Der Kia XCeed PHEV war das leise Ausrufezeichen in Kias Modellpalette. Inzwischen ist der Plug-in-Hybrid eingestellt, während der XCeed als Benziner weiterlebt – ein Symbol für den Wandel, den die Marke mit ihrer EV-Offensive eingeschlagen hat. Während die Koreaner mit ihren Stromern– vom EV3 bis zum EV9 – längst die elektrische Zukunft ausrufen, wirkt der Plug-in-Hybrid-Crossover wie ein Gruß aus einer Übergangszeit. Einer, der zeigt, wie man Verbrenner und Stromer geschickt kombiniert, ohne gleich ins Extreme zu verfallen.
Trotzdem lohnt sich der Blick, denn der XCeed PHEV bleibt ein cleveres Auto – besonders für jene, die Alltag, Effizienz und ein bisschen Stil unter einen Hut bringen wollen. Er ist kein Revolutionär, aber einer, der verstanden hat, worauf es ankommt: Komfort, Ausstattung und der gute alte Sinn für Vernunft.
Der Look
Das Facelift hat dem Kia XCeed gutgetan. Die neue Front wirkt markanter, die Lichtsignatur schärfer, der Grill etwas selbstbewusster. Keine Revolution, aber eine spürbare Frischzellenkur, die dem Crossover optisch mehr Charakter verleiht. 18-Zoll-Felgen gehören beim Plug-in-Hybrid zur Serienausstattung, und die neue Farbpalette mit Tönen wie „Yuka Steel Gray“ zeigt, dass Kia inzwischen ein feines Händchen für dezente Eleganz hat.
Mit seinen 4,40 Metern Länge und der leicht coupéhaften Dachlinie sieht der XCeed deutlich dynamischer aus, als es seine Plattform – die des Ceed – vermuten lässt. Die 50 Millimeter zusätzliche Höhe und die kräftigeren Überhänge machen aus dem Kompaktmodell optisch fast ein SUV im Kleinformat. Nur eben mit mehr Stilgefühl und weniger protziger Attitüde.
Am Heck signalisiert das „PHEV“-Badge dezent, dass hier Strom und Benzin zusammenarbeiten. Und wer genauer hinschaut, entdeckt den zweiten Tankdeckel am vorderen Kotflügel – den für die Steckdose. Eine charmante Art, zu sagen: „Ich kann beides.“
Und innen?
Innen herrscht das typische Kia-Gefühl: aufgeräumt, übersichtlich, hochwertig. Kein Design-Overkill, keine Touchorgie. Stattdessen eine klare Struktur mit echten Tasten, sauberer Ergonomie und überraschend guter Haptik. Das Cockpit ist weitgehend identisch mit dem Ceed, aber das ist kein Nachteil – im Gegenteil. Die Verarbeitung wirkt durchdacht, die Materialien sind robust und an den entscheidenden Stellen angenehm soft.
Der volldigitale Instrumententräger lässt sich variabel gestalten, inklusive tageszeitabhängiger Hintergrunddarstellung. Ein nettes Detail, das zeigt, dass Kia selbst in der Kompaktklasse auf Atmosphäre achtet. Die Sitze sind bequem, bieten soliden Seitenhalt und eine angenehme Polsterung, die auch längere Strecken problemlos mitmacht.
Hinten wird’s naturgemäß etwas enger. Die abfallende Dachlinie kostet Kopffreiheit, und die breiten C-Säulen schränken die Sicht ein. Das Panorama-Feeling bleibt also dem Fahrer vorbehalten. Dafür glänzt der Innenraum mit cleveren Ablagen und einer intuitiven Bedienung – Dinge, die im Alltag mehr zählen als jedes Head-up-Display.
Beim Kofferraum muss der PHEV allerdings Federn lassen: Der Akku unter dem Ladeboden frisst Platz, übrig bleiben 291 Liter. Mit umgeklappten Lehnen wächst das Volumen auf 1.243 Liter – und immerhin bleibt der Boden dabei völlig eben.
