Mercedes-Benz S 580 4Matic - Frontansicht
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Mercedes-Benz S 580 4Matic – Die Königin des Komforts

Sie war es schon immer, ist es noch und wird es wohl auch immer sein: die Königin des Komforts. Die Rede ist von der Mercedes-Benz S-Klasse, die schon seit Anbeginn Maßstäbe im Bereich der Luxuslimousinen setzte. Die aktuelle Generation – es ist mittlerweile schon die Elfte – kommt moderner denn je daher und bewahrt sich dennoch eine klassische Außenhaut. Ob sie auch heute noch den hohen Anforderungen – auch beim Blick auf die Konkurrenz – gerecht wird, soll dieser Fahrbericht zum Mercedes-Benz S 580 4Matic klären.

Design

In Sachen Design zeigt sich das neue Flaggschiff aus Stuttgart recht dezent. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurden die Rundungen nahezu alle glattgebügelt, was durchaus Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt. So kamen einige Redakteure zum Schluss, dass die Limousine eindeutig zu bieder wirkt. Allerdings trägt hierzu auch die Lackfarbe erheblich bei. Das „Hightechsilber“ ist alles andere als jung wirkend, sondern lässt das Fahrzeug unwillkürlich altern. Ein schlichtes Schwarz oder eine Mattlackierung – bei Mercedes mit dem Zusatz „Magno“ gekennzeichnet – hätte unserem Protagonisten mit Sicherheit besser gestanden.

Die Seitenansicht gibt den Blick auf eine klassische Limousine frei, die relativ flach daherkommt und ein wenig an die Coupé-Limousine CLS erinnert. Die bündig integrierten (und beleuchteten) Türgriffe fahren bei Annäherung entsprechend aus, was cool aussieht und der Aerodynamik zuträglich ist. Am Heck angekommen, wird es nicht aufregender. Kantige und plan integrierte Heckleuchten fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein und wären da nicht die Modellschriftzüge, könnte man nicht erahnen, um welche Motorisierung es sich eigentlich handelt.

Das Interieur

Im Innenraum erfährt der Kunde dann den ein oder anderen Aha-Moment. Denn neben dem riesigen OLED-Display, wird nun auf Wunsch auch die digitale Tachoeinheit in 3D ausgeführt. Das ist zwar schick, aber eigentlich braucht das niemand wirklich. Dafür sind die Platzverhältnisse vorne wie hinten fürstlich und wer keine A380-First-Class-Verhältnisse erwartet, wird auch mit der Kurzversion glücklich.

Die Ausstattung unseres Testwagens ist derweil etwas speziell. Neben den sienabraunen Sitzen – die nicht unbedingt mit dem silbernen Blechkleid harmonieren – gibt es interessant gestaltete Zierleisten, die nicht bei allen Redakteuren gut ankamen. Aber auch hier hat der Kunde die Wahl aus diversen Alternativen.

In Sachen Sitzkomfort ist abseits von den Platzverhältnissen keinerlei Kritik anzubringen. Das Gestühl ist bequem, mannigfaltig verstellbar, beheizt und belüftet und wartet auf Wunsch auch mit einer Massagefunktion auf. Wir haben den Sprachassistenten gebeten, doch bitte die Massage für den Fahrer einzuschalten. Die Antwort: „Tut mir leid, aber dieses Fahrzeug ist leider nicht mit Massagesitzen ausgestattet.“ Nun gut, dann eben nicht.

In Sachen Features bringt die in Sindelfingen gebaute S-Klasse bereits ab Werk eine ziemlich umfangreiche Ausstattung mit. Doch wie es bei deutschen Herstellern üblich ist, wartet auch die große Limousine mit einer langen Aufpreisliste auf, von der wir zwar einige, aber lange nicht alle Optionen an Bord hatten.

Als Highlights sind definitiv das Augmented Head-Up-Display sowie das Digital Light zu sehen. Ersteres punktet mit einer sehr guten Auflösung, während die Fülle an Informationen vom Fahrer bestimmt werden kann. Dass dabei virtuell Leitlinien auf die Fahrbahn „gebeamt“ werden, falls man mal von der Fahrspur abkommt, ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber sehr hilfreich.

