Der Porsche 911 steht wie kaum ein anderes Auto für den deutschen Sportwagentraum überhaupt. Egal, ob Klein oder Groß – jeder kennt den Namen Porsche und das Modell 911 ist schon längst eine rollende Legende. Als 992 erscheint er in seiner jüngsten Generation moderner denn je, hat aber keinen Deut an seinem Kultstatus eingebüßt. Natürlich stehen mittlerweile unzählige Derivate bereit, die nahezu jedem Interessenten das ideale Gesamtpaket offerieren. Wir befassen uns in diesem Bericht mit dem aktuellen 911er als sportliches GTS-Derivat. Der GTS steht leistungstechnisch zwischen Carrera S und Turbo, bietet dabei aber mehr Purismus, auf Wunsch Allradantrieb und jede Menge Sonderausstattung. Wir fuhren den GTS mit Heckantrieb und Handschaltung. Fahrbericht zum Porsche 911 Carrera GTS.
Der Look
Unser Testwagen rollte sehr puristisch mit Heckantrieb und Handschaltung auf den Hof. Das aufpreisfreie Racinggelb ist sicher keine Lackierung, um undercover durch urbane Gefilde zu rollen. Allerdings steht diese sommerliche Lackfarbe dem Fahrzeug ungemein gut. Insbesondere die vielen schwarzen Akzente bilden einen hervorragenden Kontrast und pointieren die Konturen des Sportwagens gekonnt.
Ein einziger Blick auf die Front reicht aus, um den Porsche 911 als solchen zu identifizieren. Die runden Scheinwerfer sind formschön integriert, während das Porschewappen stets die Haube ziert. Unter dieser befindet sich übrigens der Kofferraum – auch an dieser Stelle hat sich nichts geändert. Die Seitenpartie betört gleich in vielerlei Hinsicht die Sinne. Markant ausgestellte Kotflügel und ein herrliches Fastback-Heck sorgen für ein breites Grinsen, während die Proportionen als solches sehr harmonisch daherkommen.
Am Heck zeigt der Porsche 911 Carrera GTS seine Potenz in Form von dunklen, ovalen Endrohren – wohldosiert und nicht protzig. Das durchgehende LED-Band zeugt derweil bei Dunkelheit von einer gewissen Dominanz bei gleichzeitig hohem Wiedererkennungswert. Dass Skeptiker hier von einer „Mono-Braue“ sprechen kommt nicht von ungefähr, beispielsweise beim Panamera hat man dies ästhetischer gelöst.
Das Interieur
Im Innenraum herrscht weniger Luxus, als man meinen könnte. Natürlich, die Verarbeitung ist markentypisch perfekt und die Materialauswahl kann der Kunde selbst bestimmen. Auch edles Leder und teure Hölzer stehen hier zur Wahl. Doch wenn man es sportlich mag, kann – wie im Falle unseres Testwagens – auch auf ein RaceTex genanntes Material zurückgegriffen werden. Diese dynamisch wirkende Kunstfaser, die deutlich an Alcantara erinnert, wird natürlich mit Leder abgesetzt und auf Wunsch mit Carbon kombiniert. So bleibt der Innenraum aufs Wesentliche reduziert und trotzdem hochwertig.
Das gilt übrigens für die gesamte Fahrzeugausstattung. Wünscht es der Kunde, so kann von Massagesitzen bis zum High-End-Soundsystem alles konfiguriert werden, was das Herz begehrt. Bei unserem Fahrzeug hielt man sich zurück, was wir durchaus begrüßen. Sitzheizung, Klimaautomatik, Infotainment – fertig. Mehr braucht es auch nicht in einem puristischen Sportwagen. Noch puristischer geht’s nur in den Modellen T und GT3 zu.
Der Antrieb des Porsche 911 Carrera GTS
Beim Antrieb handelt es sich noch immer um einen Sechszylinder-Boxermotor. Da strenge Abgasnormen auch vor Sportwagen nicht Halt machen, hat Porsche den Hubraum reduziert und Turbos hinzubeordert. Aus drei Litern schöpft der B6 nun also dank Biturboaufladung stattliche 480 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 570 Newtonmeter und steht bereits ab 2.300 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung.
Derart motorisiert, sprintet der Zuffenhausener in 4,3 Sekunden (mit PDK: 3,6 Sekunden) von Null auf 100 km/h. Schluss mit Vortrieb ist erst bei 309 Stundenkilometern. Sehr gut finden wir, dass man den 911 GTS wahlweise mit 7-Gang-Handschaltung oder mit 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe bekommt. Auch die Wahl zwischen Allrad- und Heckantrieb obliegt dem Kunden.
Impressionen
Mit einem kurzen Aufbrüllen meldet sich der Boxermotor zum Dienst. Was dann folgt, ist einmal mehr das, wofür Porsche Orden um Orden verdient hat. Im Normal-Modus unterwegs, federt der GTS-911er zwar einen Hauch härter als die Pendants ohne den Namenszusatz, aber stören tut dies nicht. Vielmehr generiert es einen Heidenspaß, die Gänge mal hoch auszudrehen und mal früh zu schalten. Garniert wird das Ganze durch eine gurgelnde Sportabgasanlage, die auf Wunsch auch leise kann.
