen. Die zweifarbigen Felgen runden das Ganze mit feiner Eleganz ab – Understatement auf britisch.
Am Heck bleibt Bentley sich treu, aber nicht langweilig: Schmalere Rückleuchten bringen Frische, ohne die klassische DNA zu verwässern. Und die Endrohre? Vier beim V8, zwei ovale beim W12 – ein dezenter Wink für Kenner, der mehr über das Triebwerk verrät als jede Plakette.
Ein echtes Highlight ist die Lackierung „Kingfisher“ – eine Mulliner-Sonderfarbe, inspiriert vom Eisvogel. Je nach Licht tanzt sie zwischen Babyblau, Himmelblau und einem geheimnisvollen Graublau. Dezent? Eher nicht. Aber stilvoll, mutig und mit einer klaren Botschaft: Wer Bentley fährt, darf gesehen werden. Und zwar mit Stil.
Und innen?
Einsteigen, durchatmen, genießen: Der Bentley Continental GT V8 Azure macht bereits beim Öffnen der Tür klar, dass hier kein Raum für gewöhnliches Interieur ist. Feinstes Leder, sorgsam verarbeitete Edelholz-Inlays und eine Haptik, die irgendwo zwischen Gentlemen’s Club und Luxusyacht pendelt – der Innenraum ist ein Statement auf Rädern.
Als „Azure“-Version kommt unser Testwagen mit allem, was Wohlfühlambiente auf ein neues Niveau hebt: klimatisierte Massagesitze vorn, gestickte Logos auf allen vier Kopfstützen und sogar beleuchtete Einstiegsleisten – man soll schließlich wissen, wo man steht. Oder besser: sitzt.
Das Lenkrad? Massiv, griffig und mit echten Metalltasten veredelt – ein selten gewordener Luxus in Zeiten von Kunststofforgien. Im Fond wird es für Personen über 1,80 Meter zwar etwas kuschelig, doch für stilvolle Kurztrips zu viert reicht es allemal.
Technisch zeigt sich der Brite ebenso souverän. Das neue Infotainment basiert – mit einem Augenzwinkern in Richtung Zuffenhausen – auf der Plattform des Porsche Panamera. Kein Wunder also, dass sich der Touchscreen so flüssig anfühlt wie ein frisch gezapftes Guinness.
Und dann ist da noch das Glanzstück: der optionale „Bentley Rotating Display“. Per Knopfdruck dreht sich die Mittelkonsole wahlweise zum Bildschirm, zu analogen Rundinstrumenten oder ganz klassisch zu einer Holzvertäfelung. Funktion? Sekundär. Stil? Maximal.
358 Liter Kofferraumvolumen runden das Gesamtpaket ab – nicht rekordverdächtig, aber mehr als genug für zwei Weekender und einen exquisiten Lebensstil.
Der Antrieb des Bentley Continental GT V8
Ein Knopfdruck – und der 4,0-Liter-V8 im Bentley Continental GT V8 Azure räuspert sich kurz aristokratisch. Dann: Stille. Nicht weil er nicht kann, sondern weil er nicht muss. 550 PS aus acht Zylindern, doppelt aufgeladen, liefern souveräne Leistung – mit der Zurückhaltung eines Gentleman, der seine Maßanzüge nicht auf dem Laufsteg, sondern im Grandhotel trägt.
Die ersten Meter? Ein Gleiten, als schwebe man über die Straße. Das Fahrgefühl ist so abgeschottet von der Außenwelt, dass man fast vergisst, dass irgendwo da draußen Alltag herrscht. Und wer glaubt, Leistung müsse sich lautstark bemerkbar machen, bekommt hier eine Lektion in britischer Diskretion.
Doch wehe, der Fahrer dreht den Fahrmodus auf „Sport“: Dann schärfen sich Lenkung, Gaspedal und Fahrwerk spürbar – der Bentley streift sein sportliches Tweed-Sakko über. Die Beschleunigung ist brutal – allerdings so gut gedämmt, dass man sich fragt, ob der Tacho lügt. 0 auf 100 in vier Sekunden, Spitze 318 km/h – doch innen bleibt alles ruhig, elegant und auf Wunsch klimatisiert.
