Mit dem Opel Insignia haben die Rüsselsheimer ein Fahrzeug auf die Räder gestellt, welches oberhalb des Astra rangiert und insbesondere für die Langstrecke eine gute Alternative ist. In diesem Test behandeln wir die Sports Tourer genannte Kombiversion in der gedeckten Farbgebung Nautic Blau als die Letzte ihrer Art. Denn der Opel Insignia Sports Tourer ist mittlerweile eingestellt. Dennoch verdient er es, noch einmal unter die Lupe genommen zu werden, so als letztes Relikt aus der Zusammenarbeit mit GM. Fahrbericht.
Der Look
In Sachen Optik sticht der Insignia nicht allzu sehr aus der Masse heraus. Recht undercover bewegt er sich im Verkehr, was sicherlich nicht immer schlecht sein muss. Dennoch zeigt sich der große Kombi mit einer geschärften Front, die von den Matrix-LED-Scheinwerfern mit blitzartiger Lichtsignatur pointiert wird. Der große, flache Kühlergrill tut sein Übriges und so steht der Insignia satt auf der Straße.
Ein Blick auf die Seite zeigt, dass der Kombi eine sehr üppige Länge vorweisen kann. Die 4,98 Meter Gesamtlänge gehen optisch gut und gerne auch als über fünf Meter durch, denn durch die gestreckte Formgebung und die nach oben ansteigende Gürtellinie wirkt der Rüsselsheimer sogar noch länger. Am Heck bleibt es relativ nüchtern, was dem Business-Kombi eine Portion Seriosität spendiert. Eine moderne Lichtsignatur und verchromte Endrohrblenden runden den Gesamteindruck ab.
Im Innenraum erkennt der geneigte Betrachter schnell, dass dieses Fahrzeug ein Relikt aus der Zusammenarbeit von Opel und General Motors ist. Das ist ganz und gar nicht nachteilig, denn die Bedienung gelingt auf Anhieb. Nicht zuletzt, da die Digitalisierung hier nur in geringer Dosis eingeführt wurde. So gibt es ein teildigitales Cockpit, das bestens ablesbar ist sowie einen modernen, aber nicht überdimensionierten Zentralbildschirm mit simplem Menüaufbau. Eine darunter befindliche, analoge Klimaeinheit sorgt für problemlose Bedienung – auch während der Fahrt.
Was dem Insignia eine exponierte Stellung verleiht, ist sein beinahe verschwenderisches Platzangebot. Selbst mit vier groß gewachsenen Personen an Bord lässt es sich hervorragend reisen. Auch der Kofferraum kann überzeugen: 560 Liter in Standardkonfiguration und bis zu 1.665 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen. Da schreckt auch der Besuch im hiesigen Baumarkt nicht ab.
Der Antrieb im Opel Insignia Sports Tourer
Angetrieben wird der Opel Insignia von zwei Dieselmotoren. Zur Wahl standen zuletzt ein 1,5 Liter großer Selbstzünder mit 122 PS sowie ein 2.0-Vierzylinder-Diesel mit 174 PS. Zur Verfügung gestellt wurde uns Letzterer, welcher an eine 8-Stufen-Automatik gekoppelt war. Das maximale Drehmoment beträgt solide 380 Newtonmeter. Aus dem Stand auf 100 km/h geht es in 9,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 222 Stundenkilometer.
Wer mag, konnte statt der Automatik auch ein manuelles Sechsgang-Getriebe ordern. Der kleinere Diesel wurde derweil stets mit der Automatik ausgeliefert.
Der große Diesel steht dem Insignia hervorragend und bringt ihn nicht nur flott in Schwung, sondern hält ihn auch permanent auf Trab. Das alles geschieht bei sehr niedrigen Drehzahlen, da der achte Gang des Automatikgetriebes angenehm lang übersetzt ist.
Fahrimpressionen
So verwundert es nicht, dass der Insignia Sports Tourer besonders auf der Autobahn seine Trümpfe ausspielt. Mit seinem Radstand von 2,83 Meter und dem adaptiven Fahrwerk federt das Fahrzeug ausgesprochen gut, ohne dabei merklich zu wanken. Das überlässt der Sports Tourer dem ebenfalls verblichenen Country Tourer. Ebenso fiel im Test die Ruhe im Innenraum auf. Nichts stört Fahrer und Passagiere, sodass man sich entspannt dem bassbetonten Klang der Bose-Anlage widmen kann.
