Mit dem Peugeot 308 Hybrid zeigen die Franzosen, was sie unter Kompaktklasse verstehen – und die hat es in sich.
Wir fuhren den „französischen Golf“ – wie er nicht selten genannt wird – in der schicken Außenfarbe Vertigo Blau und als Hybrid 225, einem Plug-in Hybriden mit 225 PS Systemleistung. Fahrbericht.
Der Look
Schaut man sich den neuen Peugeot 308 Hybrid zum ersten Mal an, besticht er durch einen reizenden Dress, der in erster Linie dem französischen Stil Tribut zollt. Man kann dem Peugeot vieles nachsagen, aber bieder ist dieses Exemplar nun wirklich nicht. Die neue Designsprache mit den markanten Säbelzähnen setzt ein Zeichen in Sachen Stil – und macht den 308 somit zum schicken und gleichzeitig praktischen Accessoire, das viele seiner Konkurrenten optisch aussticht.
Die Front zeigt die besagten Säbelzähne, die als verlängertes Tagfahrlicht dienen und dem Franzosen einen hohen Wiedererkennungswert bescheren. Auch der Rest der Scheinwerfer zeigt sich stilsicher und zeugt von einem gewissen Accessoire-Charakter. Hinzu gesellt sich ein formschön integrierter Kühlergrill im Bracket-Look samt neuem Markenwappen, welches auch Nicht-Kennern Aufschluss über die Markenzugehörigkeit gibt.
Die Seitenansicht gibt den Blick frei auf einen Kompaktwagen, der wie aus einem Guss wirkt. Angenehme Proportionen und viele Falze und Knicke im Blech sorgen zudem für eine ordentliche Portion Dynamik, die auch sportliche Facetten des Fahrzeugs zutage fördern. Dass der Neue dabei elf Zentimeter länger ist als sein Vorgänger, sieht man ihm jedoch nicht an.
Am Heck fallen sofort die krallenförmigen Leuchten auf, welche die Markengene in sich tragen. Auch hier wirkt alles stimmig und bisweilen ziemlich dynamisch. Oder einfach ausgedrückt: Der Peugeot 308 Hybrid sieht einfach aus jeder Perspektive sexy aus.
Und innen?
Im Innenraum des Peugeot 308 Hybrid geht es derweil richtig modern zu. Das Infotainment fällt direkt ins Auge, denn es offeriert einen harmonisch integrierten Zentralbildschirm samt darunter platzierter Touch-Tasten. Diese sogenannten „i-Toggles“ sind insofern eine Erwähnung wert, da sie zum einen sehr groß und zum anderen frei konfigurierbar sind. Das heißt, der Kunde kann hier beispielsweise die Lenkradheizung auf den einen Toggle und die Zieleingabe auf einen anderen Toggle setzen, wenn dies seine präferierten Kurzbefehle sind. So gesehen, sind diese i-Toggles digitale Schnellwahltasten.
Ansonsten gibt es ein weit nach hinten versetztes Cockpit, welches auf Wunsch auch mit einem 3D-Effekt aufwartet. Braucht man nicht wirklich, sieht aber cool aus und flackert nicht, wie es beispielsweise beim Genesis G70 der Fall war. Das Lenkrad ist markentypisch sehr klein und weckt so adhoc Go-Kart-Gefühle. Das mögen manche sicher nicht unbedingt, doch wir finden es richtig klasse. Einziger Nachteil: Groß gewachsenen Personen wird so teilweise die Sicht auf das Cockpit verbaut – je nach Einstellung des Lenkrades.
In Sachen Raumangebot gibt sich der Peugeot 308 keine Blöße. Hier wird der Größenzuwachs deutlich, denn vorne herrschen für ein Kompaktfahrzeug richtig gute Platzverhältnisse, die auch großen Passagieren gerecht werden. Im Fond geht es ebenfalls recht luftig zu und – aus unserer Sicht – überdurchschnittlich für diese Fahrzeugklasse. Das gilt auch für den Kofferraum: Dieser offeriert 361 Liter in Standardkonfiguration. Das ist für einen Plug-in Hybriden echt ordentlich. Maximal stehen 1.271 Liter bereit. Die einzigen beiden Kritikpunkte sind zum einen eine kleine Stufe im Laderaum, die durch das Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht und zum anderen die beiden üppigen Taschen für die Ladekabel. Diese sollten bei artgerechter Bewegung immer mitgeführt werden und kosten so wertvollen Stauraum. Hier sollte sich Peugeot eine andere Lösung überlegen.