Nur die optionale Carbon-Keramik-Bremse zeigt sich nicht ganz so zurückhaltend. Ihre Vehemenz erinnert eher an einen abrupten Theaterapplaus – dosieren will gelernt sein. Wer nicht regelmäßig Rennstrecken frequentiert, sollte sich lieber mit der serienmäßigen Stahlbremse anfreunden. Sie bremst ebenso zuverlässig, aber mit dem besseren Benehmen.
Der Verbrauch? Bentley nennt 12,1 Liter – wir kamen mit 12,5 hin. Stadtverkehr: bis zu 15 Liter. Volle Fahrt voraus auf der Autobahn? Da kann auch mal eine Zwei vorne stehen. Aber wer das Sparen liebt, schafft mit sanftem Gasfuß auch 8,2 Liter. Luxus hat eben viele Facetten – auch beim Tankstopp.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Schon ab Werk ist der Bentley Continental GT V8 Azure ein rollendes Manifest britischer Großzügigkeit. Doch wie bei einem Maßanzug lässt sich auch hier das gute Stück nach Belieben veredeln – Individualität gehört schließlich zum guten Ton.
Beginnen wir mit dem Preis-Leistungs-Sieger: die Lenkradheizung für 205 Euro. Ja, richtig gelesen. In einem Fahrzeug dieser Preisklasse fast ein Schnäppchen – auch wenn man sich fragt, warum sie nicht einfach serienmäßig dabei ist. Dafür gibt’s reichlich Sonne fürs Gemüt: Das optionale Panorama-Glasdach bringt Licht und Luft in den noblen Innenraum und schafft echtes Wintergartenflair auf Rädern.
Für stilsichere Wintertage empfehlen sich die beheizbare Frontscheibe samt Standheizung – ein Paket für rund 2.300 Euro, das das Wohlfühlklima auf Knopfdruck liefert. Apropos Komfort: Die Sitze lassen sich in alle denkbaren Richtungen verstellen und sind so bequem, dass man auf die Idee kommen könnte, den Bentley einfach zum Wohnmobil umzugestalten – aus ästhetischen Gründen natürlich.
Das technische Herzstück? Ganz klar das Bentley Rotating Display. Für knapp 5.900 Euro dreht sich hier ein Bildschirm mit drei Ansichten – Touchscreen, klassische Rundinstrumente oder edles Holz. Funktion trifft britischen Humor. Die
Und wer Wert auf Klang legt, kommt an der „Naim for Bentley“ Soundanlage nicht vorbei: 20 Lautsprecher, 2.200 Watt, 8.169 Euro – und das Gefühl, in der Royal Albert Hall zu sitzen, während man durch den Berufsverkehr rollt. Optional gibt’s auch einen TV-Tuner, falls der Stau mal länger dauert.
Wer auf der Suche nach einem Hauch Rennstreckenflair im feinen Zwirn ist, kann zur optionalen Carbon-Keramik-Bremsanlage greifen – für schlanke 14.400 Euro. Die Dimensionen? Beeindruckend. Die Verzögerung? Gewaltig. Die Dosierbarkeit? Nun ja, sagen wir: gewöhnungsbedürftig. Gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten reicht ein zarter Tritt aufs Pedal, um alle Insassen synchron nicken zu lassen – ganz ohne Zustimmung. Für Trackday-Enthusiasten sicher ein sinnvolles Upgrade. Für alle anderen gilt: Die serienmäßige Stahlbremse ist nicht nur standesgemäß dimensioniert, sondern auch deutlich alltagstauglicher – und bei Tischgesprächen ohnehin leichter zu erklären.
Unterm Strich: Wer will, kann – und sollte. Denn Bentley bedeutet nicht nur fahren, sondern genießen. In jeder Dimension.