Digital Light

Das Digital Light glänzt zunächst mit extrem hoher Helligkeit und sehr guter Homogenität. Es gibt wenige Scheinwerfer, mit denen man in der Praxis wirklich mit „Dauerfernlicht“ fahren kann. Hier geht das. Denn die sensiblen Kameras erkennen meist sogar die kleinen Positionsleuchten von LKWs, sodass kaum jemand uns mittels Lichthupe zum manuellen Abblenden zwang. Hinzu kommen die teils hilfreichen und teils witzigen Projektionen. Hilfreich: Kleine Leitlinien, die in Baustellen die Breite des Fahrzeugs auf die Fahrbahn werfen. Witzig: Ein kleiner (und sehr detailgetreuer) Bagger, der nach Beginn einer Baustelle vor dem Fahrzeug erscheint.

Motor des Mercedes-Benz S 580 4Matic

Der 500er ist kein 500er mehr. Das klingt komisch, doch Mercedes hat die bisherige Nomenklatur schon seit einiger Zeit über den Haufen geworfen und so fuhren wir zum Test den „neuen“ 500er. Dieser hört auf den Namen S 580 und offeriert – entgegen der Erwartung – einen vier Liter großen V8 mit 503 PS, der zusätzlich 20 elektrische PS über einen EQ-Boost genannten Starter-Generator bereitstellen kann. (Anmerkung: Der aktuelle S 500 rollt mit Reihensechszylinder und 435 PS zum Kunden.)

Impressionen

Schon beim Anlassen wird klar, dass Mercedes nach wie vor alles tut, um dem Kunden ein möglichst superiores Erlebnis zu bieten. So wird der V8 mit einem Riemenstarter angelassen, sodass kein Zündvorgang mehr spürbar ist. Auf den ersten Metern gleitet der S 580 über den Asphalt, ohne nennenswerte Soundkulisse. Der Achtzylinder ist dermaßen leise, dass man ab und zu gern mal auf den Drehzahlmesser schaut, um sich zu vergewissern, doch nicht versehentlich mit einem E-Auto unterwegs zu sein.

Wirklich lauter wird es auch auf der Autobahn nicht. Bei 130 km/h liegen gerade einmal rund 1.500 Umdrehungen pro Minute an – der Neungang-Automatik sei Dank. Nicht nur, dass die Dämmung hervorragend ist, auch das Fahrgefühl als solches kann an Souveränität kaum überboten werden. Und nach rund 500 Kilometern haben wir auch begriffen, weshalb ehemalige 500er-Kunden nun wohl auf den 580er zurückgreifen werden. Auch Sechszylinder sind tolle Motoren mit hoher Laufkultur. Aber was dieser V8 hier kredenzt, kann wohl nur noch von dem V12 im Maybach übertroffen werden.

Eine Sache möchten wir allerdings doch anmerken: Mit dem serienmäßigen Luftfahrwerk Airmatic ist die S-Klasse höchst komfortabel unterwegs. Sportlichkeit kommt hier allerdings zu keiner Zeit wirklich auf. Und bei schnellen Fahrspurwechseln und zügig gefahrenen Kurven kann sie mit ihrer Konkurrenz aus München und Ingolstadt nicht mithalten. Die Lösung: Das E-Active-Body-Control genannte Fahrwerk mit entsprechender Nick- und Wankstabilisierung. Das haben wir allerdings nicht testen können, da es im Fahrzeug nicht verbaut war.

Kommen wir noch zum Verbrauch: Ein Achtzylinder schluckt sicher viel, oder? Mitnichten! Der S 580 4Matic genehmigte sich auf unseren Testfahrten 10,1 Liter auf 100 Kilometer. Wer gerne zügig unterwegs ist und Geschwindigkeiten jenseits der 200 Sachen präferiert, muss knapp 15 Liter einkalkulieren und Sparfüchse fahren die große Limousine mit unter acht Litern Super pro 100 Kilometer.

