Mit dem Range Rover Evoque P300 haben die Briten ein bildhübsches Kompakt-SUV auf die Räder gestellt, welches dem Premium-Anspruch seiner Kundschaft nicht nur optisch gerecht wird.
Nicht selten wird der Evoque auch als „Baby-Range“ bezeichnet, denn seine Abstammung ist schon auf den ersten Blick offensichtlich.
Erstmals 2010 der Weltöffentlichkeit vorgestellt, rollt seit 2018 bereits die (erst) zweite Generation über die Straßen der Welt. Mit der zweiten Generation entfielen auch die dreitürigen Versionen sowie das Cabriolet.
Für unseren Test stand uns ein Range Rover Evoque P300 in der Ausstattungslinie HST und der schicken Lackfarbe Nolita Grey. Fahrbericht.
Der Look
„Ist das jetzt ein Velar oder ein Evoque?“ Diese Frage stellte ein Kollege unmittelbar nach Ankunft unseres Testwagens. Und ja, es stimmt. Der kleine Evoque könnte der miniaturisierte, eineiige Zwilling des deutlich größeren Range Rover Evoque sein. Ob das schlecht ist? Mitnichten! Neben der sehr gut zum Fahrzeug passenden Lackierung in „Nolita Grey“, die ein wenig an das Nardo-Grau von Audi erinnert, sticht der Evoque nahezu immer aus der Masse hervor. Sogar noch ein bisschen mehr, als beispielsweise ein Cadillac XT4.
Nicht umsonst hat man das Facelift, welches zwischenzeitlich erfolgt ist, so gut wie ausschließlich auf die inneren Werte beschränkt. Es ist überaus spannend zu sehen, dass der Evoque selbst fünf Jahre nach seiner Einführung immer noch aussieht, wie gerade erst der Öffentlichkeit präsentiert. Ebendiese zeitlose Erscheinung ist es auch, die das Kompakt-SUV so attraktiv macht. Schon der Blick auf die Front zeigt absolute Markentreue. Dies beginnt bei der filigranen Lichtsignatur und endet bei der schieren Breite von knapp zwei Metern. Seitlich betrachtet, steht der Range kräftig auf dem Asphalt.
Trotz kurzer Überhänge vorne und hinten wirkt das Fahrzeug massiv, beinahe wie aus einem Guss. Die ansteigende Gürtellinie steht hierbei in direktem Kontrast zur abfallenden Dachlinie, was nicht nur Spannung verspricht, sondern auch einfach unique aussieht. Die 20-Zoll-Räder lassen übrigens noch genug Raum im Radkasten übrig. So zeigt der Range Rover Evoque P300 übrigens auch, dass er im Gelände noch jede Menge Reserven hat. Am Heck gibt es wieder eine feine Lichtsignatur, die aus sehr schmalen Leuchten emittiert wird. Auch hier wirkt der Range stramm und bullig. Dank des Black Packs (Bestandteil der HST-Ausstattung) wurden diverse Schriftzüge, Einfassungen, Außenspiegelkappen und Schürzen in Schwarz gehalten, was bestens mit der Lackfarbe harmoniert.
Und innen?
Im Innenraum des Range Rover Evoque P300 geht es derweil genauso premiumhaft weiter. Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau und auch die Materialauswahl gibt keinen Anlass für Kritik. Zwar hat auch Land Rover damit begonnen, nachhaltige Materialien einzusetzen. Doch werden diese auf raffinierte Art und Weise miteinander kombiniert. So nehmen wir Platz auf feinen Textil-Sitzen, die sehr gut konturiert sind. Und auch das Dekor aus Eukalyptus lässt uns nicht die Nase rümpfen. Wer möchte, erhält natürlich nach wie vor noch Leder oder sogar feinstes Windsor-Leder.
Der Blick fällt auf einen digitalen Tacho, der seinen Job gut erfüllt und dessen Bedienung ebenfalls rasch verinnerlicht ist. Das Infotainment besteht aus zwei untereinander angeordneten Bildschirmen und hört auf den Namen „Touch Pro Duo“. Auch hier hat man sich schnell an die Menüführung gewöhnt, was wir durchaus begrüßen. Gleiches gilt für die noch immer vorhandenen Drehregler für Lautstärke und Sitzheizung beziehungsweise Innenraumtemperatur. Insgesamt haben Fahrer und Beifahrer stets den Eindruck in einem größeren Fahrzeug zu sitzen. Obgleich der Evoque in die Riege der Kompakt-SUVs gehört, möchte man dies nicht immer direkt glauben.