Varianten & Preise des Bentley Continental GT V8
Bevor wir uns in Zahlen und Ausstattung vertiefen, eine kleine Dämpfung für alle mit ernsthaften Kaufabsichten: Der Bentley Continental GT V8 ist in Europa Geschichte. Seit Dezember letzten Jahres hat sich Bentley – ganz im Sinne des Klimaschutzes – von seinen reinen Verbrennern verabschiedet. Der Nachfolger: ein Hybrid mit Stecker und grünem Gewissen. Doch genau deshalb werfen wir hier noch einmal einen liebevollen Blick auf den letzten echten Achtzylinder – unverbaut, unverwässert, unvermeidlich faszinierend.
Bis zum Auslauf wurde der Continental GT V8 in fünf Varianten angeboten – jede mit demselben 4,0-Liter-Biturbo-V8, 550 PS, Allradantrieb und der samtweichen 8-Gang-Automatik von ZF:
- Continental GT – Der Einstieg in die Bentley-Welt begann bei 204.799 Euro. Nobler kann man kaum starten.
- GT A – Etwas mehr Komfort, etwas mehr Luxus. Ab 231.100 Euro wird es noch feiner.
- GT Azure – Unsere Testversion. Komfortkönig mit Fokus auf Reisequalität. Startpreis: 270.100 Euro.
- GT S – Die sportlichere Seele des V8 mit geschärftem Design. Mindestens 225.100 Euro.
- GT Mulliner – Für Individualisten mit Sinn für Exklusivität. Preis: ab 286.400 Euro – nach oben wie immer offen.
Der W12? Nur noch im GT Speed erhältlich – und auch das auch nur noch in Form von Lagerfahrzeugen. Eine Ära geht zu Ende. Aber sie endet stilvoll, schnell und mit vier Endrohren. Wer noch einen V8 ergattern konnte, darf sich glücklich schätzen. Und wer leer ausgeht: Vielleicht wird ja auch ein Hybrid mal zum Klassiker. Irgendwann.
Kundenfeedback
Wer einen Bentley Continental GT V8 besitzt, spricht selten von einem Auto – sondern eher von einer Lebensentscheidung. Die Rückmeldungen der Fahrer fallen dementsprechend deutlich aus. Häufigster Tenor: Der GT V8 ist keine Vernunftsentscheidung, sondern ein Statement. Und zwar eines, das man jeden Tag genießen kann – ob auf der Autobahn, dem Boulevard oder der einsamen Landstraße.
Besitzer loben vor allem das beeindruckende Gleichgewicht zwischen Leistung und Komfort. Der V8 wird vielfach als „die vernünftigere Wahl“ beschrieben – aber eben ohne jeden Verzicht. „Souverän, aber nicht aufdringlich“, heißt es oft. Viele schätzen die etwas geringere Frontlast gegenüber dem W12, die dem Fahrverhalten spürbar mehr Agilität verleiht – auch wenn der Begriff „sportlich“ im Bentley-Kosmos stets mit einem Augenzwinkern versehen ist.
Großes Lob gibt es auch für das Interieur. „Jeder Zentimeter fühlt sich wie ein Boutique-Hotel auf Rädern an“, meint ein Besitzer. Materialien, Verarbeitung und Haptik überzeugen ausnahmslos – selbst bei Kunden, die beruflich mit Luxus zu tun haben. Der Klang des Naim-Soundsystems? Für viele ein Argument, das Radio freiwillig durch klassische Musik oder Jazz zu ersetzen – einfach, weil man es jetzt endlich hören kann.
Auch beim Design scheiden sich die Meinungen kaum. Besonders Farben wie das Kingfisher-Blau treffen auf Begeisterung – weil sie den Charakter des Fahrzeugs unterstreichen: individuell, elegant, unnachahmlich. Gekauft wird der Bentley dennoch eher in gedeckteren Lackfarben. Wer sich für einen Continental entscheidet, bleibt oft lange – und sagt am Ende das wohl größte Kompliment, das man einem Auto machen kann: „Ich würde ihn wieder kaufen.“
Fazit zum Bentley Continental GT V8
Selten hat ein Abschied so gut ausgesehen: In seiner dritten Generation zeigt der Bentley Continental GT V8 noch einmal eindrucksvoll, warum er zu den stilvollsten Gran Turismos überhaupt zählt. Und warum der Achtzylinder keineswegs nur die „vernünftige“ Wahl ist – sondern eine eigenständige Charakterstudie in britischer Eleganz mit sportlicher Note.