Die S-Klasse versus BMW 7er und Audi A8 

Doch die S-Klasse ist nicht allein in Ihrem Segment. Dennoch profitiert sie – wenn auch nur in geringem Maße – vom Wegfall einiger Protagonisten im Segment. So sind folgende drei Modelle mittlerweile gar nicht mehr zu haben:

  • Jaguar XJ – hier soll angeblich eine elektrische Version kommen 
  • Genesis G90 – den gab es hier auch offiziell nie
  • VW Phaeton – eine Nachfolger-Studie existiert zwar, wurde aber nie in Serie gebaut

So bleiben am Ende noch eine Handvoll Nischenfahrzeuge, die da wären:

  • Maserati Quattroporte
  • Lexus LS
  • Bentley Flying Spur
  • Rolls-Royce Ghost

Viel relevanter sind jedoch die beiden Hauptkonkurrenten aus Deutschland. Und die hören auf die Namen Audi A8 und BMW 7er. Und hier gibt es eine noch immer geltende Rollenverteilung, die wir aus Testersicht so beschreiben:

Der BMW 7er ist auch in seiner aktuellen Generation die fahraktive Luxuslimousine. Insbesondere mit den Dieselantrieben ist sie sehr effizient, dank Allrad und Allradlenkung wendig und sicher und erfreut sich insbesondere bei Selbstfahrern großer Beliebtheit. Mittlerweile ist sie nur noch in einer Länge erhältlich, rollt also immer als Langversion zum Kunden.

Der Audi A8 ist der technisch-kühle Pragmatiker im Segment. Vorsprung durch Technik ist hier nicht nur Marketing-Claim, denn alles, was die Ingolstädter an Innovationen haben, steckt auch im A8. Jüngst geliftet, vertritt er ebendiese Position mit Stolz und Prestige, bleibt dabei höchst komfortabel und kann in zwei Längen sowie mit einem Diesel-, zwei Benzin- und einem Hybridantrieb geordert werden. Potente Selbstfahrer greifen gern zum über 500 PS starken S8.

Die S-Klasse bleibt hingegen die ungeschlagene Königin des Komforts. Basta. Und damit sind die Rollen verteilt. Wer noch mehr Komfort haben möchte, kann auf die hauseigene Marke Maybach zurückgreifen. Dort gibt es neben einem potenten Achtzylinder auch den letzten V12 der Marke – als S 680.

Fazit zum Mercedes-Benz S 580 4Matic

Der Mercedes-Benz S 580 4Matic konnte in unserem Test zeigen, dass Komfort nach wie vor die große Stärke der mondänen Luxuslimousine ist. Die Kurzversion eignet sich insbesondere für Selbstfahrer, während der V8-Motor zu einem der kultiviertesten Achtender gehört, den wir jemals testen durften. Und auch die Effizienz ist – ohne zu übertreiben – weltklasse. Mit 10,1 Litern im Durchschnitt bewegt man auch so manchen Vierzylinder – bei gleicher Fahrweise.

Mit rund 155.000 Euro ist unser Testwagen sicherlich kein Schnäppchen; doch spielt das in dieser Klasse auch eher eine untergeordnete Rolle. Apropos Rolle: Die Rollenverteilung ist somit ganz klar: Im Vergleich zu A8 und 7er spielt die S-Klasse ihren großen Triumph mit klassischem Wesen und extrem hohen Fahrkomfort aus. Somit führt auch für bisherige S-Klasse-Kunden wohl kein Weg am neuen Mercedes-Benz S 580 4Matic vorbei.

Technische Daten des Mercedes-Benz S 580 4Matic

ModellMercedes-Benz S 580 4Matic
Länge x Breite x Höhe (m)5,18 x 2,10 x 1,50
Radstand (mm)3.106
MotorAchtzylinder-V-Motor
Hubraum (ccm)3.982
Leistung (kW / PS)370 / 503
Drehmoment (Nm)700
Getriebe9G-Tronic
AntriebAllradantrieb
KraftstoffartSuper E10
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter)10,5
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter)10,4
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km)235
AbgasnormEuro 6d-ISC-FCM
0 auf 100 km/h (in Sekunden)4,4
Höchstgeschwindigkeit (km/h)250
Leergewicht (kg)2.095
Kofferraumvolumen (l)535
FarbeHightechsilber
Grundpreis (Euro)113.790
Testwagenpreis (Euro)ca. 154.491
Technische Daten des Mercedes-Benz S 580 4Matic

Text / Fotos: NEU!

Kamera: Canon EOS 6D

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