Der Antrieb des Kia XCeed PHEV
Unter der Haube arbeitet ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Saugmotor, flankiert von einem Elektromotor. Gemeinsam entwickeln sie 141 PS und 265 Newtonmeter Systemdrehmoment – genug für souveränes Mitschwimmen, nicht für spontane Herzklopfer. Die Kraft wird per Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderachse geleitet, das im Alltag angenehm unaufgeregt schaltet.
Im reinen Elektromodus fährt der XCeed erstaunlich leise – zumindest, solange man behutsam mit dem Gaspedal umgeht. Ein kräftiger Tritt, und der Benziner schaltet sich zu. Bei Kälte oder großer Hitze läuft der Verbrenner ohnehin häufig mit, weil die Klimatisierung an ihn gekoppelt ist. Damit fällt der Traum vom lautlosen Losfahren an Wintermorgen oft ins Wasser – aber das kennen PHEV-Fahrer.
Das Fahrwerk ist straff, aber nicht hart. Der XCeed liegt satt auf der Straße, ohne unkomfortabel zu werden. Er lenkt präzise, bleibt auch in schnellen Kurven stabil und wirkt insgesamt deutlich erwachsener, als man von einem Kompakt-Crossover erwarten würde. Nur wer permanent Vollgas fährt oder steile Bergstraßen erklimmt, wird die Grenzen des Systems spüren – dann fehlt es an Reserven.
Von null auf hundert geht’s in rund elf Sekunden, Schluss ist bei 193 km/h. Zahlen, die niemanden umhauen, aber im Alltag völlig ausreichen. Schließlich steht hier nicht der Sprint im Vordergrund, sondern das entspannte Gleiten – und das kann der XCeed richtig gut.
Verbrauch & Alltag
Im Test zeigte sich der Plug-in-Hybrid erstaunlich genügsam. Mit leerem Akku konsumierte er im Schnitt 5,7 Liter auf 100 Kilometer – ein sehr guter Wert. Auf der Sparrunde waren sogar 3,8 Liter drin, was an die Effizienz eines Vollhybriden erinnert. Und genau da liegt die Stärke des XCeed: Selbst ohne Steckdose bleibt er sparsam.
Geladen wird über einen Typ-2-Anschluss mit maximal 3,3 kW. Eine Schnellladefunktion gibt es nicht, was angesichts der kleinen 8,9-kWh-Batterie verschmerzbar ist. In gut zweieinhalb Stunden ist der Akku voll. Die elektrische Reichweite lag im Test bei 44 Kilometern, was für den Pendelalltag locker reicht.
Im Stadtverkehr fährt der Kia damit fast vollständig emissionsfrei, auf der Landstraße schaltet sich der Benziner sanft zu. Auf langen Autobahnetappen steigt der Verbrauch erwartungsgemäß, bleibt aber im Bereich des Vernünftigen. Unterm Strich gilt: Wer regelmäßig lädt, fährt günstig. Wer das vergisst, hat immerhin ein sehr effizientes Hybridauto.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Die „Platinum“-Ausstattung ist beim PHEV fast schon luxuriös. Sitzheizung und -belüftung vorn, Heizfunktion hinten, Memory-Fahrersitz, Lenkradheizung – das volle Komfortprogramm. Dazu ein adaptiver Tempomat, ein Autobahnassistent und ein intelligenter Parkassistent, der das Auto zuverlässig in die Lücke manövriert.
Das 10,25-Zoll-Infotainment mit Navigationssystem gehört ebenfalls zur Serie und überzeugt mit klarer Darstellung, schneller Reaktion und logischer Menüführung. Android Auto und Apple CarPlay sind mit Kabel nutzbar – stabil, aber etwas altmodisch.
Besonders lobenswert: die Sicherheitsausstattung. Spurhalte- und Spurfolgeassistent, Fernlichtautomatik, Müdigkeitswarner und Frontkollisionssystem sind serienmäßig. Das Matrix-LED-Licht sucht man vergeblich, dafür leuchten die serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer kräftig und gleichmäßig. Nur eine automatische Leuchtweitenregulierung fehlt – schade bei einem Fahrzeug, das sonst so komplett wirkt.
