Es gibt Fahrzeuge, die will man fahren – und solche, in denen man lieber gefahren wird: Der neue Range Rover LWB Autobiography zählt ganz klar zur zweiten Kategorie. Seit 2022 rollt die fünfte Generation des britischen Luxus-SUVs über unsere Straßen – in dieser Variante mit stattlichen 5,25 Metern Länge und einem Innenraum, der sich mehr nach Privatjet als nach Pkw anfühlt.
Die Verwandlung vom kernigen Geländewagen zum gleitenden Komfortkünstler ist längst vollzogen, doch was den Range Rover auch in seiner Langversion besonders macht, ist die Balance aus nobler Zurückhaltung, technischer Überlegenheit und echtem Offroad-Können. Denn auch wenn die Fondpassagiere in tiefem Garnet-Rot entspannen, bleibt das Terrain-Modul unter der Mittelkonsole nicht bloß Zierde.
Für unseren Test luden wir den D350 mit Autobiography-Ausstattung auf eine ausgiebige Tour – standesgemäß mit 23-Zoll-Rädern und bestückt mit allem, was britische Ingenieurskunst derzeit hergibt. Luftfederung, Allradlenkung, Massagesessel, Soundsysteme, die Konzertsäle ersetzen, und ein Reihensechser-Diesel, der sich sanfter dreht als so mancher Schallplattenspieler.
Wie sich das verlängerte Flaggschiff schlägt – im Alltag, auf langen Strecken, im Gelände und im Vergleich zur feinen SUV-Konkurrenz – zeigt unser ausführlicher Fahrbericht.
Der Look
Manche Klassiker überarbeitet man nicht – man veredelt sie. Genau das hat Range Rover mit der LWB-Version des neuen Autobiography getan. Die kantige Silhouette, die fast schon ikonisch anmutet, bleibt erhalten. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Hier wurde gefeilt, nicht verworfen. Die Linien sind etwas schlanker, das Design wirkt präziser – ohne dabei den typisch britischen Mix aus Noblesse und Abenteuerlust einzubüßen.
Mit seiner auf stolze 5,25 Meter gestreckten Karosserie tritt der Range Rover LWB wie ein rollendes Statement auf – ein Monolith mit Stil. Die verlängerte Achsbasis schenkt nicht nur Platz im Fond, sondern verleiht der Seitenansicht eine elegante Streckung, die auch als architektonische Studie durchgehen könnte. Und ja, zum ersten Mal ist in dieser Langversion sogar eine dritte Sitzreihe optional – ein nobles Nicken in Richtung Großfamilie oder Chauffeurdienst.
Trotz seiner imposanten Größe wirkt der Range Rover LWB Autobiography angenehm zurückhaltend. Während manche deutsche SUVs optisch lautstark ihre Leistung zur Schau stellen, flüstert der Brite lieber: „Ich könnte. Wenn ich wollte.“ Ein Gentleman auf Rädern eben.
Am Heck wird’s dann richtig subtil: Die Rückleuchten bleiben im Stand nahezu unsichtbar – ein raffinierter Trick, der dem cleanen Design den letzten Schliff gibt. Erst bei aktivem Licht zeigen sich die LED-Elemente und setzen ein dezentes Ausrufezeichen.
Luxus muss nicht laut sein. Manchmal reicht ein langer Blick – und ein noch längerer Radstand.
Und innen?
Willkommen im neuen Range Rover LWB Autobiography – oder wie man im Königshaus sagen würde: „Die Rückkehr des automobilen Feudalismus, bitte in Deep Garnet.“ Was sofort auffällt: Hier regieren Raum, Ruhe und Raffinesse. Die verlängerte Karosserie macht sich innen mehr als bezahlt. Selbst Basketballspieler dürften im Fond ungeniert die Beine übereinanderschlagen – und hätten dabei noch Platz für eine Portion Contenance.
Vorne blickt man über eine scheinbar endlose Motorhaube, ohne sich von ihr erdrückt zu fühlen – kein Festungscharakter, eher das Gefühl, in einem mobilen Salon zu residieren. Die Instrumententafel präsentiert sich klassisch in ihrer Grundstruktur, bietet aber eine Armada an moderner Technik, darunter ein gestochen scharfes digitales Cockpit. Alles wirkt durchdacht, edel – und mit der Liebe zum Detail, die man bei einem Basispreis jenseits der 170.000 Euro auch erwarten darf.
Der luxuriöse Eindruck wird nur durch eines getrübt: die Lautsprecherabdeckungen. Kunststoff. Im Ernst. In einem Fahrzeug mit optionaler Soundsymphonie für über 5.000 Euro (Spoiler: sie klingt fantastisch) darf man mehr erwarten – sogar ein Mazda3 gibt sich da eleganter.