Abseits der Stadt lassen wir den Elfer Elfer sein und diesem Wunsch kommt der Sportwagen genauso schnell nach, wie ein Schäferhund dem jüngst beigebrachten Apportieren. Die Gasannahme ist scharf, die Lenkung brillant und die Bremsen haben zu keiner Zeit auch nur einen Anflug von Fading gezeigt. Vielmehr ist der Elfer in nahezu allen Bereichen noch perfekter geworden als sein Vorgänger, was – und das denkt man bei jeder neuen Generation – eigentlich unmöglich ist. Aber die Technik schreitet schnell voran und ein Autolebenszyklus in der heutigen Zeit ist oftmals nur von kurzer Dauer. Umso schöner ist der Umstand, dass die Zuffenhausener ihrem Ursprung treu bleiben und immer noch so herrlich puristische Fahrzeuge bauen.
Und warum nun der GTS? Nun ja, er ist insgesamt so etwas wie der „Turbo Light“, bietet mehr Leistung als ein Carrera S und wirkt in vielen Bereichen deutlich nachgeschärft, ohne dies wirklich wie ein Aushängeschild vor sich her zu tragen. Vielmehr ist er ein gelungener Kompromiss aus unerschütterlichem Geschick in Sachen Performance und einer noch immer gegebenen Alltagstauglichkeit.
Der Verbrauch
Dass man heutigen Sportwagen noch immer einen großen Durst unterstellt, möge verstehen, wer will. In unserem Test konsumierte das 911 GTS Cabrio 10,2 Liter Super Plus, was knapp einen halben Liter unterhalb der Werksangabe liegt. Wer es drauf anlegt, fährt den Elfer problemlos mit acht Litern – ohne als Verkehrshindernis zu gelten. Auf der anderen Seite lassen sich auch Verbräuche von 16 Litern und mehr erreichen, wenn man den Namenszusatz wörtlich nimmt und sich auf der Autobahn gerne der Höchstgeschwindigkeit nähert.
Preis und Ausstattung des Porsche 911 Carrera GTS
Den Einstieg macht der Porsche 911 Carrera GTS mit Heckantrieb und Handschaltung als Coupé ab rund 155.000 Euro. Als Cabrio werden mindestens 169.000 Euro fällig. Allradantrieb kostet bei beiden Modellen rund 8.000 Euro Aufpreis. Unser vernünftig ausgestatteter Testwagen brachte es mit einigen Extras auf rund 188.000 Euro, was zunächst nach viel klingt, sich beim Blick auf den 911 Turbo allerdings schnell relativiert. Denn dieser kostet knapp 215.000 Euro – als Coupé und ohne Sonderausstattungen.
Sinnvolle Konfiguration eines Porsche 911 Carrera GTS
Bevor wir hier einen Rat geben, möchten wir erst einmal festhalten, dass der GTS eine ganz besondere Nische füllt. Er ist aus Sicht der Redaktion quasi die „Goldene Mitte“ der puristischen Elfer, die mit dem Carrera T (ab 132.800 Euro) beginnt, sich über den hier getesteten GTS erstreckt und beim GT3 (ab 193.400 Euro) beziehungsweise GT3 RS ( ab 248.100 Euro) endet.
Sofern man also das GTS ernst nehmen und dennoch auf ein gewisses Maß an Komfort nicht verzichten möchte, empfehlen wir die folgenden Optionen:
Die Gesamtsumme unserer empfohlenen Ausstattung beläuft sich auf rund 13.350 Euro, während der Gesamtpreis für das Porsche 911 Carrera GTS Cabrio auf knapp 182.974 Euro steigt.
Einer audiophilen Klientel sei anstelle des Bose Soundsystems auch das Pendant von Burmester für rund 4.600 Euro angeraten. Dieses war im Testwagen verbaut und offerierte eine Klangkulisse, die man eher von einer Luxuslimousine als von einem Sportwagen erwarten würde. Der Aufpreis ist aus Sicht der Redaktion absolut gerechtfertigt.
Wer mit dem RaceTex nichts anfangen kann oder will, bekommt für knapp 4.000 Euro eine schicke Lederausstattung.
Fazit zum Porsche 911 Carrera GTS
Der Porsche 911 Carrera GTS konnte im Test beweisen, dass er es auch in seiner jüngsten Generation voll und ganz draufhat. Er ist so etwas wie der Geheimtipp unter den Elfern, positioniert sich ziemlich genau zwischen Carrera S und Turbo und lässt sich in keiner Disziplin die Butter vom Brot nehmen.
Wer es komfortabler mag, ist mit einem klassischen Carrera sicherlich besser bedient. Und wer gerne eine rollende Übermacht sein Eigen nennen will, sollte einen Blick auf die Turbo und Turbo S Modelle werfen. Alle anderen dürften überrascht sein, welche Eigenschaften dieser Elfer eigentlich zu bieten hat. Wir finden, er hat den spannendsten Charakter innerhalb der 911-Palette. Doch auch dies ist am Ende subjektiver Natur, sodass eine Probefahrt Aufschluss geben sollte.
Konkurrenzmodelle: BMW M4 Competition Cabrio, Jaguar F-Type P575 Cabrio, Mercedes-AMG SL 63, Corvette C8 Cabrio
Technische Daten
Modell | Porsche 911 Carrera GTS Cabriolet |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,53 x 2,02 x 1,30 |
Radstand (mm) | 2.450 |
Motor | Sechszylinder-Boxermotor |
Hubraum (ccm) | 2.981 |
Leistung (kW / PS) | 353 / 480 |
Drehmoment (Nm) | 570 |
Getriebe | 7-Gang Schaltgetriebe |
Antrieb | Heckantrieb |
Kraftstoffart | Super Plus |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 10,6 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 10,2 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 241 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 4,3 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 309 |
Leergewicht (kg) | 1.580 |
Kofferraumvolumen (l) | 132 |
Farbe | Racinggelb |
Grundpreis (Euro) | 169.617 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 188.036 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D



