Der Antrieb des Peugeot 308 Hybrid
Den Antrieb im Peugeot 308 Hybrid übernimmt ein 1,6 Liter großer Turbo-Vierzylinder mit 150 PS, der eine Liaison mit einem 110 PS starken Elektromotor eingeht. Das ergibt eine Systemleistung von 225 PS. Das maximale Systemdrehmoment beträgt 360 Newtonmeter. Eine 8-Gang-Automatik gilt bei dieser Motorisierung als genauso gesetzt wie Frontantrieb.
Die Fahreigenschaften des Franzosen sind derweil ziemlich ambivalent. Will heißen, es liegt eine kleine Welt zwischen dem Fahren mit geladenem und mit leerem Akku. Ist selbiger gefüllt, geht es vom Fleck an elektrisch flott zur Sache. Der E-Motor sorgt für souveränen Vortrieb im urbanen Bereich und sofern der Fahrmodus nicht gewechselt wird, verharrt der Peugeot im E-Betrieb.
Wechselt man in den Hybrid- oder in den Sportmodus, gehen beide Antriebe zu Werke. Dies tun sie auch recht harmonisch, wenngleich der 308er zwar dynamisch, aber nie wirklich kompromisslos sportlich zu Werke geht. Das GT darf daher nur als Ausstattungslinie, nicht aber als Garant für Sportlichkeit verstanden werden. Dennoch kann man den Kompakten dynamisch bewegen, durch Kurven zirkeln oder auch gerne mal zügig hochbeschleunigen. Wenn auch keine GTI- (oder GTi-) Vibes aufkommen, so ist das Gebotene immer noch weit entfernt von lahm.
Etwas schade fanden wir derweil die etwas rückmeldungsarme Lenkung sowie die schwer zu dosierbaren Bremsen. Insbesondere der letztgenannte Punkt ist während des Tests immer wieder nervig aufgefallen, denn der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren ist hier sehr deutlich zu spüren. Dafür erhielt das Fahrwerk durchweg Lob. Die sportliche Abstimmung ist hier sehr gut gelungen, ohne dass dabei der Komfort auf der Strecke bleibt.
In Sachen Verbrauch gab sich der Peugeot nur dann sparsam, wenn der Akku geladen war. Dann lassen sich Werte zwischen drei und vier Litern Super pro 100 Kilometer erreichen. Wird mit entleertem Akku gefahren, sollten rund sieben Liter einkalkuliert werden. Nur wer es hier sehr ruhig angehen lässt, nähert sich Werten mit einer Vier vor dem Komma.
Die 12,4 kWh große Batterie kann entweder an öffentlichen Säulen mit 3,7 kW oder – mit dem 500 Euro teuren, optionalen 7,4 kW Onboard-Loader – mit 7,4 kW geladen werden. Mit 3,7 kW dauert das Aufladen vier Stunden, mit dem optionalen Charger reduziert sich die Zeit auf die Hälfte, der 308 Hybrid ist also nach zwei Stunden wieder vollgeladen. Möchte man den Franzosen an der Haushaltssteckdose laden, sollten sechs Stunden eingeplant werden, was ein Laden über Nacht dicke abdecken sollte. Eine Schnellladefunktion gibt es derweil nicht.
Bei Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad getestet, kamen wir auf eine Reichweite von rund 54 Kilometern bei entspannter Fahrweise und ohne das Einbeziehen von Autobahnen. Das entspricht zwar nicht der Herstellerangabe von 69 Kilometern, dürfte aber für die meisten Pendelstrecken reichen. Wer grundsätzliche längere Strecken absolviert, den 308 aber in sein Herz geschlossen hat, sollte sich die weiterhin verfügbaren Benzin- und Dieselmodelle anschauen.
