Der VW Passat Variant gehört zu den Urgesteinen aus dem Hause Volkswagen und wohl kaum ein Kombi ist so bekannt, wie der Wolfsburger.
Dabei blickt er immerhin auf eine 50-jährige Geschichte zurück. Ja, der Passat wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und rollt in mittlerweile achter Generation vom Band.
Doch damit nicht genug: Noch in diesem Jahr wird Generation No. 9 das Licht der Welt erblicken. Grund genug, sich noch einmal der scheidenden Generation, die passanderweise auf den Namen B8 hört, zu widmen. Fahrtbericht.
Der Look
Kann ein Passat sportlich aussehen? Diese Frage scheint eher philosophischer Natur und doch möchten wir hier einmal eine Lanze brechen. Denn mit der R-Line an Bord, kommt unser Testwagen wirklich nicht bieder daher, zeigt sich modern ausstaffiert und auffällig dynamisch. Das beginnt bereits bei der Front, die mit einem Kühlergrill aufwartet, der gespickt ist mit schicken Lamellen samt R-Line-Badge. Schmalere Scheinwerfer als beim Vorfacelift blicken seriös drein und eine leicht konturierte Motorhaube möchte zusätzlich Dynamik ins Spiel bringen.
Ein Blick auf die Seite zeigt einen gestreckten Kombi, der kaum ein Gramm zu viel auf der Waage zu haben scheint. Klar, im direkten Vergleich mit dem Haussportler Arteon Shooting Brake muss sich der Passat geschlagen geben, doch wer diesen Vergleich nicht vorm inneren Auge hat, der sollte mit diesem Anblick zufrieden sein. Hinzu gesellen sich schicke Räder im Format 18-Zoll, die sowohl mit dem Aquamarinblau des Testwagens als auch mit der R-Line harmonieren.
Am Heck gibt es einen mittig platzierten Modellschriftzug und neue LED-Leuchten samt Klick-Klack-Signatur. Dies kennen wir bereits von anderen Modellen, wie beispielsweise dem Touareg oder dem Tiguan. Das 4Motion-Logo gibt dann noch den Hinweis auf den Vierradantrieb und fertig ist der Muster-Kombi.
Und innen?
Im Inneren des VW Passat Variant gibt es kaum Überraschungen. Gute alte Hausmannskost ist hier die Devise und das kommt nicht von ungefähr. Immerhin ist der Passat-Kunde weniger technikaffin als beispielsweise der eines Arteon. Das bringt jedoch in Sachen Bedienung einen entscheiden Vorteil: Dank der separaten Klimaeinheit und der physischen Knöpfe am Lenkrad gelingen die meisten Bedienschritte auf Anhieb und ohne dabei ungewollt irgendetwas zu verstellen. Damit hat der Passat ganz klar noch immer die Nase vorn.
Doch die Digitalisierung ist nicht gänzlich am Kombi vorbeigezogen. Immerhin gibt es ein volldigitales Cockpit, das verschiedene Ansichten bietet sowie einen vernünftig dimensionierten Zentralbildschirm, der alle relevanten Funktionen beinhaltet. Leider gibt es beim größten Infotainment (mit 9,2-Zoll-Bildschirm, wie im Testwagen) keinen Drehregler für die Lautstärke mehr. Hm.
Doch spätestens beim Begutachten der Platzverhältnisse erkennt man schnell, wofür der Passat gemacht wurde. Fahrer und Beifahrer nehmen auf bequemen Sitzen Platz, die auf Wunsch als ergoComfort Sitze daherkommen und mit Heizung und Massage aufwarten. Die Sitzposition ist selbst für sehr groß gewachsene Menschen schnell gefunden und auch auf Langstrecken als entspannt einzustufen. Das gilt auch für den Fond. Hier reisen auf Wunsch auch drei Erwachsene normaler Größe (oder zwei Riesenexemplare) bestens. Und dann wäre da noch der Gepäckraum. 650 Liter in Standardkonfiguration sind bereits eine echte Ansage. Wer es benötigt, erhält maximal 1.780 Liter Stauraum. Nur der Skoda Superb Combi kann da mit 660 beziehungsweise 1.950 Litern einen draufsetzen.
Der Antrieb des VW Passat Variant
Angetrieben wurde unser Testwagen vom stärksten verfügbaren Diesel. Der zwei Liter große Selbstzünder leistet stramme 200 PS und stemmt maximal 400 Newtonmeter an die Kurbelwelle. Die Kraftverwaltung übernimmt bei diesem Aggregat immer das 7-Gang-DSG und auf Wunsch – so wie hier – gibt es den Allradantrieb 4Motion.
Nach vielen hundert Kilometern können wir klar sagen: Dieses Triebwerk passt hervorragend zum großen Kombi. Warum? Die 200 PS fühlen sich auch nach genau so vielen Pferdchen an, selbst Überholmanöver bei höheren Geschwindigkeiten sind problemlos und sicher möglich und die Effizienz ist ebenfalls nicht von Pappe.
Empfehlen möchten wir an dieser Stelle das adaptive Fahrwerk DCC, welches eine nicht zu verachtende Spreizung der Dämpfer ermöglicht. Insbesondere im Modus „Comfort“ lassen sich auch mehrere hundert Kilometer Autobahn – auch mit hohen Geschwindigkeiten – abspulen, ohne dass Fahrer oder Passagiere entnervt aussteigen. Die 1.200 Euro Aufpreis sollten aus unserer Sicht investiert werden.