Im Fond? Eher Yachtlounge als Rücksitzbank. Das optionale Executive-Comfort-Paket verwandelt die Rücksitze in Massageoasen mit bis zu 24 Einstellmöglichkeiten. Ein zentrales Touch-Bedienfeld, versenkbare Cupholder, Klimatisierung, Heizung, Belüftung – kurz: Man steigt besser ein als aus. Und das alles im schicken Farbton „Deep Garnet“ – ein Dunkelrot, welches bestens mit der dezent-grauen Außenlackierung in Charente Grey harmoniert.
Und für das Gepäck? Bis zu 2.050 Liter Ladevolumen und eine geteilte elektrische Heckklappe, deren untere Hälfte sogar als Sitzbank dient. Royaler kann man Picknicken wirklich nicht.
Der Antrieb des Range Rover LWB
Der Fahrerplatz im Range Rover LWB Autobiography? Durchaus ein Ort, den man freiwillig nicht räumt. Warum? Ganz einfach: Unter der Haube arbeitet ein Reihensechszylinder-Turbodiesel, der mit der Grazie eines Konzertflügels anschlägt – und mit dem Punch eines Boxerchampions liefert. 351 PS und ein Drehmoment von 700 Nm schieben den über 5,25 Meter langen Briten derart geschmeidig an, dass selbst Sportwagenfahrer das Stirnrunzeln anfangen.
Von 0 auf 100 km/h in 6,1 Sekunden – mit einem Gewicht jenseits der 2,5 Tonnen-Marke? Chapeau. Dank 48-Volt-Mildhybridsystem startet der Diesel unmerklich, die 8-Gang-Automatik sortiert die Gänge so sanft, dass man fast vergisst, überhaupt zu fahren. Außer im Dynamic-Modus – da zeigt der Lord dann kurz mal seine tätowierte Schulter.
Die Allradlenkung? Ein Segen. Trotz XXL-Format kurvt der Range Rover LWB fast so wendig wie ein Mittelklassewagen. Die Luftfederung? Pure Magie. Sie lässt Bodenwellen und Kopfsteinpflaster einfach verschwinden. Selbst lange Autobahnetappen fühlen sich an wie First Class – ganz ohne Lounge-Zugang.
Die Wankstabilisierung sollte mit an Bord
Natürlich, etwas Seitenneigung bei flotten Kurven bleibt. Kein Wunder bei dieser Masse. Doch dank Wankkontrolle bleibt der Brite stets gefasst – charmant mit leichtem Neigungsgrinsen, könnte man sagen. Allerdings hatte unser Testwagen als eines von sehr wenigen Optionen das sogenannte „Dynamic Response Pro“ nicht an Bord, wodurch die elektromechanische Wankstabilisierung fehlte. Wir empfehlen an dieser Stelle, das Kreuz bei dem 3.200 Euro teuren System zu setzen. Wer auf die volle Ladung Performance nicht verzichten möchte – und dies auch in einem Range Rover wünscht – sollte zusätzlich weitere 1.200 Euro in das aktive Sperrdifferenzial hinten investieren, wodurch sich der große Brite noch agiler in Kurven verhält.
Ungeachtet dessen bleibt der Range Rover auch im Gelände ein Könner. 295 mm Bodenfreiheit, 900 mm Watttiefe und diverse Offroad-Programme sprechen für sich. Und der Verbrauch? Mit 7,9 Litern im Schnitt und 5,6 Litern auf der Sparrunde fast schon… schottisch. In der LWB-Version wird eben nicht nur Komfort, sondern auch Effizienz großgeschrieben.
Assistenz, Technik & Ausstattung
Autobiography – das klingt nicht nur nach Memoiren britischer Premierminister, sondern ist beim Range Rover auch eine Ausstattungslinie, die sich eher wie ein Gutshof auf Rädern anfühlt. Während HSE den Einstieg markiert, hebt der Autobiography die Latte spürbar höher. Und das bei einem Fahrzeug, das serienmäßig ohnehin schon mit mehr Technik aufwartet als so mancher Mittelklasse-Flughafen.
Was steckt drin? Luftfederung, Allradlenkung, Terrain-Response, Matrix-LED-Licht – und das ist erst der Anfang. Besonders charmant in der LWB-Variante: Die Kombination aus XXL-Beinfreiheit und Hightech-Ambiente fühlt sich an wie eine Lounge, deren Designer zuvor in einem Savile Row-Anzugladen gearbeitet haben.