Preis & Ausstattung des Peugeot 308 Hybrid
In Sachen Ausstattung rollt unser Testwagen als „GT Pack“ bereits mit einer üppigen Serienausstattung vom Band, die beinahe einer Vollausstattung gleicht. Mittlerweile ist diese Ausstattungslinie nicht mehr erhältlich, es gibt noch die Ausstattung „GT“.
Serienmäßig an Bord sind hier Matrix-LED-Scheinwerfer, die in Sachen Helligkeit, Homogenität und Reichweite durchweg punkten können. Wenngleich die Ausblendfunktion nicht so exakt wie bei Wettbewerbern aus dem Premiumsegment ist, dürfen diese Leuchten doch als Empfehlung der Redaktion gelten.
Das 3D-Cockpit ist übersichtlich aufgebaut und bestens ablesbar. Der 3D-Effekt selber ist nicht unbedingt notwendig, kann übrigens auch abbestellt werden. Hierfür werden dem Käufer 300 Euro gutgeschrieben. Das Infotainment konnte im Test derweil mit einfacher Bedienung punkten, die jedoch manchmal durch die vielen (und teils kleinen) Touchbefehle ablenkte. Dennoch kann man sich an dieses System schnell gewöhnen. Insbesondere, weil die bereits erwähnten i-Toggles einen Schnellzugriff auf die am meisten genutzten Funktionen bieten. Die Navigationsführung wartete im Test mit schneller Routenberechnung auf. Die Routenführung selbst berücksichtigte auch Verkehrsstörungen und schlug entsprechende Alternativrouten vor.
Als sehr gut befanden wir das Soundsystem aus dem Hause Focal. Die 850 Euro Aufpreis gehen für das Gebotene mehr als in Ordnung und wir empfehlen dieses System uneingeschränkt und das nicht nur einer Klientel, die gern und viel Musik im Auto hört. Darüber hinaus sollten die fairen 150 Euro für die Lenkradheizung investiert werden. Wer gern ein Panorama-Glasdach sein Eigen nennen will, erhält dieses für 1.100 Euro extra. Sollte das Fahrzeug im Winter nicht in einer Garage stehen, empfehlen wir zudem die 250 Euro teure beheizbare Frontscheibe.
Fazit zum Peugeot 308 Hybrid
In Summe konnte der französische Golf mit Charme und Liebreiz betören, ohne dabei wirklich negativ aufzufallen. Wären da nicht die Schwächen im Bereich Lenkung und Bremse sowie der recht hohe Verbrauch bei leerem Akku, würden wir den 308er uneingeschränkt empfehlen. Doch zwei der drei Kritikpunkte könnte ein reiner Verbrenner derweil wohl ausräumen. Daher bleibt es am Ende beim Kunden, den favorisierten Franzosen mit der entsprechenden Motorisierung einmal auszuprobieren.
Eines haben aber alle 308-Modelle gemein: Einen stilsicheren Auftritt – ganz ohne Kompromisse.
Konkurrenzmodelle: VW Golf, Seat Leon, Skoda Scala, Mazda3, Hyundai i30, Kia Ceed, Honda Civic, Opel Astra, Toyota Corolla
Technische Daten des Peugeot 308 Hybrid
Modell | Peugeot 308 Hybrid 225 GT-Pack |
Länge x Breite x Höhe (m) | 4,37 x 2,06 x 1,44 |
Radstand (mm) | 2.675 |
Motor | Vierzylinder-Reihenmotor plus E-Motor |
Hubraum (ccm) | 1.598 |
Leistung (kW / PS) | 165 / 225 (Systemleistung) |
Drehmoment (Nm) | 360 (Systemdrehmoment) |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe (e-EAT) |
Antrieb | Frontantrieb |
Kraftstoffart | Super E10 |
Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 1,1 |
Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 3,9 (mit vollem Akku) / 7,0 (mit leerem Akku) |
CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 25 |
Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 7,5 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 235 |
Leergewicht (kg) | 1.708 |
Kofferraumvolumen (l) | 361 – 1.271 |
Farbe | Vertigo Blau Metallic (Blau) |
Grundpreis (Euro) | 28.950 |
Testwagenpreis (Euro) | ca. 48.450 |
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D