Leider müssen wir auch etwas Kritik üben. Denn das DSG wartet auch hier mit der bereits bekannten Gedenksekunde auf, die man beim Losfahren an Ampeln oder beim Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsfahren stets bemerkt. Im Getriebemodus „S“ lässt sich dies zwar ein wenig kompensieren, doch im Sinne des Erfinders ist das sicher nicht.
Innerorts fällt dann erstmals die Länge des Kombis auf. Parken und Rangieren des knapp 4,80 Meter langen Gefährts gelingen dennoch problemlos, sofern mindestens die Rückfahrkamera an Bord ist. In unserem Falle war gleich die 360-Grad-Rundumsicht an Bord, die natürlich noch zusätzlich unterstützt. Braucht man zwar nicht unbedingt, hilft aber trotzdem.
Lenkung und Bremse arbeiteten einwandfrei und ohne Klagen. Insbesondere voll beladen verrichteten die Stopper einen echt guten Job, Fading konnten wir selbst nach starker Beanspruchung nicht feststellen.
Noch einmal zurück zur Effizienz. Angegeben ist der VW Passat Variant mit glatten sechs Litern Diesel pro 100 Kilometer. Die von uns erreichten 6,2 Liter gehen daher völlig in Ordnung und wer sich in Zurückhaltung übt, sieht nicht selten auch eine Vier vor dem Komma. Lässt man so richtig die Sau raus, bleiben die Werte trotzdem meist einstellig.
Preis & Ausstattung des VW Passat Variant
Bereits ab Werk ist der VW Passat Variant solide ausgestattet. Ein Tempomat gehört genauso zur Serienausstattung, wie LED-Scheinwerfer, ein Spurhalteassistent und eine Müdigkeitserkennung. Außerdem an Bord ist immer DAB+ sowie eine Klimaanlage. Doch dass unser Testwagen mit 77.550 Euro fast doppelt so viel kostet, wie ein Basismodell (ab 38.850 Euro) hat seinen Grund. Die Aufpreislisten sind auch bei Volkswagen lang und vieles ist erst in höheren Linien oder in bestimmten Paketen erhältlich.
Besonders zu erwähnen ist das sehr gute IQ.Light mit den Matrix-LED-Scheinwerfern, die zusammen mit ein paar anderen Derivaten als Benchmark im Segment gelten dürfen. Schon das Abblendlicht ist sehr hell und homogen, beim intelligenten Fernlicht werden sehr filigran entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge ausgeblendet.
Ebenfalls eine Empfehlung erhält von uns das Soundsystem aus dem Hause Harman/Kardon. Mit 700 Watt und elf Lautsprechern wird der große Innenraum des Kombis adäquat beschallt, die Grenzen des Systems konnten wir nur bei sehr anspruchsvoller Musik und hoher Lautstärke erreichen.
Die 170 Euro für das beheizte Lederlenkrad sollten ebenfalls immer investiert werden. Und zudem ist auch das schlüssellose Zugangs- und Startsystem sowie die elektrische Heckklappe ein Kreuz auf der Liste wert. Da bereits in Kürze das neue Modell bestellbar sein wird, geben wir an dieser Stelle keine expliziten Konfigurationshinweise mehr. Beim Stöbern durch die aktuell beim Händler befindlichen Fahrzeuge darf aber gern auf das Vorhandensein der genannten Optionen geachtet werden.
Fazit zum VW Passat Variant
Der VW Passat Variant ist nach wie vor eine Bank, wenn es um große Reisekombis geht. Zwar gibt es mittlerweile nicht wenige Konkurrenten, die im Revier des Wolfsburgers wildern, doch er ist und bleibt der Neutrale mit dem gewissen „Jedermanns-Liebling-Charme“. Das muss man nicht mögen, aber wirklich kritisieren kann man es auch nicht, denn es gibt noch immer sehr viele Kunden, die nicht dem SUV-Trend folgen und so gerne zum klassischen Kombi greifen.
In Sachen Effizienz ist der große Diesel hervorragend, der Allradantrieb muss aus unserer Sicht nicht unbedingt sein, wenn man nicht gerade in schneereichen Regionen lebt oder regelmäßig zum Wintersport fährt. Da bereits in Kürze das neue Modell vorgestellt wird, dürfte man den aktuellen B8 derzeit mit guten Rabatten bekommen. Schnell sein lohnt sich hier also.
Konkurrenzmodelle: Opel Insignia Sports Tourer, Skoda Superb Combi, Peugeot 508 SW, Audi A4 Avant, BMW 3er Touring, Mercedes-Benz C-Klasse T-Modell
Technische Daten des VW Passat Variant
Modell | VW Passat Variant 2.0 TDI 4Motion |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,77 x 2,08 x 1,52 |
Radstand (mm) | 2.786 |
Motor | Vierzylinder-Reihenmotor |
Hubraum (ccm) | 1.968 |
Leistung (kW / PS) | 147 / 200 |
Drehmoment (Nm) | 400 |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) |
Antrieb | Allradantrieb |
Kraftstoffart | Diesel |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 6,0 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 6,2 |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 158 |
Abgasnorm | Euro 6 AP |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 9,1 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 230 |
Leergewicht (kg) | 1.567 |
Kofferraumvolumen (l) | 650 – 1.780 |
Farbe | Aquamarinblau Metallic (Blau) |
Grundpreis (Euro) | 38.850 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 77.550 |
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D