Optional beim HSE und serienmäßig beim Autobiography, war bei unserem Testwagen das Meridian Signature Sound System an Bord – im HSE für rund 5.500 Euro kein Schnäppchen, aber akustisch ein Erlebnis. 1.680 Watt, 35 Lautsprecher und Klangtreue, die feinsinnigere Ohren zu Tränen rühren könnte. Besonders clever: Lautsprecher in den Kopfstützen filtern störende Geräusche heraus – so hört man nur, was man auch wirklich hören will. Sehr britisch.
Kleine Schwächen? Das Panorama-Glasschiebedach hatte gelegentlich Starallüren und schloss nur auf halber Strecke – nach einigen Kilometern dann aber doch ganz. Auch die kabellose Ladestation zeigte sich nicht ganz standesgemäß und war bei zu viel Hitze schnell überfordert.
Dafür glänzten Anhängerkupplung (elektrisch versenkbar, 3,5 Tonnen Zuglast!) und das in zwei Stufen gekühlte Fach in der Mittelkonsole – ideal für empfindliche Inhalte oder spontane Picknickpläne. Auch das Matrix-LED-Licht gab keiner Anlass zur Kritik. Hell, homogen und weit ausleuchtend, machen diese Scheinwerfer jede Nachtfahrt zum entspannten Unterfangen. Der Range Rover setzt übrigens noch – sinnvollerweise – auf eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage, die im Test oft für den entsprechenden Durchblick sorgte.
Kurzum: Komfort, Technik und britische Exzentrik in perfekt dosierter Mischung.
Varianten & Preise des Range Rover LWB
Wer glaubt, ein Range Rover LWB sei ein schnöder Diesel-SUV, wird hier eines Besseren belehrt. Für mindestens 159.200 Euro rollt man mit dem kräftigen 3.0-Liter-Reihensechszylinder und 351 PS los – gerade einmal 4.000 Euro mehr als für die Version mit kurzem Radstand. Kein Wunder, dass der D350 schnell zur eierlegenden Wollmilchsau unter den großen Briten avanciert.
Die Einstiegsausstattung für den LWB heißt HSE. SE? Gibt’s nur für den Kurzen. Drüber rangiert die noblere Linie: Autobiography – hier startet man bei mindestens 177.000 Euro. Noch eine Schippe drauf legt die sportliche SV-Variante ab 237.400 Euro.
Wer gern zu siebt unterwegs ist, wählt die Langversion (LWB) mit sieben Sitzen – der Aufpreis fällt mit 3.100 Euro überraschend moderat aus. So startet der 7-Sitzer bei 162.300 Euro. Die zusätzliche Länge sorgt für mehr Platz und Komfort, der sich nicht nur in entspannten Fondpassagieren zeigt, sondern auch in der Option auf eine dritte Sitzreihe. Der kurze Range Rover ist weder für Geld noch für gute Worte mit mehr als fünf Plätzen zu bekommen.
Und weil Vielfalt König ist, bietet Range Rover für den LWB neben dem D350 weitere Motoren an: den Plug-in Hybriden P460e mit 460 PS ab 162.500 Euro, den P530 genannten, 4,4 Liter großen V8-Benziner mit 530 PS ab 200.300 Euro sowie das Topmodell P615, welches ebenfalls aus einem V8-Biturbo 615 PS generiert. Letzterer ist ausschließlich in Verbindung mit der SV-Ausstattung erhältlich und kostet mindestens 271.300 Euro.
Kurz gesagt: Egal ob Diesel oder Benziner, SWB oder LWB – Range Rover zeigt, dass Luxus auch vielschichtig sein kann. Und der britische Gentleman bleibt dabei stets charmant zurückhaltend.
Kundenfeedback
Wer sich für den Range Rover LWB entscheidet, tut das selten aus einer Laune heraus – sondern mit Überzeugung. Und genau das spiegelt sich auch in den Rückmeldungen seiner Besitzer wider. Die Kundenmeinungen zum Langversion-Modell des britischen Luxus-SUVs fallen fast durchweg begeistert aus. Gelobt wird vor allem das großzügige Raumgefühl im Fond. Viele beschreiben den hinteren Bereich als „fahrende Business-Class“, manche sogar als „mobilen Spa mit Sitzheizung“. Besonders die Lounge-Funktion mit den elektrisch verstellbaren Einzelsitzen im Fond sorgt für durchweg glänzende Augen – nicht nur bei Mitfahrern.
Auch der Einstieg hinten wird von Kunden als komfortabel und elegant hervorgehoben. Die verlängerte Türöffnung wirkt dabei wie ein dezenter Hinweis darauf, dass man hier eben nicht in irgendein SUV einsteigt – sondern in einen Range Rover LWB. Technisch loben viele die Luftfederung, die in Kundenkreisen als „gleitend“, „sänftengleich“ oder „unverschämt bequem“ beschrieben wird. Und das nicht nur auf Landstraße und Autobahn, sondern auch im urbanen Alltag.