Ja, der W12 bleibt das Herzstück der Marke – gewissermaßen die aristokratische Seele auf zwölf Zylindern. Doch der V8? Der bringt frischen Wind ins Clubzimmer. Mit mehr Agilität, weniger Gewicht und einem spürbar jugendlichen Elan. Wer also auf emotionale Leichtigkeit setzt, statt auf barocke Wucht, trifft mit dem V8 ins Schwarze. Oder besser gesagt: ins Kingfisher-Blau.
Denn in genau diesem Farbton rollt unser Testwagen vor – und macht dabei eines klar: Ein Bentley ist nicht nur ein Auto, sondern eine Haltung. Und dieses Blau? Kein reines Lackkleid, sondern eine Stimmung – irgendwo zwischen britischer Zurückhaltung und mediterraner Lebensfreude.
Der Continental GT V8 bleibt, was er immer war: ein automobile Ausnahmeerscheinung. Und er beweist, dass auch das Ende einer Ära schön, schnell und stilvoll sein kann. Wer einen besitzt, sollte ihn gut pflegen. Wer noch einen sucht, sollte sich beeilen. Und wer ihn nur bestaunen darf – der weiß spätestens jetzt: Blau steht ihm gut. Sogar sehr gut.
Konkurrenzmodelle
Der Bentley Continental GT V8 spielt in der Oberliga der Luxus-Coupés – und das Feld der Konkurrenz ist hochkarätig. Ein direkter Vergleich zeigt: Wer sich für einen Continental entscheidet, stellt sich großen Rivalen gegenüber, die allesamt ihren eigenen Charme und Anspruch mitbringen.
Da wäre zunächst der Aston Martin DB12, ein britischer Gentleman mit starker Präsenz und emotionalem Design. Wie der Bentley punktet der DB12 mit einer kraftvollen V8-Maschine und edlem Interieur, legt dabei aber mehr Fokus auf puristische Sportlichkeit. Für Fahrer, die eine etwas schärfere Performance mit britischem Stil suchen, ist der DB12 eine spannende Alternative.
Das BMW M8 Coupé bringt hingegen deutsche Präzision und Dynamik ins Spiel. Mit deutlich sportlicherem Fahrwerk und ausgeprägter Performance ist der M8 der Kandidat für Fahrer, die den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Rennstrecke meistern wollen. Allerdings fehlt dem M8 der aristokratische Luxus-Flair, für den Bentley steht. Wer es etwas zurückhaltender mag, der bekommt den M850i xDrive ebenfalls mit V8 und „nur“ 530 PS.
Ganz andere Maßstäbe setzt der Rolls-Royce Ghost, der weniger mit sportlicher Dynamik als mit purer Noblesse glänzt. Hier geht es weniger um flotte Rundenzeiten als um unaufdringlichen Luxus auf allerhöchstem Niveau – ein Ansatz, der sich vom Continental GT spürbar unterscheidet, aber in der gleichen Liga spielt.
Last but not least darf der Porsche 911 Turbo S nicht fehlen. Als sportliches Flaggschiff ist der 911 Turbo S vor allem für Puristen eine Ikone, die Tempo und Handling in Reinkultur liefert. Im Vergleich zum Bentley fehlt es ihm zwar an opulentem Luxus und Raumkomfort, doch seine Agilität und Rennstrecken-Performance setzen Maßstäbe.
Insgesamt zeigt sich: Der Bentley Continental GT V8 verbindet britische Eleganz mit Kraft und Komfort – und positioniert sich damit souverän in einem Premiumsegment, in dem Sportlichkeit und Luxus ein ebenso heißes Duell führen wie britische und deutsche Ingenieurskunst.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D