Dass der Brite für seine Klasse vor allem innen üppig bemessen wurde, zeigt auch ein Blick in den Fond. Hier reisen auch drei normal große Erwachsene (bis 1,80 Meter) problemlos mit. Trotz der abfallenden Dachlinie konnten wir hier subjektiv keine Einschränkungen feststellen. Und auch der Kofferraum möchte mit seinen 472 Litern zwar keine Medaille gewinnen, offeriert aber für den Alltag stets ausreichend Platz. Maximal stehen übrigens knapp 1.200 Liter an Ladevolumen zur Verfügung.
Der Antrieb des Range Rover Evoque P300
Unser Test-Evoque verfügte über den stärksten Benziner im Portfolio. Allen Evoques ist gemein, dass sie maximal vier Zylinder und maximal zwei Liter Hubraum offerieren. So kommt unser 2.0-Liter-Vierzylinder-Benziner auf ebendiese 300 PS und stellt maximal 400 Newtonmeter bereit. Die Schaltvorgänge übernimmt eine 9-Gang-Automatik und im P300 kommt grundsätzlich Allradantrieb zum Einsatz.
Die Theorie klingt insoweit erst einmal ganz gut. In der Praxis stellten wir aber zunächst fest, dass das Getriebe irgendwie mit seinen neun Gängen überfordert zu sein scheint. In nahezu jeder Fahrsituation bis Tempo 80 wechselte die Automatik teilweise völlig sinnlos zwischen mehreren Gängen hin und her, bis sie endlich den passenden Gang gefunden zu haben schien. Ein minimaler Druck aufs Gaspedal – und der ganze Spaß geht von vorne los.
Da wir das Getriebe bereits unter anderem im Jaguar E-Pace kennengelernt und dort für sehr gut befunden haben, waren wir hier doch etwas erstaunt. Es scheint, als hätte man die Abstimmung verschwitzt oder zumindest ungenügend umgesetzt, denn dem Premium-Anspruch wird diese Automatik hier nicht gerecht.
Ganz anders sieht es mit dem Fahrwerk des Evoque aus. Das grundsätzlich straffe Setup blieb während der gesamten Testszenarien stets mit so viel Komfort untermalt, dass man auch lange Strecken mit dem verhältnismäßig kleinen SUV zurücklegen kann, ohne dies wirklich zu spüren. Dabei hat es sich Range Rover nicht nehmen lassen, auch dem Kleinsten im Portfolio eine üppige Ausstattung mit auf den Weg zu geben.
So befanden sich in unserem Testwagen unter anderem das All Terrain Progress Control sowie das Terrain Response 2. Während ersteres quasi als „Gelände-Tempomat“ für sicheres Vorankommen abseits der Straße sorgt, kümmert sich das Terrain Response 2 auf allen Untergründen um beste Traktion, indem es automatisch das zu befahrene Gelände („Terrain“) erkennt und unter anderem Motor und Fahrwerk hieran anpasst.
Der Verbrauch des P300 ist inakzeptabel
Insgesamt darf man das Fahrverhalten des Range Rover Evoque P300 als komfortabel und ausgeglichen (mit Ausnahme der Automatik) beschreiben. Auch die Lenkung erwies sich im Test als Feedback-freudig und direkt. Die Bremsen hatten mit dem kleinen Range nie wirklich zu kämpfen und verzögerten auf Wusch vehement.
Allerdings kommen wir nun zu einem Thema, das zugleich auch der größte Kritikpunkt am attraktiven Kompakt-SUV darstellt: Der Verbrauch. Im Gesamtdurchschnitt konsumierte der Evoque P300 zwölf Liter auf 100 Kilometer. Puh. Das sind nicht nur rund drei Liter mehr als der Hersteller angibt, es ist angesichts der Fahrzeugklasse und -leistung schlicht zu viel. Selbst wer mit verhaltenem Gasfuß unterwegs ist, wird eher selten die Neun-Liter-Marke unterbieten.
Wir haben es auf unserer Verbrauchsfahrt immerhin auf knapp acht Liter gebracht. Im Stadtverkehr genehmigte sich der Brite dann rund 15 Liter, bei schneller Autobahnfahrt auch gerne mal 18 Liter und mehr. Wir haben mehrfach geprüft, ob man nicht versehentlich den 5,0-Liter-V8-Kompressor aus dem großen Range Rover SV Autobiography Dynamic verbaut hatte. Dem war allerdings nicht so. So oder so konkurriert dieser Wert mit so manchem Acht- oder gar Zwölfzylinder.