Die meisten Fahrer:innen zeigen sich positiv überrascht von der Wendigkeit des großen Fahrzeugs – dank Allradlenkung fühlt sich der XXL-Brite kleiner an, als er ist. Kritik gibt es vereinzelt für die überhitzungsanfällige Wireless-Charging-Funktion oder das Panoramadach, das gelegentlich etwas eigenwillig agiert. Doch fast durchgängig ist die Kernaussage klar: Wer sich einmal an den Komfort und die Präsenz des Range Rover LWB gewöhnt hat, will nichts anderes mehr fahren.
Kurz: Der verlängerte Brite ist ein Kundenliebling – und das mit Ansage.
Fazit zum Range Rover LWB
Butter bei die Highlands: Viel mehr Luxus auf vier Rädern geht aktuell kaum. Der Range Rover LWB Autobiography D350 zeigt eindrucksvoll, wie man klassischen Offroad-Charme mit modernster Technik und First-Class-Komfort zu einem rollenden Gesamtkunstwerk kombiniert. Seit über 50 Jahren definiert der Range Rover die Idee vom edlen Gelände-SUV – und in dieser Generation erreicht er ein Niveau, das nur noch schwer zu toppen ist.
Vor allem als D350 mit langem Radstand spielt der Brite seine Stärken voll aus: ein grandioser Reihensechszylinder-Diesel, der mit kultivierter Souveränität und beeindruckender Effizienz glänzt. Wer V8-Power erwartet, bekommt sie – aber ohne das Brüllen, sondern mit britischem Flüsterton. Dass demnächst eine vollelektrische Version kommt? Nett, aber man fühlt sich mit diesem Diesel so modern, dass man es fast vergisst.
Natürlich gibt’s Kleinigkeiten: Die fehlende Premium-Anmutung einiger Lautsprecherabdeckungen, die störrische kabellose Ladestation oder die sanfte Neigung in Kurven – geschenkt. In Summe bleibt der Eindruck eines Fahrzeugs, das deutlich mehr kann, als es zeigt. Kein Protz, kein Posen – einfach nur Klasse.
Der Vergleich mit deutschen Wettbewerbern hinkt nicht – er ist schlicht überflüssig. Der Range Rover fährt in einer eigenen Liga. Eher Yacht als SUV. Eher Gentleman’s Club als Cockpit. Eher Statement als Auto.
Perfekt? Nicht ganz. Aber verdammt nah dran.
Konkurrenzmodelle
Im Club der extralangen Luxus-SUVs sitzt der Range Rover LWB keineswegs alleine am Kaminfeuer. Doch während er sich gerne als stilvoller Abenteurer mit akademischer Vergangenheit gibt, treten seine Mitbewerber zum Teil mit deutlich anderem Selbstverständnis auf.
Da wäre etwa der Bentley Bentayga EWB – britisch wie der Range Rover, aber mit klarerem Fokus auf Chauffeurbetrieb und Statussymbolik. Mehr Glanz, weniger Gelände – dafür Sitzmassagen, die beinahe meditativ wirken. Kunden, die Wert auf Leder in 42 Farbtönen legen, könnten hier schwach werden.
Noch dekadenter wird’s beim Rolls-Royce Cullinan. Mehr Rolls geht nicht, mehr SUV… na ja. Wer einen Cullinan fährt, will gesehen werden. Und dass er alles bezahlen kann. Fahrkomfort? Grandios. Emotionaler Nutzwert? Diskussionswürdig. In puncto Geländetauglichkeit steht er dem Range Rover allerdings klar im Schatten – das bleibt die Domäne des Altmeisters.
Der Mercedes-Maybach GLS bringt deutschen Perfektionismus ins Spiel: leise, luxuriös, mit einem Interieur wie eine Fünf-Sterne-Suite. Allerdings fehlt ihm der Hauch Abenteuerlust, den der Range Rover so nonchalant mitbringt. Und während der Brite auch mal durch Matsch darf, bleibt der Maybach lieber auf Asphalt.
Der BMW Alpina XB7 wiederum zeigt, dass auch sportlicher Luxus möglich ist. Basierend auf dem klassischen X7 vom BMW, gibt sich der Alpina dynamischer, aggressiver, aber auch härter im Auftritt als der Range. Komfort? Top. Geländewille? Eher symbolisch.
Kurzum: Jeder hat seine Stärken – doch wer neben Prestige auch auf echte Vielseitigkeit, britischen Charme und eine Prise Understatement setzt, landet zwangsläufig beim Range Rover LWB. Und dort bleibt man erfahrungsgemäß gern etwas länger.
Text / Fotos: NEU!
Kamera: Canon EOS 6D