Varianten & Preise des Kia XCeed PHEV
Zuletzt war der Kia XCeed PHEV in zwei Versionen erhältlich:
Die Linie Gold startete bei 43.890 Euro und brachte bereits alles Wichtige mit – LED-Licht, 18-Zöller, Navigation, Assistenten. Die getestete Platinum-Variante setzte ab 46.440 Euro an und bot nahezu Vollausstattung.
Heute ist der PHEV aus dem Konfigurator verschwunden – ein stiller Abschied zugunsten der neuen Elektrobaureihen. Doch wer auf dem Gebrauchtmarkt ein gepflegtes Exemplar findet, darf zugreifen: Kaum ein Crossover seiner Klasse bietet eine derart stimmige Mischung aus Effizienz, Komfort und Alltagstauglichkeit.
Wer noch eine XCeed sein Eigen nennen will, erhält ihn ab 26.990 Euro mit einem 1,0-Liter-Dreizylinder und 110 PS. Eine Sechsgang-Handschaltung ist mit an Bord. Für die hier getestete Platinum-Version werden mindestens 38.490 Euro fällig; dann gibts aber auch einen 1,6-Liter-Vierzylinder mit 180 PS und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT7).
Kundenfeedback
Viele Besitzer loben die Alltagseigenschaften des XCeed PHEV. Er gilt als zuverlässig, komfortabel und erstaunlich effizient – vor allem im Stadtverkehr. Gelobt wird auch das intuitive Bedienkonzept und die solide Verarbeitung, die über die Jahre kaum altert.
Kritik gibt es für die eingeschränkte Rundumsicht und das fehlende Matrix-Licht, aber im Großen und Ganzen dominiert Zufriedenheit. Besonders häufig wird der XCeed als „unkomplizierter Begleiter“ beschrieben – ein Auto, das einfach funktioniert, Tag für Tag.
Fazit zum Kia XCeed PHEV
Der Kia XCeed PHEV ist kein Lautsprecher, sondern ein kluger Kompromiss. Er kombiniert Alltag, Effizienz und Komfort auf eine Weise, die manchem teureren Mitbewerber fehlt. Dass Kia den Plug-in-Hybrid inzwischen eingestellt hat, ist schade – aber verständlich. Die Zukunft heißt EV, und mit Stonic, Niro und Sportage stehen längst neue Helden bereit.
Doch dieser XCeed bleibt ein Sympathieträger. Er zeigt, wie man sauberes Fahren mit Vernunft und Stil verbinden kann, ohne auf Emotion oder Alltagstauglichkeit zu verzichten. Ein Crossover für Menschen, die nicht nach Schlagzeilen suchen, sondern nach einem Auto, das tut, was es soll – zuverlässig, leise, ehrlich.
Konkurrenzmodelle
Im Vergleich tritt der XCeed PHEV gegen spannende Gegner an. Der Hyundai Kona Hybrid ist kleiner, aber moderner und ebenfalls sehr effizient. Der Toyota C-HR Plug-in Hybrid glänzt mit ausgereifter Technik, kostet aber mehr. Der Renault Captur E-Tech fährt sich sportlicher, wirkt innen aber weniger hochwertig. Das gilt auch für den fast baugleichen Mitsubishi ASX HEV.
Interessant wird’s, wenn man auf die Stromseite schaut: Der Kia Niro PHEV bleibt als inoffizieller Nachfolger im Programm – technisch verwandter, aber effizienter. Darüber positioniert sich der Sportage Plug-in Hybrid, der mehr Platz und Leistung bietet, aber auch deutlich teurer ist. Der Jaguar E-Pace PHEV wurde eingestellt, während der Lexus UX 250h, ein klassischer Vollhybrid, inzwischen vom UX 300h abgelöst wurde – ebenfalls ein Vollhybrid, aber mit überarbeiteter Technik und stärkerem Fokus auf Effizienz.
Das zeigt, wohin der Markt tendiert: Plug-ins verschwinden, reine Stromer und konventionelle Hybride übernehmen. Der XCeed PHEV bleibt damit ein Kind seiner Zeit – eines, das vielleicht leiser, aber klüger war als viele seiner lauteren Konkurrenten.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D