Preis & Ausstattung des Range Rover Evoque P300
Die Ausstattungslinie HST ist mittlerweile nicht mehr erhältlich, umfasste aber eine sehr umfangreiche Serienausstattung, die unter anderem folgende Optionen enthielt:
- Terrain Response 2
- Black Pack
- Privacy Verglasung
- Voll-LED-Scheinwerfer
- Fernlichtassistent
- 20-Zoll-Räder
- Panorama-Glasdach
- Elektrische Vordersitze
- Sitzheizung vorne
- Lenkradheizung
- 2-Zonen-Klimaautomatik
- Elektrische Heckklappe
- Schlüsselloses Zugangs- und Startsystem
- 10-Zoll Touch Pro Duo Infotainment samt Pivi Pro mit Navigationssystem
- Meridian Soundsystem (400 Watt)
- DAB+
- Rückfahrkamera
- ACC
- Spurhalteassistent
- Verkehrszeichenerkennung
- Alarmanlage
Allerdings belief sich der Grundpreis für den Range Rover Evoque P300 in der Ausstattungslinie HST auch auf stattliche 71.180 Euro. Unser Testwagen verfügte noch über einige Zusatzausstattungen, sodass sich der Gesamtpreis auf knapp 81.000 Euro belief.
Besonders erwähnenswert sind die sehr guten Matrix-LED-Scheinwerfer, die zwar 2.100 Euro zusätzlich aufrufen, allerdings mit einer sehr guten Ausblendung anderer Verkehrsteilnehmer aufwarteten. Dass man jedoch weitere 255 Euro für die Scheinwerfer-Reinigungsanlage bezahlen muss, verwundert dann schon. Ebenfalls prima ist das Winter Paket Plus, welches neben einer beheizten Frontscheibe auch beheizte Scheibenwaschdüsen und eine Standheizung mit Fernbedienung mitbringt. Wer sein Fahrzeug im Winter nicht in der Garage parkt, sollte die rund 1.800 Euro investieren. Das adaptive Fahrwerk „Adaptive Dynamics“ schlägt mit weiteren 1.168 Euro zu Buche. Allerdings hielte sich Abstufung zwischen den einzelnen Fahrprogramm in Grenzen.
In Anbetracht der neuen Ausstattungsstruktur und dem hohen Verbrauch des getesteten P300 empfehlen wir einen Blick auf den D200 genannten Diesel, der mit 204 PS und Allradantrieb deutlich sparsamer sein dürfte. Darüber hinaus empfehlen wir die neue Ausstattungslinie „Dynamic SE“, die mit dem vorbezeichenten Motorisierung ab 65.200 Euro erhältlich ist.
Fazit zum Range Rover Evoque P300
Der Range Rover Evoque P300 erwies sich im Test als bildhübsches Kompakt-SUV, das ohne wenn und aber der Premium-Riege angehörig ist. Die einzigen beiden Schwachstellen, die aus unserer Sicht jedoch gravierend sind, belaufen sich auf den viel zu hohen Verbrauch und das schlecht abgestimmte Getriebe. Daher raten wir allen Interessenten vorab eine Probefahrt an.
Insbesondere die beiden Diesel – der D165 mit 163 PS und der D200 mit 204 PS – dürften aus Sicht der Redaktion interessante Alternativen für den (ohnehin verblichenen) P300 sein. Alternativ steht noch ein Plug-in Hybrid zur Wahl, der auf den Namen P300e hört und mit einem Dreizylinder-Benziner plus E-Motor aufwartet. Für Pendler, die regelmäßig laden, dürfte auch diese Variante von Interesse sein.
Ungeachtet der Motorisierung und Ausstattung darf der Evoque als eines der besten Kompakt-SUVs am Markt gelten. Er verfügt über viel Attraktivität, jede Menge Überholprestige und kann sich absolut keine Kritik in Sachen Materialauswahl und Verarbeitungsqualität ankreiden lassen. Mit der richtigen Motor-Getriebe-Kombi ist er der perfekte Begleiter, der wohl auch in vielen Jahren sein zeitloses Antlitz noch mit Stolz zur Schau tragen wird.
Konkurrenzmodelle: BMW X3, Mercedes-Benz GLC, Audi Q3, Volvo XC40, Jaguar E-Pace
Technische Daten des Range Rover Evoque P300
Modell | Range Rover Evoque P300 AWD HST |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,37 x 2,10 x 1,65 |
Radstand (mm) | 2.681 |
Motor | Vierzylinder-Reihenmotor |
Hubraum (ccm) | 1.997 |
Leistung (kW / PS) | 221 / 300 |
Drehmoment (Nm) | 400 |
Getriebe | 9-Gang-Automatikgetriebe |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Super E10 |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 9,2 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 12,0 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 207 |
Abgasnorm | Euro 6-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 6,8 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 242 |
Leergewicht (kg) | 1.925 |
Kofferraumvolumen (l) | 472 – 1.156 |
Farbe | Nolita Grey (Grau) |
Grundpreis (Euro) | 71.180 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 80.984 |
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D