Die Lenkung ist derweil angenehm direkt und vermittelt ausreichend Feedback. Auch die Bremsen konnten im Test mit klar definiertem Druckpunkt überzeugen und bissen auf Wunsch vehement zu. Die 8-Gang-Automatik wartete mit sanften Schaltvorgängen auf und ist den meisten Doppelkupplungsgetrieben haushoch überlegen. Insgesamt gesehen, kam nicht selten der Eindruck auf, man würde in einem Fahrzeug sitzen, welches an der Oberklasse kratzt oder zumindest der oberen Premium-Mittelklasse zugehörig ist.
Kritik üben können wir nur, wenn es um echte Sportlichkeit geht. Denn der lange Kombi hegt wahrlich keine dynamischen Ambitionen, beispielsweise in Form von zügig durchfahrenen Kurven. Hier unterbindet das ESP ohnehin eventuelle Übertreibungen schon im Ansatz.
Ein besonders spannendes Kapitel ist das Thema Verbrauch. Der Hersteller gibt den Durchschnittsverbrauch mit 5,6 Litern Diesel pro 100 Kilometer Fahrstrecke an. In unserem Drittelmix kamen wir auf sehr gute 6,6 Liter, lagen also einen Liter oberhalb der Werksangabe. Wer es ruhig angehen lässt, sieht nicht selten eine Vier vor dem Komma und wer dem großen Kombi ständig die Sporen gibt, muss mit Werten knapp unter zehn Litern rechnen.
Die Ausstattung des Opel Insignia Sports Tourer
Der Opel Insignia Sports Tourer startete bei 37.350 Euro mit dem kleinen Diesel und Handschaltung. Für den hier getesteten 2.0-Liter-Selbstzünder mit 8-Gang-Automatik wurden mindestens 44.680 Euro fällig. Die Ausstattung ist schon ab Werk umfangreich. So gehören hier unter anderem sehr bequeme AGR-Sitze, ein Spurhalteassistent, eine Verkehrszeichenerkennung, Voll-LED-Scheinwerfer sowie ein Navi samt DAB+ Radio zur Serienausstattung. Auch vollausgestattet blieb der große Kombi unterhalb der 60.000-Euro-Grenze.
Fazit zum Opel Insignia Sports Tourer
Der Opel Insignia Sports Tourer zeigte sich im Test als ein gelungener Kombi, der in Sachen Fahrkomfort und Ausstattung eine Liga höher spielt, als vom Hersteller kommuniziert. Seine Stärken spielt er besonders auf der Langstrecke aus, weshalb wir auch zum großen Diesel raten. Dieser hat mit dem Fahrzeug leichtes Spiel und bleibt zudem sehr effizient.
Es ist schade, dass die Tage des Insignia gezählt sind. Als letztes Überbleibsel aus der Kooperation mit GM ist er ein leuchtendes Sinnbild für automobiles Unterstatement. Wir sind uns sicher, dass seine Kundinnen und Kunden lange Spaß an diesem gar nicht mal so biederen Kombi haben werden.
Konkurrenzmodelle: Skoda Superb Combi, VW Passat Variant, Audi A6 Avant, Mercedes-Benz E-Klasse T-Modell, BMW 5er Touring
Technische Daten
| Modell | Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel |
| Länge x Breite x Höhe (m) | 4,99 x 2,09 x 1,50 |
| Radstand (mm) | 2.829 |
| Motor | Vierzylinder-Reihenmotor |
| Hubraum (ccm) | 1.956 |
| Leistung (kW / PS) | 128 / 174 |
| Drehmoment (Nm) | 380 |
| Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
| Antrieb | Frontantrieb |
| Kraftstoffart | Diesel |
| Durchschnittsverbrauch (WLTP in Liter) | 5,6 |
| Durchschnittsverbrauch (NEU! in Liter) | 6,6 |
| CO²-Ausstoß (nach WLTP in g/km) | 113 |
| Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
| 0 auf 100 km/h (in Sekunden) | 9,1 |
| Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 222 |
| Leergewicht (kg) | 1.615 |
| Kofferraumvolumen (l) | 560 – 1.665 |
| Farbe | Nautic Blau |
| Grundpreis (Euro) | 37.350 |
| Testwagenpreis (Euro) | ca. 54.850 |
Test / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D
